„Wir kennen keine Grenzen“ – Zwischen Deutschland und den Niederlanden
Als sich der arbeitssuchende Sven W. (35) aus Krefeld vor vier Jahren dazu entschied, einen Job als Kommissionierer bei Broekman Logistics in Venlo anzutreten, war das der Anfang einer Win-Win-Situation. Die guten Arbeitsbedingungen im Unternehmen, das freundliche Miteinander unter den Kollegen und das offene Verhältnis zu seinem Chef ermutigten ihn, trotz anfänglicher Sprachbarrieren, eine Ausbildung zur Fachkraft Lagerlogistik dranzuhängen. Sven W. konnte sogar bei Broekman Logistics bleiben. Er arbeitet hochmotiviert in seinem neuen Job, sein Niederländisch wird immer besser, und er kann von seinem Gehalt seine kleine Familie in Deutschland ernähren. Ein gelungener Seitenwechsel.
Rund 30.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pendeln bereits aus den Grenzregionen Nordrhein-Westfalens in die Niederlande. Aus der Gegenrichtung sind es rund 10.000. Vor allem die niederländische Logistikbranche, aber auch der Pflege- und Gesundheitssektor, bietet Berufsanfängern, Berufsrückkehrern und Menschen, die sich beruflich neu orientieren möchten, jede Menge Chancen. Diese aufzuzeigen, ist Ziel der Jobaktiv-Messe am 14. und 15. November im KönigPALAST. Sie steht unter dem Motto „Wir kennen keine Grenzen“ und bietetneben einem qualifizierten Arbeitsmarkt-Überblick vor allem individuelle Beratungen im Bereich des grenzüberschreitenden Arbeits- und Ausbildungsmarktes für Deutsche und Niederländer.
Ausrichter ist die Bundesagentur für Arbeit, die die Messe erstmals in Krefeld veranstaltet. Dr. Bettina Rademacher-Bensing, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld und Kreis Viersen, freut sich über den Zuschlag: „Wir haben die Jobaktiv-Messe durch unseren grenzüberschreitenden Schwerpunkt hierherholen können. Bereits seit vielen Jahren pflegen wir Kooperationen mit niederländischen Partnern.“
- Dr. Bettina Rademacher-Bensing, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld und Kreis Viersen: „Bereits seit vielen Jahren pflegen wir Kooperationen mit niederländischen Partnern.”
Qualifizierte Gespräche ohne Voranmeldung
40 Aussteller verteilen sich auf sechs sogenannte Themeninseln, bei denen das persönliche Gespräch zwischen potenziellen Bewerbern und Arbeitgebernbeziehungsweise Hochschulvertretern im Vordergrund steht. Aus Deutschland und den Niederlanden präsentieren sich gewerblich-technische Arbeitgeber wie Siemens Mobility, die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein und der Autoteilehersteller MGG aus Tegelen. Außerdem dabei sind deutsche und niederländische Unternehmen aus den Bereichen Lager/Logistik und Soziales/Pflege/Gesundheit/Öffentlicher Sektor. Angehende Studenten bekommen Informationen von sieben niederländischen und sechs deutschen Hochschulen. Hinzukommen Beratungsangebote, beispielsweise der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur oder die Euregio Rhein-Waal.
„Die Themeninseln sind deshalb so toll, weil dort qualifizierte Gespräche möglich sind, und zwar ohne Voranmeldung“, betont Bettina Rademacher-Bensing.
Willkommen ist zum Beispiel der Absolvent mit einem mittleren Bildungsabschluss, der sich für einen Job in den Niederlanden interessiert. Oder der Arbeitssuchende ohne Ausbildung, der sich nach grenzüberschreitenden Möglichkeiten erkundigen möchte. Oder die Mutter, die vor vielen Jahren eine Ausbildung im Textilbereich gemacht hat, dann Kinder bekam, sich nun neu orientiert und in den kommenden 25 Jahren bis zur Rente im Gesundheitswesen in den nahen Niederlanden arbeiten möchte.
„Die Jobaktiv-Messe ist ein klares Bekenntnis zum Zusammenwachsen der Niederlande und Nordrhein-Westfalens zu einem gemeinsamen Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsraum.“
(Schirmherr Armin Laschet, NRW-Ministerpräsident)
„Business–Knigge“ und Fachvorträge
Die Themeninseln sind im Foyer und im Innenraum des KönigPALASTs zu finden. Dort steht auch eine Bühne, auf der im Stundentakt interessante Informationen vermittelt werden, zum Beispiel, wie man seine beruflichen Kompetenzen erkennt oder was man als Deutscher vor einem Vorstellungsgespräch in den Niederlanden wissen sollte – Stichwort „Business Knigge“. Er vermittelt auch Besonderheiten niederländischer Kommunikations- und Unternehmenskultur.
Wer tiefergehende Informationen zu Spezialthemen benötigt, kann an beiden Tagen Fachvorträge besuchen, die in einem abgetrennten Seminarbereich stattfinden. Die Teilnahme ist auch hier ohne Anmeldung möglich. Großer Vorteil: Es darf nachgefragt werden. Die Schwerpunkte sind an beiden Tagen dieselben. Referenten informieren über das duale Studium an der Hochschule Niederrhein. Sie geben außerdem Tipps zur Bewerbung, zur digitalen Berufsorientierung und fürs Studieren und Arbeiten in den Niederlanden. Ein weiterer Vortrag befasst sich mit Unternehmensgründungen in Deutschland.
Die guten Erfahrungen der Jobcenter Krefeld und Viersen belegen, dass grenzüberschreitendes Arbeiten eine erfüllende Alternative zur Arbeitssuche vor der eigenen Haustüre sein kann. „Vor allem im Bereich der Logistik sind viele Arbeitssuchende dauerhaft untergekommen“, weiß Bettina Rademacher-Bensing und ergänzt: „Die Niederländer gehen anders mit Mitarbeitern um. Für sie ist die Persönlichkeit wichtiger als ein lückenloser Lebenslauf, das Alter und Zertifikate. Wir bekommen viele positive Rückmeldungen, die uns das bestätigen.“ Der Seitenwechsel von Sven W. aus Krefeld ist nur ein positives Beispiel. //pet
Die Jobaktiv-Messe im KönigPALAST: 14. und 15. November, 10 bis 17 Uhr
Interessenten wird empfohlen, sich vorab das Programm zu besorgen, um den Besuch individuell planen zu können. Es ist erhältlich im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Agentur für Arbeit, Philadelphiastraße 2, Krefeld