Vom „Baumstamm“ zum „Welldancer“

Udo Kostorz strahlt über das ganze Gesicht, als er Joachim Wicher und dessen Frau Monika beim Discofox zu „Ja, ich will“ von Andrea Berg zusieht. Nur winzige Korrekturen sind noch notwendig, denn die beiden beherrschen Rhythmus und Figuren wie im Schlaf und haben vor allem sichtlich Spaß am Tanzen. Vor vier Monaten sah das noch anders aus: Damals wagte Tanzmuffel Joachim (64) erstmals das „Experiment Tanzschule“. Wie ein „Baumstamm“ zum begeisterten Tänzer wurde und warum das Tanzen eine Beziehung vertiefen und beleben kann, erzählt diese Reportage.

 

Joachim Wicher ist einer von rund 15.000 Tanzmuffeln, die in der Tanzschule von Udo und Yvonne Kostorz in den vergangenen 35 Jahren Erfahrungen gemacht haben, die sie sich niemals hätten träumen lassen. Aus
selbsternannten „Bewegungs-Legasthenikern mit zwei linken Füßen“ und „Grobmotorikern ohne Rhythmusgefühl“ wurden nämlich innerhalb weniger Wochen Menschen, die sich plötzlich für Rumba, Walzer & Co. begeistern. Ein Verdienst, das Tanzschulchef Udo Kostorz zuzuschreiben ist, denn der empathische, drahtige 59-Jährige hat das Tanzlehrer-Gen. Das setzt sich zusammen aus der richtigen Mischung zwischen Didaktik und Gefühl, Menschenkenntnis und Psychologie, Lebensfreude und Liebe zum Tanzen. Oder, wie es Joachim Wicher ausdrückt: „Udo macht das auf eine so lockere Art und Weise, dass ich meinen Kopf ausschalten kann, ohne Schritte und Figuren zu vergessen und dabei auch noch richtig Spaß habe. Er ist ein sozialpädagogisches Lehrertalent für Tanzmuffel, wie ich einer war.“

„Das ist doch nicht mein Mann!“ 

Der ehemalige „Tanzmuffel“ Joachim Wicher genießt das gemeinsame
Hobby mit seiner Frau Monika

Die Hochzeit seines Sohnes im November vergangenen Jahres war der Auslöser für Joachims Wichers O.K. zum Einsteigerkurs in der Tanzschule Kostorz. Vorausgegangen waren einige kläglich gescheiterte Crashkurse
in anderen Tanzschulen, „unter anderem ein Squaredancekurs, der nachher nur noch in Stress ausgeartet war“, berichtet Joachim Wicher. Umso überraschter waren die versammelte Patchworkfamilie und Freunde, als das
Ehepaar bei der Hochzeitsfeier plötzlich einen flotten Discofox aufs Parkett legte. Trotzdem hatte es rund 15 Jahre gedauert, bis Monika Wicher ihren Mann überredet hatte. Ihre Tochter, die seinerzeit die Tanzschule Kostorz besucht hatte, empfahl Udo und sein Team, und Monika erinnerte sich sofort an die schönen Abschlussbälle mit der tollen Stimmung. Die Tanzschule war gefunden, und auch ihr Mann war im Herbst vergangenen Jahres bereit. Schon in der ersten Tanzstunde hatte Joachim einen „Aha-Effekt“ und sagte: „Ich kann es ja doch.“ Ehefrau Monika war sichtlich perplex und meinte: „Das ist doch nicht mein Mann!“. Darüber hinaus waren beide Partner glücklich darüber, endlich ein gemeinsames Hobby gefunden zu haben. Dann die Überraschung an Weihnachten: Joachim schenkte seiner Frau und sich einen weiteren Kurs, der im März endet. Die Leidenschaft fürs Tanzen endet bei den beiden dann aber ganz bestimmt noch lange nicht, denn dadurch hat auch ihre Ehe neue Glücksimpulse bekommen.

„Feeling first“

Warum Tanzen das Gefühl anspricht und sogar Herzen miteinander verbinden kann, das erzählt die Liebesgeschichte von Tina Midik (49) und Andreas Köster (54). Die beiden waren von ihren früheren Partnern sehr verletzt worden. Bemühungen, einen neuen Lebensgefährten im beruflichen Umfeld oder über das Internet zu finden, waren gescheitert. Und da beide Spaß am Tanzen hatten, beschlossen sie vor genau drei Jahren, einen Single-Kurs in der Tanzschule Kostorz zu besuchen – natürlich unabhängig voneinander. Als Tina von der ersten Begegnung mit Andreas erzählt, schießen kleine Tränen der Rührung in ihre Augen, und ihre Stimme wird zärtlich: „Es war so, als hätte jemand meinen Blick zu ihm gelenkt. Ich wollte mich dagegen wehren, weil ich es zu aufdringlich fand, aber es funktionierte einfach nicht.“ Andreas ging es genauso, obwohl mindestens 20 weitere Menschen im Saal waren. In den kommenden Tanzstunden funkte es dann heftig zwischen den beiden.

„Wir spüren uns ganz neu“

„Beim Tanzen spüren wir uns ganz neu und nehmen die Stimmungen des anderen unmittelbar wahr. Die Zeit bleibt für uns stehen, und wir geraten in eine Art Trance“, erzählt Andreas und bestätigt damit ein Phänomen, das Udo Kostorz sogar wissenschaftlich untermauern kann und zur Philosophie seiner Tanzschule gemacht hat: „In der Hektik unserer Leistungsgesellschaft ist es wichtig, unser inneres Gleichgewicht zurückzubekommen. Tanzen ist dafür wie geschaffen. Es hält Körper und Geist jung und schützt sogar vor Alzheimer. Tanzen ist lebendige Entspannung und sorgt bei Paaren für sinnliche Momente.“ Udo Kostorz nennt das plakativ „Welldance“. Die ersten Tanzschritte vermittelt er daher auch zunächst über das Gefühl und nicht über den Verstand. Deshalb werden unerfahrene Tänzer zu Beginn des Kurses durch spezielle „Fühl-Übungen“ mit der nonverbalen Kommunikation vertraut gemacht. Was sich theoretisch kompliziert anhört, versteht jeder sofort, der zum ersten Mal seinem Tanzpartner gegenübersteht, dessen Hände spürt, in dessen Augen schaut und dann wie von alleine dem sanften Druck auf die Schulter nachgibt und einen Schritt zur Seite macht: den ersten Tanzschritt. Nach den ersten gemeinsamen Tanzschritten gingen Tina und Andreas übrigens privat weitere: sie zogen zusammen, haben sich verlobt und werden im September heiraten.

Yvonne und Udo Kostorz: „Wir möchten möglichst viele Menschen
für das ,Hobby zu zweit‘ begeistern.“

Es ist eine von vielen „Tanzschulbeziehungen“, die Yvonne Kostorz seit über 30 Jahren immer wieder erlebt. Die zweifache Mutter hat ihren künftigen Mann übrigens 1984 in einem Rock’n’RollKurs seiner Tanzschule kennengelernt. „Es war eine klassische Schüler-Lehrer-Beziehung und Liebe auf den ersten Tritt“, schmunzelt Udo Kostorz. Acht Jahre später kam Tochter Lara zur Welt. Die 26-Jährige absolviert zurzeit die Tanzlehrerausbildung beim Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV). Sohn Tim (23) macht gerade seinen Master im Studiengang Elektrotechnik an der RWTH Aachen. Das ist der Kern der 18-köpfigen Kostorz-Tanzschulfamilie, mit der sich seit den Anfängen vor 35 Jahren viele tausende Tanzschüler aus Krefeld und Umgebung verbunden fühlen.

Tanzschule Kostorz
Marktstraße 55, 47798 Krefeld
Telefon: 02151-26626 (mo-fr 16-20 Uhr)
Mail: service@tanzschule-kostorz.de
Web: www.tanzschule-kostorz.de