4 Pfoten für Sie: Besuchsdienst für Demenzkranke – ein Neues Projekt der salvea stiftung

Die Hand von Werner M. greift beherzt ins Fell von Gasthund Snobby und krault ihn an Hals und Rücken. Die Bulldogge freut sich über den Kontakt zum Menschen und fordert lebhaft mehr Streicheleinheiten. Und der Mensch erlebt einen Glücksmoment. Einen Moment, den der an Demenz erkrankte 72-jährige Ingenieur aus früheren Jahren kennt und immer sehr genossen hat. Heute ist Besuchstag von Snobby und seinem Herrchen. So wird es auch bald in Krefeld sein, wenn das Projekt „4 Pfoten für Sie“ hier angelaufen ist.

Hund, BulldoggeEs ist eine große Aufgabe, die ein solches Hunde-Mensch-Team Woche für Woche ehrenamtlich leistet. Denn Snobby und sein Herrchen sorgen für Abwechslung im Leben des vormals aktiven Rentners, dessen Alltag seit seiner Demenz-Erkrankung nicht viele Höhepunkte hat. Damals hatte Werner M. (Name von der Redaktion geändert) selbst einen Hund, einen kleinen Münsterländer. Doch nachdem seine Frau gestorben war und bei ihm vor drei Jahren Demenz diagnostiziert wurde, wäre ein eigenes Tier unverantwortlich. Jetzt bringt das Projekt „4 Pfoten für Sie“ ein Stück Alltagsnormalität zurück.

„Mit ,4 Pfoten für Sie‘ kann ich dazu beitragen, das Leben von Demenzkranken ein bisschen schöner zu gestalten.“

Die salvea stiftung hat „4 Pfoten für Sie“ nach Krefeld geholt. Geschäftsführerin Dorothea Kisielinski, selbst große Tierliebhaberin, war bei ihrer Recherche nach einem förderungswürdigen Projekt, bei dem sich Mensch und Tier gemeinsam engagieren, auf die Initiative aus Köln gestoßen: „Nach einem Gespräch mit Änne Türke, der Mutter dieser Idee, war ich hellauf begeistert. Das Konzept entspricht genau dem Kerngedanken unserer Stiftung, vor Ort Gutes in der Gesundheitsförderung zu tun.“

Nach mittlerweile zehn Jahren Projekttätigkeit in der Domstadt haben die rund 80 Besuchsteams dort gute Resultate zu vermelden. Die Demenzkranken erfahren ein spürbares Mehr an Lebensqualität, und Angehörige werden entlastet. In Krefeld sind die Rahmenbedingungen für den Projektableger bereits geschaffen. Mit 15.000 Euro wurde die Finanzierung durch die salvea stiftung angeschoben. Das Geld fließt in Eignungstests, Seminare und künftige Schulungen. Einen großen Beitrag leisten auch die Alexianer Krefeld. Sie bringen Personal und ein umfangreiches Startpaket in das Projekt ein. Die Fischelner Hundeschule „Mantrailing Unlimited“ von Sebastian Schwerdt (die auch in das Kölner Projekt involviert ist) sorgt für die professionelle Ausbildung von Hundehaltern und ihren Tieren. Am Ende steht der „Hundeführerschein“. Der bescheinigt dem Hundehalter neben theoretischem Fachwissen auch die Kompetenz, sein Tier in jeder Situation unter Kontrolle zu haben. Dazu gehört beispielsweise, dass der Hund beim Besuch in der fremden Wohnung oder im Seniorenheim keine Tabletten auffrisst oder Möbel anknabbert.

Nadine Cujai

Nadine Cujai vom Gerontopsychatrischen Zentrum des Alexianer-Krankenhauses

Für die zusätzliche Qualifizierung der Hundehalter zu sogenannten zertifizierten Alltagsbegleitern für Menschen mit Demenz sind Nadine Cujai und Rebecca Deis vom Gerontopsychiatrischen Zentrum des Alexianer-Krankenhauses Krefeld zuständig, dem auch die Projektleitung obliegt. Auch in Köln ist das Alexianer-Krankenhaus medizinischer Partner.

In diesen Wochen wird „4 Pfoten für Sie“ in der Seidenstadt konkret auf die Beine gestellt. Deshalb sucht die salvea stiftung engagierte Hundehalter, die mit ihrem Tier ehrenamtlich Demenzkranke besuchen möchten. Die Vierbeiner müssen charakterlich standfest und Menschen gegenüber offen sein. Hundetrainer Sebastian Schwerdt räumt abschließend noch mit dem Vorurteil auf, dass nur als Familienhunde bekannte Rassen geeignet sind: „Wir freuen uns über jede Rasse und jeden Charakter. Denn manche Menschen mögen einen kleinen, lebhaften Hund, andere wiederum einen großen, ruhigen.
Wir wollen die passenden Hunde mit den passenden Menschen zusammenbringen. Nur so können wir positive Erlebnisse für beide Seiten schaffen. Das einzig Wichtige ist: Der Besitzer muss seinen Hund im Griff haben. Das ermitteln wir bei einem Eignungstest. Darüberhinaus helfen wir später auch dabei, diesen Weg meistern zu können.“

Die ersten Schulungen für Mensch und Hund sind an drei Wochenenden im Mai und Juni angesetzt. In regelmäßigen Abständen finden Auffrischungs-Schulungen statt.

Dorothea Kisielinski

Dorothea Kisielinski, salvea-stiftung

Auf interessierte Hundehalter kommen erst einmal 120 Euro für die Kurse zu. Die Ausgaben refinanzieren sich aber durch die Aufwandsentschädigungen, die pro Besuch von der Pflegekasse der Demenzkranken erstattet werden. „Dieser hohe Qualifizierungsaufwand zeigt, dass es uns darum geht, auf Dauer zuverlässige Mensch-Hunde-Teams zu finden, die diese anspruchsvolle Arbeit aus Überzeugung tun und nicht nach ein paar Wochen das Handtuch werfen“, so Stiftungsgeschäftsführerin Dorothea Kisielinski.

Schon bald werden dann auch in Krefeld hoffentlich die ersten Vierbeiner ihren ersten Besuchstag bei Demenzkranken absolvieren und dabei Gutes für deren Sinne und die Seele tun. Und die neuen Ehrenamtler werden mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, Teil eines sinnvollen, nachhaltigen Projekts zu sein.

 

Kontakt für Hundehalter und interessierte Familien mit einem Demenzkranken: Nadine Cujai und Rebecca Deis von der Gerontopsychiatrie des Alexianer Krankenhauses Maria-Hilf, Telefon: 02151-334-5277 / -7214

Das Kölner Projekt: www.4-pfoten-fuer-sie.de

Spendenkonto: salvea stiftung,
Kreditinstitut: Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE07700205000009826000, BIC: BFSWDE33MUE