Architekten haben eine besonders große Verantwortung gegenüber den Orten, an denen sie wirken, und gegenüber den Menschen, die an diesen Orten leben. Nicht nur bürgen sie für die einwandfreie Funktion und Sicherheit ihrer Erzeugnisse, sondern auch für das ästhetische Gesamtbild der Umgebung. So wie ein falsch gestimmtes Instrument das Spiel eines ganzen Orchesters ruiniert, kann ein unästhetisches Gebäude das Erscheinungsbild einer ganzen Stadt schmälern. Ingolf Eberlein ist Krefelder mit Leib und Seele und ist sich dieser besonderen Verantwortung gegenüber seiner Heimat bewusst. In den vergangenen 40 Jahren stellte er dies in vielfacher Weise gekonnt unter Beweis und zeichnet auch heute verantwortlich für zukünftig stadtbildprägende Projekte.

Architekt Ingolf Eberlein
„Krefeld braucht einen architektonischen Masterplan
und dieser Masterplan einen runden Tisch von Künstlern, Kulturschaffenden und Architekten.“
Wir treffen Ingolf Eberlein in seinem Büro in einem Mehrfamilienhaus in Krefeld, nur wenige Meter entfernt von der Rheinpromenade. Umringt von leinwandgroßen Bauzeichnungen und Konzeptgrafiken aktueller Projekte verrichtet der gebürtige Uerdinger hier gemeinsam mit seiner Frau und einer angestellten Architektin seine Arbeit. Das Leistungsspektrum des renommierten Büros ist dabei keinesfalls auf Großprojekte beschränkt. „Von der Machbarkeitsprüfung bis zur Umsetzung und von der Garage bis zum Logistikzentrum erfüllen wir jeden Auftrag“, betont der diplomierte Hochbauingenieur und fügt hinzu: „Darüber hinaus erstellen wir auch rechtssichere Baugutachten und Immobilienbewertungen.“
Dass dieser umfassende Service aus einer Hand gut ankommt, belegt ein Blick in die vollen Auftragsbücher des sympathischen und stadtbekannten Krefelders. Neben zahlreichen kleineren Bau- und Sanierungsprojekten befindet sich das Büro derzeit in der Abschlussphase zweier Großprojekte. Ein 8.200 Quadratmeter umfassendes modernes Logistik- und Bürozentrum, das bereits genehmigt und ausgeschrieben ist sowie eine über 2.000 Quadratmeter große Wohnanlage für Menschen jeden Alters, die in barrierefreien Wohngruppen leben wollen oder in eigenen Wohneinheiten von diesen Vorteilen indirekt profitieren.
Die Bandbreite der von Eberlein umgesetzten Projekte ist ein Spiegelbild seines architektonischen Ansatzes. „Ich selbst sehe mich als Generalist und bin kein Freund von Kompromissen. Funktionalität und Ästhetik bilden für mich stets eine Einheit. Ich mache mir daher sehr früh im Schaffensprozess Gedanken zur Umsetzbarkeit ästhetischer Ideen und überprüfe ihre Praxistauglichkeit“, so Eberlein, der nach biografischen Umwegen mit 28 in die Fußstapfen seines Vaters trat. Durch Leuchtturmprojekte wie das ehemalige Gebäude des britischen Armee-Versorgers „Naafi“ in Kempen hinterließ dieser am gesamten Niederrhein seine Spuren und erlangte überregionale Bekanntheit.
Ingolf Eberlein, der sich, geprägt durch seine Biografie, selbst als „Praktiker“ bezeichnet, machte zunächst eine Maurerlehre, arbeitete einige Jahre am Bau und strebte dann eine Karriere bei der Bundeswehr an. „Ich erlangte den Dienstgrad des Oberleutnants bei den Fallschirmjägern. Aufgrund meiner beginnenden Familienplanung entschied ich mich aber schlussendlich für einen anderen Weg“, erinnert sich der Architekt, der nach seinem Bundeswehr-Intermezzo letztlich sein Studium als Hochbauingenieur mit der Fachrichtung Architektur an der renommierten Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf in Rekordzeit absolvierte. „Im Büro meines Vaters und bei weiteren Architekten in Neuss und Krefeld verdiente ich mir dann meine ersten beruflichen Sporen, bevor ich schließlich mein eigenes Büro eröffnete“, resümiert der Krefelder.

An der Bahntrasse in Krefeld-Oppum entsteht zurzeit ein nicht nur optisch bemerkenswerter Wohnkomplex.
Sowohl die Verbindung von Ästhetik und Funktionalität als Credo des Architekten als auch das Bekenntnis zu Krefeld als Stadt mit großem architektonischen Potenzial lässt sich besonders gut an einem seiner derzeitigen Großprojekte illustrieren. In Sichtweite der Bahntrasse in Krefeld-Oppum entsteht zurzeit ein nicht nur optisch bemerkenswerter Wohnkomplex. „Die Idee für das noch namenlose Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe, denn Wohnraum für Menschen mit Handicap ist in Krefeld besonders knapp, und der Bedarf für ein inklusives Wohnprojekt war besonders in Oppum sehr groß“, erläutert Eberlein, der das anspruchsvolle Vorhaben in den vergangenen Jahren mit viel Ehrgeiz vorantrieb. Das rund 63 Meter lange und elf Meter breite dreigeschossige Wohnhaus, das durch seine bunte Fassade auffällt und an die Passagierdecks eines Kreuzfahrtschiffes erinnert, wird künftig inklusive Wohngemeinschaften sowie herkömmliche Zwei- und Dreiraumwohnungen beherbergen. „Wir rechnen mit der Fertigstellung des Rohbaus im Juni 2018 und dem Erstbezug im März 2019“, sagt der Architekt, der sich besonders darüber freut, dass er bei dem Projekt große Gestaltungsfreiheit genoss. „Es ist ein Positivbeispiel dafür, dass man auch in Krefeld ästhetisch nachhaltige Projekte realisieren kann – wenn alle Parteien mitspielen. Aus unserer Stadt kann man sehr viel machen, es mangelt allerdings an einigen Stellen an visionärem Denken“, appelliert Eberlein in Richtung Stadt und Bauherren und schlussfolgert: „Krefeld braucht einen architektonischen Masterplan und dieser Masterplan einen runden Tisch von Künstlern, Kulturschaffenden und Architekten.“ Sollte diese Zusammenkunft weitere Ergebnisse wie das bunte Wohnprojekt in Oppum hervorbringen, kann das für Krefeld wohl nur Gutes bedeuten.
Architekturbüro Eberlein
Am Oberfeld 20, 47829 Krefeld
Telefon: 02151-4767-23
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