Neulich stand ich mit meinen Kindern in einem Spielzeugwaren-Laden und beobachtete eine Mutter dabei,
wie sie ihr Kind fütterte. Nach jeder Portion, die im Mund des Kleinen verschwand, leckte sie genüsslich die Reste vom Löffel, ehe sie das mit Keimen kontaminierte Esswerkzeug ohne jedes Schuldbewusstsein erneut an die Lippen ihres Sprosses hielt. Dieses Verhalten zeigte mir wieder einmal, wie wichtig es, über die Entstehung von Karies aufzuklären. Denn: Karies ist eine Infektionskrankheit! Je später ein Kind mit Kariesbakterien in Berührung kommt, desto größer ist die Chance einer guten, langen Mundgesundheit.
Wer allerdings seine Kariesbakterien bereits in jungen Jahren auf seine Kinder überträgt, ist damit direkt und ohne Not für viele spätere Probleme verantwortlich. Der Mundraum ist mit all seinen verwinkelten Nischen ein wahres Paradies für die Keimvermehrung. Überall konkurrieren gute und schlechte Bakterien miteinander. Ist der Mundraum mit vielen guten Bakterien besetzt, haben es Kariesbakterien deutlich schwerer, einen Platz an den Schleimhäuten und zwischen den Zähnen zu finden. Infiziert sich ein Kind allerdings sehr früh mit Karies, entsteht rasch eine kritische Masse an Bakterien, die zunehmend Schaden anrichtet. Bitte lecken sie nicht den Löffel ihres Kindes ab! Das Gleiche gilt für den heruntergefallenen Schnuller oder den Kuss auf den Mund. Ich weiß, dass gerade Letzteres vielen Eltern sehr schwer fällt, aber sie tun damit ihrem Kind keinen Gefallen. Oft schieben Menschen schlechte Zähne auf schlechte Gene. In Wahrheit sind diese Probleme aber nicht geerbt, sondern erworben.
Ihr Wojtek Honnefelder
(Wojtek Honnefelder ist Zahnarzt und Spezialist für Ästhetische Zahnheilkunde.
Er schreibt in der KR-ONE über seinen beruflichen Alltag und Phänomene in der Zahnmedizin)