Inklusion - Agentur für Arbeit

Torben Krösch, Leiter des Teams für Rehabilitanten und schwer behinderte Menschen in der Arbeitsagentur

Die erste Dezemberwoche steht bundesweit im Zeichen der Menschen mit Behinderung, am 3. Dezember ist weltweit der „Internationale Tag der Menschen mit Behinderung“. Anlass genug für die Krefelder Agentur für Arbeit, das kollektive Bewusstsein für die Bedeutung von Inklusion im Berufsalltag zu schärfen.

Wenn der Weg zur Arbeit mehr als 40 Kilometer beträgt, schreckt das die meisten Menschen ab. Thomas B.* nicht. Jeden Tag bewältigt der 20-Jährige klaglos die lange Autofahrt von seinem Wohnort Niederkrüchten bis hin nach Krefeld, wo er als Tischler arbeitet, zu sehr freut er sich auf seinen Job, als dass ihm die vielen Kilometer etwas ausmachen könnten – denn der Weg ins Arbeitsleben war für ihn noch viel weiter.

Thomas B. hat eine Lernbehinderung: er lernt langsamer als andere Menschen, er begreift Zusammenhänge nicht so schnell. Mithilfe der Krefelder Agentur für Arbeit hat er eine Ausbildung als Tischler am Kolping-Bildungszentrum in Viersen absolviert, wo die Agentur für Arbeit 30 Plätze für lernbehinderte Jugendliche und junge Erwachsene bereit stellt, die ihre Fachrichtung am Bildungszentrum frei wählen können. Die Zusammenarbeit mit Viersen ist eine von zahlreichen Maßnahmen für die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsalltag, die die Agentur für Arbeit Krefeld natürlich auch in der Seidenstadt selbst fördert. „In Krefeld haben wir beim Bildungsdienstleister ,SBH West‘ am Grünen Dyk zwei Ausbildungsmaßnahmen zum Hauswirtschaftshelfer und Metallbauer für junge Menschen mit Beeinträchtigung mit insgesamt fünfzehn Ausbildungsplätzen“, verrät Torben Krösch, Leiter des Teams für Rehabilitanden und schwerbehinderte Menschen in der Arbeitsagentur.

Einerseits ist es dem 36-Jährigen gerade jetzt wichtig, daran zu erinnern, wie wichtig Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung für den Arbeitsalltag ist: die erste Dezemberwoche ist bundesweit die „Woche der Menschen mit Behinderung“, der 3. Dezember gar weltweit der „Internationale Tag der Menschen mit Behinderung“. Andererseits würde Krösch sich wünschen, dass die Bedeutung von Inklusion nicht nur für einen Tag oder eine Woche intensiv ins kollektive Bewusstsein rückt. Sondern, dass die Arbeitgeber und auch alle anderen Menschen ständig auf Empfang sind für dieses gesamtgesellschaftliche Thema. „In der Stadt Krefeld sind zurzeit 862 Menschen mit schwerer Behinderung bei uns als arbeitslos gemeldet, im Agenturbezirk Kreis Viersen und Krefeld sind es 1774 schwerbehinderte Menschen“, informiert Krösch. Alleine im Oktober 2015 sei die Anzahl arbeitssuchender Menschen mit Beeinträchtigung um 5,7 Prozent gestiegen im Vergleich zum Oktober 2014.

„Sie haben Bedenken, dass diese Menschen keine echten Leistungsträger sind. Dabei kann ein Mensch, der im Rollstuhl sitzt, genauso gut Büroarbeit am Schreibtisch verrichten, wie ein Mensch, der nicht im Rollstuhl sitzt.“

Viele Arbeitgeber scheuten immer noch stark davor zurück, einen Menschen mit einer Lernbehinderung oder einer körperlichen Beeinträchtigung einzustellen, „sie haben Bedenken, dass diese Menschen keine echten Leistungsträger sind“, erklärt Krösch. „Dabei kann ein Mensch, der im Rollstuhl sitzt, genauso gut Büroarbeit am Schreibtisch verrichten, wie ein Mensch, der nicht im Rollstuhl sitzt.“

Gerade weil Männer und Frauen mit Behinderung einen schweren Start ins Leben hatten, seien sie umso motivierter für die Berufswelt. „Wenn da der Einstieg klappt, dann sind diese Menschen so dankbar, dass sie gewillt sind, viel zu leisten, an ihre Leistungsgrenze zu gehen“, so Krösch. „Von den Arbeitgebern, die sich getraut haben und einen Menschen mit Behinderung eingestellt haben, erreichen uns immer wieder begeisterte Rückmeldungen, sie sagen uns: ,Ich kann diesem Mitarbeiter eine Aufgabe geben, und er erledigt die Aufgabe sofort und mit viel Spaß und Freude – ohne Wenn und Aber‘.“ Positive Feedbacks wie diese ermutigen Krösch und sein Team zusätzlich aktiv auf Unternehmen zuzugehen, ihnen vorzuschlagen, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung einzurichten, wobei die Agentur für Arbeit Krefeld auch ganz praktisch behilflich ist. „Überlegt ein Arbeitgeber beispielsweise Rampen für Rollstühle einzurichten oder einen größeren Bildschirm für einen sehbehinderten Mitarbeiter anzuschaffen, braucht er nur bei uns anzufragen, und wir schicken unseren technischen Beratungsdienst raus, der ihn dann direkt vor Ort berät.“

Zudem ermuntern Krösch und seine Mitarbeiter Firmen mit mehr als 20 Mitarbeitern, die unbesetzte Pflichtarbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen haben, diese Stellen zu besetzen, um die sonst jährlich anfallende sogenannte „Ausgleichsabgabe“ einzusparen. Denn diese müssen Unternehmen mit Pflichtarbeitsplätzen entrichten, wenn nicht mindestens fünf Prozent der Stellen an Arbeitnehmer mit Beeinträchtigung vergeben sind. „Statt die Ausgleichsabgabe zu zahlen, sollten sich die Arbeitgeber lieber von den positiven Impulsen bereichern lassen, die Menschen mit Behinderung neben ihrer großen Einsatzfreude und Leistungsbereitschaft mitbringen“, bekräftigt Krösch. „Sie stärken nämlich auch die soziale Empathie ihrer Kollegen, schaffen insgesamt ein wärmeres Betriebsklima und eine Atmosphäre der Begegnung, das ist wichtig für mehr Offenheit, Verständnis, Akzeptanz.“ Denn nur so gelingt die Inklusion wie bei Thomas B., dem jungen Mann mit der Lernbehinderung aus Niederkrüchten, der gerne für seinen Job die lange Autofahrt nach Krefeld auf sich nimmt – weil der Weg in die Normalität für ihn endlich kürzer geworden ist. //mut

Das Team für Rehabilitanden und schwerbehinderte Menschen in der Agentur für Arbeit Krefeld steht bei Fragen herzlich gerne zur Verfügung. Ansprechpartner sind Michael Metschies, Tel.: 02151 – 92 16 84,
E-Mail:Michael.Metschies@arbeitsagentur.de, und Elena Odenbach, Tel.: 02151 – 92 10 66, E-Mail: Elena.Odenbach@arbeitsagentur.de, montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr

*Name der Redaktion bekannt