Dicke Vorhänge verdunkeln die Scheiben, kalter Rauch liegt über dem Raum, in der Ecke stehen Spieleautomaten und Männer mit harten Gesichtszügen, aufgepumpten Armen und schwitzender Brust hieven mit fast schon animalischen Ausstößen Gewichte in die Luft. Es ist das Jahr 1988, als die „Muckibuden“ in Deutschland einen rauen Ruf genießen. Spritzen mit Aufputschmitteln hinter der Theke, verquere Typen und zwielichtige Gespräche, so stellen sich die Menschen die Pumphallen vor. „Ich habe oft gehört, dass sich Neugierige auf der Treppe wieder umgedreht haben, weil sie sich doch nicht reintrauten“, erinnert sich Jürgen Westermann lachend. „Die Bodybuilderkultur war damals nur etwas für harte Kerle.“

FitPark One

Seit mehr als 25 Jahren Geschäftspartner und Freunde (v.l.): Jürgen Westermann und Patrick Nieder

Mit schmalen Schultern und schlanken Gliedmaßen passt der damalige Lehramtsstudent da eigentlich gar nicht hinein: Statt der Hantel nimmt der Krefelder lieber die Skistöcke in die Hand, statt sich mit den Jungs im Gewichtheben zu profilieren, bietet er als erster Personaltrainer in Deutschland individuelles Lauftraining an. Trotzdem beschließt er, das Lehrerpult als Sport- und Mathelehrer gegen die Vision der Selbstständigkeit in der Sportbranche zu tauschen. Mit 30 Jahren übernimmt er seinen ersten Kraftraum an der Philadelphiastraße mit dem Namen, „Das aktuelle Sportstudio“. „Ich habe erstmal fast 40 Tonnen Müll aus dem Laden geholt“, erinnert sich Westermann. Anschließend passt der junge Sportlehrer den Trainingsbereich seinen eigenen Bedürfnissen an: Zusätzlich zum Kraftsport beginnt er, einzelne Kurse und Cardiogeräte zu integrieren. „Cardio bedeutet hier, dass ich Hometrainer kaufte, das ist natürlich nicht zu vergleichen mit den Standards von heute“, sagt der 61-Jährige und grinst erneut: „Aber das war damals halt so.“

FitPark OneUnd Westermanns Konzept geht auf: Das Studio wächst kontinuierlich und entwickelt sich zu einem namhaften Sportlertreffpunkt: Ist der Kraftbereich damals eigentlich noch fast eine reine Männerdomäne, trainieren hier an der Philadelphiastraße sogar immer mehr Frauen. Schon nach kurzer Zeit weiß der Krefelder, dass er expandieren möchte. In Uerdingen findet er ein passendes Objekt und eröffnet die „Fitnessworld“, ein Vorzeige-Premiumstudio, das neben dem typischen Kraftbereich ausgiebige Möglichkeiten für Ausdauer, Beweglichkeit sowie mit einer Sauna und einem beheizten Schwimmbad auch für Wellness schafft. Eines Tages läuft ihm hier ein junger Trainer über den Weg, dessen Biss und Professionalität den Inhaber beeindrucken. Patrick Nieder möchte kein Angestellter sein, sagt er klar und deutlich seinem Chef, er möchte mit ihm zusammenarbeiten. Eine unvergleichbare Kooperation entsteht, denn Nieder und Westermann verbindet viel mehr als ein geschäftliches Interesse: Auch der Duisburger hat ein Lehramtsstudium abgeschlossen, zieht Tennis, Windsurfen und Marathon den Kraftgeräten vor, ist im selben Jahr geboren, familienorientiert, reiselustig und voll von Ideen und Visionen. Nieder steigt in das Sportgeschäft mit ein, und ab jetzt teilen sich die zwei Sportlehrer die Geschäftsbereiche. In der gemeinsamen Planung bereichern sich die Männer mit Impulsen, die sie aus anderen Ländern mitbringen, mit konstruktiven Analysen darüber, welche dieser Ideen nun umgesetzt werden könnten, und vor allem mit der Stärke, auch einmal „Nein“ zu sagen. „Schon damals war die Sport- und Fitnessbranche schnell. Da auf das falsche Pferd zu setzen, kann unter Umständen das gesamte Geschäft plattmachen“, formuliert der ruhigere Nieder. „Unsere Konstante hat schon immer ausgemacht, aus zehn Ideen nur eine herauszuziehen und diese von vorne bis hinten durchzukauen.“

So handhaben es die Investoren auch, als 1999 die ehemalige Blumentalhalle am Gahlingspfad seinen Betreiber verliert. Durchdacht, zielgerichtet und für die damalige Zeit außerordentlich innovativ, eröffnen sie ihre bis heute größte Anlage: Auf 6.000 Quadratmetern entsteht „World of Sports“, der heutige „FitPark ONE“. Das „Mutterschiff“, wie Nieder und Westermann die Anlage liebevoll nennen, ist der Vorreiter für die weiteren Studios, die die Geschäftspartner zukünftig eröffnen werden: Hier probieren sie aus, packen mit an und sind dadurch im regen Kontakt zu den Mitgliedern. In 20 Jahren Studiozeit begleiten die Sportbegeisterten dabei auch einige Trends: Sie erleben mit, wie Aerobic ins und wieder aus dem Studio zieht, wie Spinning eingeführt wird, wie sich andere Studios an Virtuality-Kursen versuchen, wie das Schnellkrafttraining in den „denglischen“ Powerkurs umgetauft wird und wie Studioketten mit Preis-Dumping die Mitgliederwelt teilen. Liegt im damaligen Premiumstudio in Uerdingen der Mitgliedsbeitrag bei 160 D-Mark, drängen sich die Discounter mit Mitgliedsbeiträgen unter zehn Euro auf. „Da kann ich ehrlich sagen, dass das eine Kultur ist, die mir nicht gefällt“, sagt Westermann energisch. Was ihn dagegen begeistert, ist der Grund dafür, dass immer mehr Studios aus dem Boden schießen, denn das Interesse an einem gesunden Lebensstil steigt: Während die Sportvereine weniger Mitglieder verzeichnen, melden sich immer mehr im Fitnessstudio an. In den letzten 20 Jahren hat sich der Zulauf zu Studios in Deutschland fast vervierfacht. „Für uns ist das ein positiver Druck“, beschreibt der Duisburger. „Die Menschen achten mehr auf sich, das befürworten wir.“

FitPark One

Krafttraining wird heute durch modernes Athletiktraining, zum Beispiel mit der Functionalbox, unterstützt

Auch Jürgen Westermann und Patrick Nieder leben in diesem Bewusstsein. Strahlen beide noch einen fast jugendlichen Enthusiasmus aus, haben sie mit den Jahren gelernt, kürzer zu treten. Drei Anlagen gehören heute zu ihrem Sportimperium, eine vierte steht in Kalkar in den Startlöchern. Die schweren Vorhänge sind schon lange großen Fenstern gewichen, die reinen Bodybuilder-Kraftgeräte durch moderne Functional-Boxen ergänzt worden und Doping sowieso das Rauchen auf der Trainingsfläche sind seit vielen Jahren aus dem Fitness vertrieben. Die beiden 61-Jährigen übernehmen die Betreuung und Steuerung der Objekte oft nur noch vom Schreibtisch aus und genießen dabei die Freiheiten der Selbstständigkeit: Denn die Zeit für Familie, für Sport und das Reisen ist ihnen heilig. „So können wir mit gutem Gewissen sagen, dass wir den Job bestimmt noch zehn Jahre machen werden“, sagt Westermann mit Blick in Nieders Richtung und lacht: „Mich hat mal jemand gefragt, wann wir fertig sind. Meine Antwort? Noch lange nicht!“

Fitpark ONE, Gahlingspfad 14, Krefeld, Telefon 02151-80 18 18, www.fitpark-one.de, Weitere Informationen zu den anderen Studios finden Sie auf www.fitpoint.de