… drei Krefelder Bundesligavereinen: KFC Uerdingen, KEV Pinguine und HSGKrefeld
Jeder dritte Krefelder treibt Sport in einem Verein. Das ist das erfreuliche Ergebnis einer Studie der AOK, die im Juni veröffentlicht wurde. 214 Vereine gibt es in der Seidenstadt. Oder sollte man vielleicht besser „Sportstadt“ sagen? Über eine Rückkehr zu diesem Image, das zu den Glanzzeiten von Bayer 05 Uerdingen und dem KEV auch weit außerhalb der Stadtgrenzen wahrgenommen wurde, sprachen die Vertreter dreier Krefelder Bundesligavereine auf Einladung der Brauerei Königshof, die nicht nur deren Sponsor ist, sondern sich auch als Motor für neue Kooperationen im Sport versteht. Mit Robert Ditz, Geschäftsführer der Brauerei, diskutierten Matthias Roos, Geschäftsführer und Sportdirektor der Krefeld-Pinguine, Jan Filipzik, Marketingleiter vom KFC Uerdingen, und André Schicks, Pressesprecher der Handballspielgemeinschaft Krefeld (HSG).

Gastgeber Robert Ditz. Der Geschäftsführer der Brauerei Königshof lud drei Vertreter der größten Krefelder Vereine zum Dialog über gelebte Kooperationen im Sport
„Persönliche Begegnungen fördern, Diskussionen anschieben, Menschen miteinander vernetzen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, aber irgendwie doch in eine gemeinsame Richtung gehen – das ist unser Antrieb“, betont Robert Ditz und fügt hinzu: „Im Krefelder Sport ist das schon recht gut gelungen.“ Schönes Beispiel für die gemeinsame Sache war das „Dauerkarten-Event“ Anfang September, zu dem die Brauerei Königshof Dauerkarteninhaber von KFC, HSG und Pinguinen eingeladen hatte, sich einen Kasten Königshofer abzuholen. Das Pfandgeld pro Kasten ging als Spende an die AIDS-Hilfe Krefeld e.V.
Dabei kam es zwischen Fans und Profis zu freundschaftlichen Begegnungen und Gesprächen über Vereinsgrenzen hinweg. KFC-Torhüter René Vollath, der im vergangenen Jahr aus Karlsruhe nach Krefeld wechselte und hier heimisch geworden ist, war sehr erstaunt darüber, „dass so viele Fans wegen einer Kiste Bier“ gekommen waren. Aber wer die Krefelder Sportbegeisterten kennt, weiß, dass sie nicht nur deshalb da waren, sondern, um „ihre“ Spieler einmal persönlich zu treffen. Ein besseres Zeichen für eine Identifikation mit den Heimatvereinen gibt es nicht.
Und genau das ist es, was aus Sicht der Vertreter der Bundesligavereine noch mehr Sportbegeisterte in Krefeld spüren sollten: Heimat, ausgedrückt in einem tiefenVerbundenheitsgefühl zur Stadt und ihrem Verein. „Sport ist das beste Instrumentdafür“, betont Andre Schicks, und Jan Filipzik ergänzt: „Genau! Weil Sport emotionalisiert, die Menschen im Herzen bewegt.“ Alle Gesprächsteilnehmer sind einer Meinung, dass es ihre Aufgabe ist, den Fans eine solche „Heimat“ zu bieten: eine Heimat an der Westparkstraße, in der Glockenspitzhalle und beim KFC, der bedauerlicherweise selbst gerade seine „Heimat“ in Duisburg hat.

Schulterschluss für ein gemeinsames Engagement unter den Vereinsfahnen an der Brauerei Königshof (v.l.): Andre Schicks, Jan Filipzik, Matthias Roos
„Wenn Krefeld Sportstadt sein möchte, dann sind auch die Stadt und die Politik in der Pflicht, diese Marke mit Leben zu füllen. Die Vereine machen das schon gut.“
Bei diesem Thema schaltet sich Matthias Roos von den Pinguinen verärgert ein: „Ich finde es ein Unding, dass man als Aufsteiger woanders spielen muss. Zumindest ein Jahr lang hätte man die Mannschaft in der Grotenburg spielen lassen sollen, mit der Auflage an den Verein, in dieser Zeit erste Mängel zu beheben.“ Roos führt als Beispiel die Grizzlys Wolfsburg an. Ihnen wurde damals eine solche Übergangszeit gewährt. Sie schafften es zwar nicht in der vorgegebenen Zeit, ein DEL-taugliches Stadion fertigzubekommen und stiegen auch ab. Dann stiegen sie aber wieder auf, und glücklicherweise konnte der Verein 2006 seine neue EisArena einweihen. „Wenn wir mit der Rittbergerhalle keine weitere Eisfläche bekommen hätten, wäre uns die Nachwuchsarbeit weggebrochen. Nur wegen der neu geschaffenen Trainingsmöglichkeiten konnten wir übrigens kürzlich einen U17-Torwart aus Mannheim abwerben“, unterstreicht der Geschäftsführer der Pinguine.
Wünschenswert: eine Diskussionsrunde mit dem OB zur „Sportstadt Krefeld“
Positives Signal für den KFC ist, dass wohl nächstes Jahr mit der Sanierung des Grotenburg-Stadions begonnen werden soll. Aussagen zum Fertigstellungsterminmacht die Stadt allerdings keine, was bedeutet, dass der KFC eventuell eine weitere Saison in Duisburg spielen muss, wenn der MSV einer Vertragsverlängerung zustimmt. „Trotz dieser Umstände sollten sich Stadt und Politik überlegen, was esbedeutet, wenn die Fans des KFC zu den Heimspielen nach Duisburg reisen müssen“, ist sich die Runde einig, und Jan Filipzik ergänzt: „Als ich aus Wuppertal hierherkam, wurde mir Krefeld als Sportstadt angepriesen. Das ist sicherlich auch so, aber in der Außenwirkung konnte ich das weniger feststellen. Wenn man sich als Sportstadt positionieren möchte, gehören auch funktionierende Sportstätten dazu. Es könnte Aufgabe des Stadtmarketings sein, den Sport als Marke zu etablieren, damit jeder, der nach Krefeld kommt, das sofort spürt.“
- Matthias Roos
- Andre Schicks
- Jan Filipzik
Der Marketingleiter des KFC Uerdingen gibt zu, dass auch jeder Verein selbst stärker am eigenen Identifikationspotenzial arbeiten müsse. Gute Vorbilder seien der BVB und die Borussia, aber auch in Krefeld sei echtes Potenzial dafür da. Das hätten die 18.000 Zuschauer beim Relegationsspiel gezeigt. Aktuell liegen die Besucherzahlen eher um die 4.000. Der gewünschte „Fußball-Hype“ sei noch nicht zu erkennen.Andre Schicks von der HSG sieht unter anderem folgenden Grund für die Schwankungen: „Die Krefelder sind sehr sportbegeistert, aber auch erfolgsorientiert. Da, wo der Erfolg ist, gehen sie hin, sonst bleiben sie weg. Das mussten die Pinguine und auch unsere Handballer in der jüngeren Vergangenheit schmerzlich feststellen. Bei den letzten Spielen, wo es um nichts mehr ging, blieben die Zuschauer aus. Wir als Vereine müssen dagegen steuern und uns dauerhaft Sympathiepunkte sichern.“ Robert Ditz ergänzt: „Eigentlich sind die Voraussetzungen dafür gar nicht schlecht, denn gerade in Krefeld sind Generationen mit Eishockey, Fußball und auch Handball großgeworden. Diese Sportbegeisterung wurde in vielen Fällen einfach mit vererbt.“
Im Gegensatz zu manchen zögerlichen Fans hält die Brauerei Königshof an ihrem Sponsoring fest, auch wenn es in der Tabelle mal nicht so gut läuft oder kein Krefelder Bier in der jeweiligen Heimspielstätte der Vereine ausgeschenkt wird. Robert Ditz erklärt: „Uns geht es nicht nur darum, die Vereine mit Geld oder Sachleistungen zu unterstützen. Wir sehen uns als Partner, die auch ansprechbarsind, wenn es Ideen, Verbesserungsvorschläge oder Kritik gibt.“ Deshalb freut sich der Geschäftsführer auf die angestoßenen Kooperationen der drei Bundesligavereine, die bereits gemeinsame Aktionen sehen: eine Diskussionsrunde mit Oberbürgermeister Frank Meyer zum Zustand der Sportstätten oder Events, bei denen beispielsweise Fußballer auf dem Eis stehen oder Handballer im Fußballtor. Am besten natürlich mit einem leckerem original Königshofer aus der neuen Bügelflasche, damit es bei allen „Plopp“ macht: für die gemeinsame Sache.