Neue Trends und alte Reben – Weinprobe bei „Ausgesuchte Weine“

Schon das Zertifikat am Eingang lässt vermuten, das man hier richtig ist. Das internationale Gourmetjournal „Der Feinschmecker“ empfiehlt den Weinhandel von Norbert Pohl (59) nämlich als einen der „besten Weinläden“ Deutschlands. Hier möchten wir die Weintrends des Jahres 2015 probieren und einen Weinexperten und Weinliebhaber näher kennenlernen, der nicht nur Diplom-Ingenieur für Weinbau und Oenologie ist, sondern auch über zwei Jahre als Kellermeister im renommierten Weingut „Isole e Olena“ in der Toskana gearbeitet hat.

Neue Trends und alte Reben - Weinprobe bei „Ausgesuchte Weine“

Weinkenner unter sich: KR-ONE Herausgeber Christhard Ulonska und Inhaber von Ausgesuchte Weine Norbert Pohl

In Holzregalen an den mit modernen Bildern in Enkaustik-Technik dekorierten beigen und rubinroten Wänden der Fischelner Filiale lagern rund 500 Sorten Wein, Sekt, Champagner und Spirituosen. 85 Prozent des Sortiments machen Weiß- und Rotweine aus. Um die soll es heute gehen. Gemeinsam mit Norbert Pohl und drei seiner insgesamt sechs Weinspezialisten nehmen wir Platz an dem weißen langen Tisch, der sich für Verkostungen mit Gruppen bis 20 Personen eignet. Unser Blick schweift noch einmal durch den hohen, stilvollen Raum mit den großen hölzernen Weinfässern, den Paletten mit dekorativ aufgestapelten Weinkartons und Präsentationsflächen mit ausgesuchten Ölen, Essigsorten, Gewürzen und edler Schokolade.

Dann ein kleiner, zufälliger „Showeffekt“. Das warme Licht der Abendsonne setzt unsere sieben zu verkostenden Weine harmonisch in Szene: vier Weiße und drei Rote. Die Weißweine aus Italien, Österrreich und Deutschland setzen Trends für die Sommermonate; die Rotweine aus Deutschland, Frankreich und Spanien sind Empfehlungen für den Herbst/Winter.

Bei der Weinauswahl fällt auf: Norbert Pohl setzt haupsächlich auf europäische Weine: „Europa beeindruckt mit über 4.000 Rebsorten, während in Übersee nur fünf Hauptrebsorten angebaut werden; das ist mir zu langweilig. Außerdem besuche ich die Winzer gerne persönlich. Das ist in Europa mit weniger Zeitaufwand zu realisieren, denn ich bin oft unterwegs auf der Suche nach neuen guten Weinen, meist von kleinen Erzeugern, die auf Sorgfalt und Nachhaltigkeit setzen.“ Aber erst, wenn auch die Anbau-Philosophie und die Menschen hinter den Reben dem Anspruch des Profis gerecht werden, landet auch der Wein im Sortiment von „Ausgesuchte Weine“.

„Durch gute Beratung und die Möglichkeit ­­zum Probieren möchten wir den Kunden unsere Leidenschaft für guten Wein weitergeben.“

So wie der Verdicchio. Das moderne grasgrüne Label des Bioweins aus Mittelitalien verspricht einen Hauch von Sommer. Auch beim Verkosten riechen und schmecken wir sofort eine gewisse Leichtigkeit und Frische. Dennoch hat jeder von uns ein anderes Geschmacksempfinden. Weinfachberaterin Petra Santana Soares stimmt dem zu: „Bei Wein gibt es keine Objektivität.“ Filialleiterin Ute Meding ergänzt: „Mit jedem Aroma, das wir riechen, verbinden wir ein individuelles Gefühl. Ein Duft, der uns an schöne Stunden erinnert, führt dazu, dass uns auch der Wein schmeckt. Wer aber zum Beispiel als Kind Nelkenöl gegen Zahnschmerzen bekommen hat, der wird keinen Wein mit einer Nelkennote mögen.“ Auch die Farbe eines Weines beeinflusst das persönliche Genussempfinden. Wer tiefrote Weine liebt, steht helleren skeptisch gegenüber. Daher wird in sogenannten „Sensorik-Seminaren“ der Wein in schwarzen Gläsern ausgeschenkt. Leitsatz ist: Über Geschmack lässt sich streiten, über Qualität nicht. Ein guter Wein zeichnet sich aus durch eine Balance von Aromen. Und er muss eine gewisse „Länge“ haben: man sollte den Geschmack auch nach dem Trinken nachhaltig im Mund spüren.

Mit einer Empfehlung aus Österreich setzt Norbert Pohl einen weiteren Trend und schenkt einen Grünen Veltliner aus der Wachau ein. Diese Rebsorte wird ausschließlich in Österreich kultiviert, und ist die bedeutendste im ganzen Land. Das Weingut Hiedler gehört mittlerweile zu den 100 Topwinzern in Österreich. „Österreichische Weine haben es bei uns in Deutschland schwer, weil wir selbst auch tolle Weißweine anbauen“, betont der Experte. Doch wer einmal an einem herrlichen Sommertag am tiefblauen Wolfgangsee im Salzkammergut einen Grünen Veltliner getrunken hat, wird den immer einem deutschen Riesling vorziehen. Weingenuss ist eben Emotion. Und individuell. Mit seinem zweistufigen Kellnermesser öffnet Norbert Pohl im Handumdrehen einen Monastrell & Cabernet aus der südspanischen Region Yecla in der Nähe von Alicante. Die Monastrell-Reben entfalten Aromen von Kakao, Schokolade und Tabak – dem warmen Klima sei Dank. Die Cabernet-Rebe bringt eine zusätzliche Note von Johannisbeere. Und weil der Winzer top, sein Weingut aber noch nicht so bekannt ist, hat der Wein auch ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis. Hinzu kommt, dass Norbert Pohl sämtliche Weine direkt importiert, also ohne Zwischenhandel.

Neue Trends und alte Reben - Weinprobe bei „Ausgesuchte Weine“

„Gute Weine für alle Tage“, ist das Motto von „Ausgesuchte Weine“, das der Weinkenner, Weinliebhaber und Weine-Entdecker gerne erläutert: „Wir haben ein Riesen­sortiment aus allen wichtigen Anbaugebieten, das wir zwischen  5 Euro und 8,90 Euro verkaufen.“ Teuerster Wein ist übrigens ein Bordeaux für 130 Euro.

A propos, „teure“ Weine: Zur Krönung unserer KR-ONE-Weinverkostung kredenzt Norbert Pohl einen Châteauneuf du Pape. Der kleine Ort an der südlichen Rhone liegt auf einem Hochplateau, wo die Reben auf einer ein Meter dicken Schicht aus faustgroßen Steinen wachsen. Diese speichern die Wärme tagsüber und geben sie nachts, wenn es abkühlt, an die Reben ab. So entsteht ein aromatischer, dunkelroter Wein mit Körper und Fülle und vergleichsweise viel Alkoholgehalt. ­Spätestens jetzt wissen wir, was ein „ehrlicher“ Wein ist. //pet

Ausgesuchte Weine, Am Hohen Haus 2, 47799 Krefeld, Tel.: 02151-25656
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