Dass Getreideunverträglichkeiten zunehmend ein wichtiges Thema sind, merken auch Unternehmen, wie die Krefelder Handwerksbäckerei Gruyters. Dabei sind es laut Inhaber Johannes Gruyters aber oft nicht einzelne Getreidesorten wie zum Beispiel Weizen, die allergische Reaktionen auslösen, sondern es geht vielmehr um die Verarbeitungsweise der Rohstoffe. „Viele Menschen, die meinen, keinen Weizen zu vertragen, können problemlos Dinkel zu sich nehmen, obwohl dieser zur Gattung Weizen zählt“, weiß der Bäckermeister. „Der Unterschied liegt darin, dass Dinkel, bedingt durch seine Backeigenschaften, sehr viel langsamer und schonender verarbeitet wird. Deshalb lassen wir viele unserer Teige inzwischen vor dem Backen generell bis zu 48 Stunden reifen. Das verbessert das Aroma und macht die Backwaren bekömmlicher, sodass sie oft auch von Menschen mit Unverträglichkeiten genossen werden können“, ergänzt er.

Inhaber Johannes Gruyters arbeitet gerne selbst in der Backstube mit

Mit acht Filialen zählt das 1863 in Krefeld gegründete Unternehmen heute zu den kleineren Betrieben der Backwarenbranche, wo 50 oder 100 Verkaufsstandorte keine Seltenheit mehr sind. Das war vor über 150 Jahren, als Johannes Wilhelmus Gruyters aus dem niederländischen Zevenaar bei Arnheim in die Seidenstadt kam, allerdings noch Zukunftsmusik. Neben der traditionellen Bäckerei betrieb die Familie später eine Zwieback- und Honigkuchenfabrik, die mehrere Medaillen erhielt und ihre Waren bis nach Berlin lieferte. Im Jahr 1936 wurde das Geschäft zweigeteilt, und an der Roßstraße entstand die vielen Krefeldern bekannte Keksfabrik gleichen Namens, die sich heute an der Tannenstraße befindet und bis vor wenigen Jahren im Familienbesitz blieb. Parallel dazu entwickelte sich der Handwerksbetrieb gut, so dass nach und nach neue Filialen entstanden. Seit gut 20 Jahren werden die Ladenlokale vom modernen Produktionsstandort am Nauenweg aus beliefert.

„Wir verwenden inzwischen wieder häufig ‚Urgetreide‘ wie Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen und natürlich Dinkel.“

 

„Unsere Familie arbeitet inzwischen schon in der 5. Generation in der Backstube“, betont der aktuelle Gruyters-Geschäftsführer, der weiter ausführt: „Von Anfang an heißen alle Inhaber immer Johannes – und das nicht, weil immer der älteste Sohn so genannt wurde. Mein Großvater, Johannes Gruyters ‚der vierte‘, zum Beispiel war das Jüngste von neun Kindern und übernahm dann die Bäckerei. Bei meinem Vater stand der Berufswunsch früh fest. Mein persönlicher Entschluss reifte erst nach dem Abitur an der Höheren Handelsschule.“ Natürlich wird sich diese Tradition auch in der sechsten Generation fortsetzen. Neffe Jonathan Johannes hat 2014 seine Meisterprüfung bestanden, dieses Jahr die Ausbildung zum Betriebswirt im Handwerk abgeschlossen und arbeitet bereits im Unternehmen.

Genauso traditionell wie die Vornamen werden in der Familie Gruyters die Backrezepte vererbt. Die wichtigsten Produkte backt der heutige Inhaber heute im Prinzip so, wie es sein Vater und Großvater getan haben. Allerdings kommt die aktuelle Generation wieder stärker zu handwerklichen Backverfahren und traditionellen Rohstoffen zurück, die in der Nachkriegszeit etwas aus dem Fokus geraten waren. „Bei Brot und Brötchen verwenden wir seit Jahren keine Convenience-Produkte mehr. Backmischungen kommen uns nicht mehr in die Produktion. Wir arbeiten nur noch mit klassischer Fermentierung“, so Johannes Gruyters stolz, der ergänzt: „Außerdem verwenden wir inzwischen wieder häufig ‚Urgetreide‘ wie Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen und natürlich Dinkel.“ Bei Kuchen liegt der Schwerpunkt der Produktion auf „Bäckerkuchen“ wie klassischem Butterstreuselkuchen oder gebackenem Käsekuchen. „Wir wollen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren“, so der Bäckermeister.

Bäckermeister Jonathan Johannes bildet die 5. Generation der Gruyters-Dynastie

Unter den Mitarbeitern, die derzeit in der Backstube am Nauenweg arbeiten, sind zwei Auszubildende – beides angehende Bäckerinnen, die demnächst ihre Gesellenprüfung machen. „Auch für das nächste Lehrjahr liegen uns schon drei bis vier Bewerbungen vor“, freut sich Gruyters, der allerdings zugibt: „Eine größere Herausforderung ist es derzeit, passende Mitarbeiter für den Verkauf zu finden.“ Die aktuellen acht Gruyters-Filialen liegen alle im Krefelder Stadtgebiet. „Momentan überlegen wir, ob wir in Zukunft über Krefeld hinaus expandieren. Wir wollen allerdings nicht so groß werden, dass wir unsere Handwerksphilosophie ändern müssten“, erklärt der Geschäftsführer und betont: „Nach der Ausbildung, war ich selber in einem anderen Unternehmen tätig. Mein Neffe und möglicher Nachfolger hat in vier Betriebe außerhalb Krefelds hineingeschnuppert. Letztlich fühlen wir uns aber unserer Heimatstadt Krefeld verbunden und wollen auch weiterhin ein traditionsorientierter Handwerksbetrieb bleiben.“

 

 

Bäckerei Gruyters GmbH
Nauenweg 34 d, 47805 Krefeld,
Tel.: 02151-38 90 38
Web: www.baeckerei-gruyters.de