Wie viel Fläche wird für einen Neubau in Anspruch genommen? Lässt sich das Gebäude problemlos umnutzen, wenn das notwendig wird? Sind die verwendeten Baustoffe wiederverwertbar – oder wenn nicht – wie aufwendig ist deren Entsorgung? Das sind nur drei Fragen aus dem Kriterienkatalog der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), die vor 13 Jahren von einigen Pionieren ins Leben gerufen wurde, um mehr Umweltschutz in die Bauwirtschaft zu bringen. Einer dieser Pioniere ist der in Krefeld ansässige Bauexperte Hans-Ulrich Schlesinger, der seit über zehn Jahren für die DGNB Bauprojekte zertifiziert. „Das erste Gebäude, das ich bewertet habe, ist das vierte überhaupt zertifizierte Gebäude in Deutschland“, berichtet Schlesinger stolz. „Darüber hinaus war ich von Beginn an der Entwicklung von diversen Bewertungskriterien beteiligt und habe die Nutzungsprofile für nachhaltigen Wohnbau und Versammlungsstätten mit verfasst“, erklärt er. „Inzwischen haben DGNB-Zertifikate eine erhebliche Bedeutung. Viele Investoren und Nutzer verlangen explizit, dass Bauprojekte diesen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen.“

Bauexperte Hans-Ulrich Schlesinger
Dabei umfasst der Kriterienkatalog nicht nur klassische Umweltthemen, sondern bezieht bewusst auch Ökonomie und Nutzerfreundlichkeit mit ein. So wird zum Beispiel die Umnutzungsfähigkeit von Gebäuden gleichzeitig unter dem Aspekt der Ressourcenschonung und der Marktfähigkeit gesehen. „Lässt sich ein Gebäude leicht umnutzen, ist es deutlich besser zu vermieten oder zu verkaufen“, weiß Hans-Ulrich Schlesinger. „Das gilt genauso für Wohn- wie für Gewerbebauten. Denn Nutzungsanforderungen ändern sich nun mal im Leben einer Immobilie, und dann möchte man das Gebäude mit geringem Aufwand anpassen oder aktualisieren können.“ Ein Kriterium mit Umwelt- und Marktbedeutung sind auch die Lebenszykluskosten. Hier wird betrachtet, welcher Erneuerungsaufwand auf Eigentümer und Allgemeinheit während der angenommenen Lebensdauer eines Gebäudes von 50 Jahren zukommt. Wieviel wird zum Beispiel für Energie, Fassade, Dach, Fenster und Türen oder Bodenbeläge ausgegeben werden? Wie oft müssen Böden ausgetauscht, eine Fassade gestrichen oder die Heizung erneuert werden? Dabei erhalten in der Anschaffung teurere, aber langlebigere Produkte eine bessere Bewertung als günstigere Materialien, die dafür öfter erneuert werden müssten.
„Genauso wie auf Umwelt und Wirtschaftlichkeit achten wir bei der Zertifizierung auf das Wohl der Gebäudenutzer“, betont Schlesinger. „Wichtige Kriterien sind unter anderem eine gute Beleuchtung, Belichtung mit Tageslicht sowie die Belüftung und die Raumluftqualität. Ebenfalls wichtig sind eine gute Schalldämmung sowie die Barrierefreiheit“, erklärt der Bauingenieur und fügt hinzu: „Das alles trägt zur Aufenthaltsqualität der Nutzer bei. Ein absolutes Ausschlusskriterium für eine Zertifizierung ist zum Beispiel, wenn Baustoffe verwendet werden, bei denen Schadstoffe ausgasen. Das prüfen wir spätestens vier Wochen nach Fertigstellung des Gebäudes. Ist die Raumluftqualität nicht in Ordnung, gibt es kein Zertifikat.“
Neben Kriterien, die das Gebäude selbst betreffen, stehen solche, die sich mit den städtebaulichen und stadtökologischen Auswirkungen des Bauprojekts befassen. „Wir prüfen die Verkehrsanbindung und den Einfluss, den das Projekt auf das umgebende Quartier haben wird“, so Schlesinger. „Negativ wäre zum Beispiel, wenn ein Einkaufszentrum keinen ausreichenden Nahverkehrsanschluss hat oder ein Gebäude den Maßstab der umliegenden Bebauung sprengt. Letztlich steht bei allen Kriterien der Mensch im Mittelpunkt, seien es die Bewohner oder die Nutzer eines Gebäudes, Menschen in der unmittelbaren Umgebung oder alle, die von negativen Umweltauswirkungen betroffen wären.“
Seit Gründung seines Büros für Bauberatung hat Hans-Ulrich Schlesinger zusammen mit seinem Team 82 Zertifizierungen erfolgreich abgeschlossen – darunter viele gewerbliche Bauprojekte wie Einkaufszentren oder Bürogebäude. Dabei hat das Unternehmen bereits in vielen Teilen Deutschlands gearbeitet, von Berlin bis München und Regensburg, von Frankfurt am Main bis Hamburg und Ahrenshoop an der Ostsee. Ein aktuell großes und anspruchsvolles Projekt ist die Zertifizierung des Düsseldorfer Kö Bogens II am Schauspielhaus.
Zu den bewerteten Projekten gehören aber immer auch Wohnbauten. „Ein beispielhaft nachhaltiges Projekt haben wir voriges Jahr in Nürnberg zertifiziert“, so Hans-Ulrich Schlesinger. „Dort wurden 600 Wohneinheiten errichtet, die sehr ressourcenschonend betrieben werden. Wärme und Kälte werden mit Hilfe von Photovoltaik und Wärmepumpen selbst erzeugt, so dass die Wohnanlage keinen Gasanschluss oder andere fossile Energie benötigt. Das Regenwasser wird zur Bewässerung der Vegetationsflächen gesammelt, und durch eine sinnvolle Bepflanzung gestaltet sich die CO2-Bilanz noch einmal positiver.“
Hans-Ulrich Schlesinger ist diplomierter Bauingenieur und hat seine Berufslaufbahn in der Bauleitung bei verschiedenen Bauunternehmen begonnen. Seine Tätigkeit im schlüsselfertigen Bauen und bei großen Projektentwicklern hilft ihm heute sehr, die Einzelheiten komplexer Bauprojekte zu verstehen. Inzwischen ist Schlesinger 69 Jahre alt, betreibt sein Büro aber immer noch mir sehr viel Freude und Engagement. „Hier in Krefeld werde ich von zwei Mitarbeiterinnen unterstützt. Dazu kommen drei freie Mitarbeiter, die in Köln und im Stuttgarter Raum wohnen“, erklärt er.
„Die Förderung des nachhaltigen Bauens ist eine Aufgabe, die mich nach wie vor begeistert. Als ich selbst bei Projektentwicklern gearbeitet habe, war Ökologie noch kein so großes Thema. Heute wird dort sehr auf Nachhaltigkeit geachtet, und wir entwickeln für diese Unternehmen ,Ökologische Konzeptionen‘ – auch allein deshalb, weil Investoren oftmals vor allem diese zertifizierten Objekte kaufen. Ich freue mich sehr, dass ich zu dieser positiven Entwicklung beitragen konnte und weiter dazu beitrage!“
BfB Büro für Bauberatung GmbH,
Diplom-Ingenieur Hans-Ulrich Schlesinger, DGNB Senior-Auditor
Parkstraße 107, 47829 Krefeld, Telefon: 02151-15 39 733,
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