Majestätisch thront der etwa 60 Jahre alte Ahorn-Baum über dem weitläufigen Garten der Villa in Krefeld-Bockum. Gesund sieht er aus, hochgewachsen und dem nahenden Herbst zum Trotze dicht belaubt. Seine Äste wiegen sich behaglich in der lauen, morgendlichen Herbstluft, und die Sonne bricht sich sanft in seiner üppigen Krone. Doch der Schein trügt. Ein Blick auf den Stamm offenbart dem geschulten Auge das Problem: Der Baum ist krank, und er verwächst zudem mit den anliegenden Garagen. Ein Fall für Baumpfleger Carsten Breker.

„Diese Wulst hier“, Breker deutet auf die v-förmige Verzweigung am unteren Ende des Ahornstamms „ist eine eingewachsene Rinde. Der Baum wird instabil, weil sich seine beiden Triebe auseinander drücken. So etwas würde auch dann eine Fällung rechtfertigen, wenn die Garage nicht hier stünde.“ Wenn Breker spricht, merkt man ihm die jahrelange Erfahrung als Baumpfleger an. Er kennt unzählige Geschichten über Bäume, die

Baumpfleger Carsten Breker äußerlich gesund aussehen, innerlich jedoch bereits verrottet sind und damit eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen. „Baum-Eigentümer unterliegen der Verkehrssicherungspflicht. Das heißt in diesem Fall nicht nur, dass sie dafür Sorge tragen müssen, dass Radfahrern oder Fußgängern nichts auf den Kopf fällt. Jeder, der einen großen Baum besitzt, muss sich um dessen Gesundheit kümmern, ob er das weiß oder nicht“, erläutert der Baumexperte.

Baumpfleger wie Carsten Breker werden immer dann gerufen, wenn es kritisch wird, hoch hinaus geht und ein Eingriff am Baum vonnöten ist, den ein Laie nicht mehr durchführen kann. Dabei geht es keinesfalls immer um Fällungen, sondern oft auch um erhaltende Maßnahme, die dem Baum-Enthusiasten ohnehin lieber sind. „Ich erhalte viel lieber Bäume, aber manchmal hilft eben nur noch das Fällen“, sagt Breker und ergänzt: „Bei manchen Leuten dauert es. Die haben dann auch schon mal ein paar Jahre eine tote Fichte im Garten stehen und wundern sich darüber, dass sie im Frühjahr nicht mehr grün wird.“ Oft ist es jedoch deutlich schwieriger, den drohenden Tod eines Baumes zu erkennen, wie Breker weiß: „Es gibt ganz tückische Pilze im Stammfußbereich. Der Baum kann völlig gesund dastehen und fällt dann plötzlich um. Der Pilz frisst ihm die Füße ab, wie eine Wühlmaus. Trotzdem hat der Baum noch genügend Kraftreserven, sodass seine Blätter weiterhin grün erscheinen.“ In so einem Fall bedarf es zunächst eines Gutachters, der den Zustand des Baumes durch Bohrungen oder schalltomographische Messungen ermittelt und entscheidet, ob und wie lange der Baum noch erhalten werden kann. Ist eine Fällung unvermeidbar, muss eine Fällgenehmigung bei der Stadt beantragt werden. Einfach fällen – das geht nicht.

„Bei manchen Leuten dauert es. Die haben dann auch schonmal ein paar Jahre eine tote Fichte im Garten stehen und wundern sich darüber, dass sie im Frühjahr nicht mehr grün wird.“

Vor übermütigem Aktionismus oder dem Anheuern verlockend günstiger Amateur-Baumfäller im Internet rät Breker dringend ab, denn nicht ohne Grund ist eine umfangreiche berufliche Qualifikation nötig, will man als Baumpfleger arbeiten. Wichtiger als der Zertifikat-Erwerb ist jedoch letztlich die praktische Berufserfahrung, wie Breker, stets einen lockeren Spruch auf den Lippen, berichtet: „Anfangs ist man da oben wie Karl der Käfer im Baum unterwegs. Für das, was ich heute in einer Stunde schaffe, braucht man als Anfänger einen ganzen Tag.“
Carsten Breker, der ursprünglich aus Hamm kommt, arbeitet schon sein ganzes Leben lang in der Forstwirtschaft. Wie ein roter Faden zieht sich die Arbeit mit Bäumen durch seine Biografie: Während seiner landwirtschaftlichen Lehre ebenso, wie später, bei seiner Tätigkeit im Garten- und Landschaftsbau. Die Neigung zum Klettern hingegen entdeckte der 49-Jährige eher zufällig, als er im Jahr 2000 auf Kay Busemann traf, dem damaligen Vizeweltmeister im Baumklettern: „Damals war der Beruf noch nicht so bekannt wie heute, es gab nur vereinzelt gute Leute. Ich habe mein letztes Geld zusammengekratzt, bin ins Saarland gefahren und habe einen Kurs gebucht. Da wusste ich noch nicht, ob mir das Klettern liegt.“ Es lag ihm, und auch 15 Jahre später merkt man ihm seine ungebrochene Begeisterung an, auch bei alltäglichen Aufträgen. „Der Ahorn steht zu nah an der Garage und schädigt das Gebäude – ein klassisches Szenario. Durch die Höhe des Baumes, etwa 22 Meter, und die drohenden Gebäudeschäden ist eine solche Fällung allerdings durchaus anspruchsvoll“, erklärt Breker.

Der Einstieg in den Ahorn ist nur über die anliegenden Garagen möglich, die mit Laub und Ästen gegen herunterfallende Stammstücke gepolstert sind. „Dachdecker – das wäre nichts für mich gewesen. Vor Leitern habe ich ziemlichen Respekt“, bemerkt Breker, während er auf das Dach steigt, und Ironie schwingt mit, bedenkt man, dass er in wenigen Minuten in schwindelerregender Höhe umherklettern wird, nur durch ein paar Seile gesichert. Die spezielle Ausrüstung, die er sich um die Hüfte schnallt, hat wenig mit der Kletterausrüstung gemein, die man aus dem Sportgeschäft kennt. „Unsere Seile sind ganz anders, sie haben keine Dehnung. Wenn ich reinfalle, habe ich, je nach Position der Ankerpunkte, bis zu zwei Meter Sturzweg. Da drohen schwerste Verletzungen – bis hin zum Tod“, mahnt Breker, während er sich Steigeisen um die Stiefel spannt.

Bis in die Krone: ein Fällbeispiel - Baumpfleger Carsten Breker

Die Lebensgefahr merkt man dem erfahrenen Baumprofi nicht an. Routiniert erklimmt er mit  gekonnten Schritten einen der kräftigen Triebe und schwingt sich mit den weiter oben verankerten Seilen hinüber zum äußeren Rand. Fast schon leichtfüßig wirkt der Kraftakt des Kletter-Veteranen. Entschlossen klappt Breker das Visier seines Schutzhelms herunter und lässt die Kettensäge an. Mit der Präzision eines Chirurgen trägt er den langen Ast von außen nach innen scheibchenweise ab. Die kiloschweren Stammstücke wirft er, je nach Größe, treffsicher in den Garten oder auf das gepolsterte Garagendach. Wenig später ist der erste Trieb abgetragen, einer von vielen weiteren, die Breker im Laufe des Tages noch aus dem Ahorn schneiden wird. Am Abend wird nicht viel übrig bleiben von dem einst erhabenen Baum, außer einer gewaltigen Menge Brennholz und der gebannten Gefahr eines schwächelnden Riesen.

Garten- und Landschaftsbau Carsten Breker, Jahnstraße 14, 47475 Kamp-Lintfort,
Tel. 02151 51 60 55, E-Mail: info@baumpflege-breker.de, www.baumpflege-breker.de