Mit der deutschen Hauptstadt verbinden die meisten von uns mindestens drei Dinge: das Brandenburger Tor, die Spree und die Berliner Currywurst. Von der lokalen Spezialität entwickelte sie sich rasend schnell zum beliebten Imbiss in der ganzen Bundesrepublik: Pro Minute gehen in Deutschland rund 1.500 Currywürste über die Ladentheken, außerdem gehören sie seit über 25 Jahren zu den beliebtesten Kantinengerichten. Erfunden wurde das Berliner Original vermutlich Ende 1949 von der bereits verstorbenen Gastronomin Herta Heuwer, die seit dem Sommer desselben Jahres einen Imbissstand in Berlin-Charlottenburg betrieb. Nun kommt sie auch nach Krefeld, die Berliner Currywurst, dank eines waschechten Berliners, den die Liebe in den Westen zog.
Von der Hauptstadt an den Niederrhein: Olaf Müglitz

Olaf Müglitz: “Ick bin ein Berliner”
Vor 30 Jahren betrieb Olaf Müglitz noch einen Currywurst-Imbiss in der Hauptstadt. Doch als er Anfang der 80er Jahre seine spätere Ehefrau kennen lernte, folgte er ihr nach NRW. „Meine Frau war Düsseldorferin, also bin ich zu ihr nach Düsseldorf gezogen. Aber auf meine Currywurst konnte ich nicht verzichten“, lacht Müglitz und fährt fort: „Als Berliner gehst du locker zweimal die Woche Currywurst essen. Du weißt genau, in welchem Stadtteil es die beste Wurst gibt. Dass es hier keine gab, war richtiger Entzug.“ Die hiesigen Varianten konnten den Berliner nicht überzeugen. Olaf Müglitz musste also selbst Abhilfe schaffen. Um den Traum aus Brät am Niederrhein weiter genießen zu können, musste Müglitz allerdings erst einmal an ein Rezept für die perfekte Berliner Wurst kommen. Der Metzger seines Vertrauens in Berlin wollte zunächst allerdings nicht damit herausrücken. „Das war gar nicht so einfach, an das Rezept zu kommen. Da habe ich schon ein paar Bierchen investieren müssen“, schmunzelt Müglitz. Als er in der neuen Heimat schließlich einen geeigneten Metzger für die Herstellung fand, dauerte es noch einmal rund drei Monate, bis die Wurst in Menge produziert werden konnte. „Wir haben damals noch viel herumprobiert. Sechs Versuche haben wir gebraucht, bis alles perfekt war“, erinnert sich Olaf Müglitz. Eine eigene Sauce hatte der Gastronom zu diesem Zeitpunkt bereits entwickelt. Die ersten Versuche dafür hatte Olaf Müglitz noch in der heimischen Küche angestellt. Am 28. Januar 1985 eröffnete er schließlich die erste Imbissbude am Klemensplatz in Kaiserswerth. Erst nach und nach trauten sich die Düsseldorfer an die neue Wurst heran – und lernten sie lieben.
Nachdem Olaf Müglitz vor einigen Jahren seine Frau verlor, fiel der Berliner in ein tiefes Loch. Der Schicksalsschlag kam plötzlich und saß tief. Fast hätte Olaf Müglitz sein Herzensprojekt aufgegeben. Doch mit der Eröffnung der Filiale in Duisburg und der Zusammenarbeit mit Elena Vojvoda fand der Witwer neuen Antrieb. Heute steht der 76-Jährige auch wieder selbst hinter der Theke. Denn den ganzen Tag zuhause zu sitzen, ist nichts für den fleißigen Senior.
Der neue Imbiss: Zuwachs am Stadtmarkt

Elena Vojvoda
Die Chefin der Duisburger Imbiss-Filiale leitet nun auch die Krefelder Dependance am Stadtmarkt. Seit ihrem 17. Lebensjahr arbeitet die Duisburgerin im gastronomischen Bereich und verliebte sich 2015 in das kleine Stück Berlin, das Olaf Müglitz in ihre Heimatstadt brachte. „Sie hat mich von Anfang an begeistert. So ein fleißiges Mädchen. Das war toll!“, schwärmt der Inhaber. Wie die Krefelder den Geschmack Berlins aufnehmen würden, hat das Team bereits beim Straßenfest „Krefeld PUR“ getestet. Mit einem mehr als zufriedenstellenden Ergebnis: „Die Leute waren neugierig, haben uns angesprochen und probiert, was wir anzubieten haben. Das war eine super Erfahrung zum Start“, so Elena Vojvoda.
Neben der Currywurst gibt es auch Imbiss-Klassiker wie Schaschlik, Bratwürste und weitere Snacks. Je nach Vorlieben der Krefelder wird das Angebot dann angepasst und erweitert werden.
Sauce und Wurst sind selbstverständlich hausgemacht. Tiefkühlware kommt hier nicht in die Bude! Die Wurst wird vor dem Braten angeritzt, damit sie knuspriger wird, und anschließend von Hand geschnitten. Die Spezial-Ketchupsauce nach dem familieneigenen Geheimrezept kann beispielsweise durch eingelegte Zwiebeln oder Gewürze verschärft werden. Wer es besonders feurig mag, traut sich vielleicht an die Chili-Spezialsauce heran. „Die hat es aber in sich“, lacht Elena Vojvoda. Derzeit ist die Currywurst nur im Darm erhältlich. Die Erfahrung in Duisburg und Düsseldorf hat gezeigt, dass die Niederrheiner ihre Wurst lieber mit „Pelle“ essen. Verständlich, finden wir, denn dadurch ist sie schön knackig und hat mehr Aroma.
Das Brät ist sehr zart und herzhaft und bildet eine perfekte Symbiose mit der süß-würzigen Sauce und dem frischen Currypulver.
Der Unterschied zwischen einer und der Currywurst ist nicht von der Hand zu weisen. Krefeld und das Berliner Original: diese neue Liebe geht durch den Magen!
Berliner Imbiss, Krefelder Stadtmarkt, Lohstraße 90, 47798 Krefeld