Es gehört zu den Selbstverständlichkeiten der westlichen Welt, jederzeit Zugang zu frischem Wasser zu haben. Dabei ist der unkomplizierte Zugriff auf sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn und das unbemerkte Verschwinden von Schmutzwasser im Abfluss und dessen Wiederaufbereitung alles andere als selbstverständlich. Der technische und infrastrukturelle Apparat, der nötig ist, um einen sicheren und umweltfreundlichen Wasserkreislauf in einer Großstadt wie Krefeld aufrechtzuerhalten, ist gewaltig und faszinierend zugleich. Im Rahmen des von den Vereinten Nationen initiierten und seit 1993 jährlich stattfindenden Weltwassertags am 22. März lädt der SWK-Konzern unter dem Motto „Gut vernetzt für Krefeld“ interessierte Bürger in diesem Jahr ein, unter fachkundiger Führung die Kläranlage der Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) zu besichtigen – und dabei ein neues Bewusstsein für das hohe Gut Wasser zu entwickeln.

Ulrich Goll und Harry Müller, die viele Jahre bei der EGK in verantwortungsvollen Positionen beschäftigt waren und heute, bereits im Ruhestand, in regelmäßigen Abständen Gruppen durch die Anlage führen, erinnern sich noch genau an die Zeit vor der Errichtung des modernen Klärwerks im Jahr 1974. „Bis in die 60er-Jahre hinein wurde das gesamte Abwasser Krefelds aus Industrie und Haushalten fast ungeklärt in den Rhein geleitet.
Die Selbstreinigungskraft des Flusses sollte dafür sorgen, dass Schadstoffe im Gewässer unschädlich gemacht wurden. Mit Zunahme unseres Lebensstandards, der Industrialisierung und der damit verbundenen Bildung von Ballungsgebieten nahm der Abwasseranfall zu. Die Selbstreinigungskraft der Flüsse reichte nicht mehr aus, und die Gewässer verschmutzten zusehends. Heute ist der Rhein hingegen sauber, und sogar die Fischbestände erholen sich immer weiter“, erinnert sich Ulrich Goll nicht ohne Stolz, denn die positive Entwicklung ist nicht zuletzt auch ein Verdienst des Krefelder Klärwerks. Bei der Inbetriebnahme war es eines der ersten Klärwerke dieser Art, und bis heute ist die einst vom Aachener Professor Böhnke konzipierte und im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaute Anlage eine der modernsten Europas.

Vom Abwasser zum Rheinwasser - Besichtigung des Klärwerks am Weltwassertag

In einem vierstufigen mechanischen und biologischen Verfahren wird das eintreffende Abwasser aus ganz Krefeld innerhalb eines Tages von einer stinkenden braunen Brühe zu glasklarem und gesundheitlich unbedenklichem Wasser transformiert. „Die erste Stufe ist die mechanische Reinigung. Das Abwasser wird von riesigen Schneckenpumpen etwa sieben Meter angehoben und anschließend von zwei Feinrechen durchsiebt. Dabei werden grobe Feststoffe wie Toilettenpapier, Holzstücke oder Hygiene-Artikel entfernt“, erklärt Goll und führt weiter aus: „Anschließend folgen zwei biologische Reinigungsstufen: Die sogenannten Höchstlast- und Schwachlastbelebungen, in denen Schad- und Nährstoffe im Wasser beseitigt werden, die sich einer mechanischen Reinigung entziehen.“ In großen Becken, die für eine Minimierung der Geruchsbelästigung mit einem lamellenartigen Dach abgedeckt sind, findet die Reinigung mit Hilfe von Mikroorganismen statt. Durch die Zugabe von Sauerstoff werden die im Abwasser befindlichen Kleinstlebewesen aktiviert und bauen Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen ab. „In diesen Becken vollzieht sich der natürliche Reinigungsprozess von Wasser sozusagen im Zeitraffer“, veranschaulicht Katja Rädle, die für die Öffentlichkeitsarbeit der EGK zuständig ist. Nach etwa 24 Stunden durchläuft das zu diesem Zeitpunkt bereits biologisch gereinigte Wasser dann zuletzt die Filtration und bahnt sich dort seinen Weg durch einen dichten Filter, bestehend aus Aktivkohle, Sand und Kies. „Das saubere Endprodukt wird dem Rhein zugeführt und hat eine sehr gute Wasserqualität“, betont Goll und ergänzt: „Es hält sich wohl auch deshalb der hartnäckige Irrglaube, dass der Rhein anschließend als Brunnen für das Krefelder Trinkwasser genutzt würde. Dem ist aber nicht so. Die Quellen, die die Trinkwassergewinnung speisen, liegen mehrere hundert Meter vom Flusslauf entfernt und beinhalten Grundwasser.“

„Das saubere Endprodukt wird dem Rhein zugeführt und hat eine sehr gute Wasserqualität.“

Die bemerkenswerte Transformation des Abwassers fasziniert, doch die Anlage der EGK leistet noch weit mehr. Neben dem Klärwerk befindet sich auf dem 250.000 Quadratmeter großen Gelände auch eine Müllverbrennungsanlage – und das keinesfalls zufällig. „Beide Anlagen greifen ineinander und gehen eine besonders effiziente und umweltfreundliche Symbiose ein“, erläutert Dirk Höstermann, stellvertretender Pressesprecher der SWK. „Alles ist darauf ausgelegt, möglichst geringe Emissionen und möglichst viel Energie zu produzieren. Wir entsorgen nicht nur das Abwasser und die Abfälle, sondern gewinnen aus diesen Stoffen auch Strom und Fernwärme. Wir sehen uns als SWK-Konzern daher nicht nur als Ver- und Entsorger, sondern vielmehr als Umsorger für unsere Kunden.“ Das zugrunde liegende Prinzip ist genial: Der im Reinigungsprozess anfallende Klärschlamm und das bei dessen Vorbehandlung entstehende Biogas werden der Müllverbrennungsanlage zugeführt. „Bei der Verbrennung sind diese Stoffe so effizient wie Braunkohle, aber wesentlich umweltfreundlicher, weil klimaneutral“, erklärt Harry Müller, der viele Jahre in der Klärschlamm-Abteilung des Werks tätig war. Die dabei produzierte grüne Energie und Wärme unterhalten wiederum den Klärwerksbetrieb, während Überschüsse ins Strom- und Fernwärmenetz der SWK eingespeist werden.

Eine Besichtigung der Anlage hinterlässt bleibende Eindrücke. Es wird einem nicht nur bewusst, wie aufwändig es ist, die unvorstellbaren Mengen Abwasser zu reinigen, sondern der Besuch sensibilisiert auch für einen bewussteren Umgang mit dem Rohstoff Wasser. Wer diese einmaligen Erfahrungen machen möchte und mehr über den Weg des Wassers von der Trinkwassergewinnung bis zur Abwasserreinigung innerhalb des SWK-Konzerns erfahren will, sollte sich frühzeitig für die Führung am Weltwassertag anmelden, denn die Nachfrage ist erfahrungsgemäß groß.

Vom Abwasser zum Rheinwasser - Besichtigung des Klärwerks am Weltwassertag

INFO: Am Tag des Wassers am 22. März erfahren Besucher, wie der SWK-Konzern im gesamten Wasserkreislauf die Verantwortung für eine sichere Wasserversorgung und Abwasserentsorgung übernimmt. Dazu zählt neben der Gewinnung und Bereitstellung sowie der zuverlässigen Verteilung unseres wichtigsten Lebensmittels auch die Wiederzuführung des gereinigten Abwassers in den natürlichen Wasserkreislauf.


Die Teilnahme an der Besichtigung ist nur nach vorheriger Anmeldung unter www.swk.de/wirfürkrefeld möglich. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Besichtigung startet am 22. März 2018 um 16 Uhr.
Anfahrt über die Parkstraße 234, 47829 Krefeld. Parkplätze sind auf dem Gelände vorhanden.

 

EGK Entsorgungsgesellschaft Krefeld GmbH & Co. KG
Parkstraße 234, 47829 Krefeld
www.egk.de