„Paganini, buona sera!“ – Das ist der wohl meistgesprochene Satz von Carmine Lettieri, dem Chef des legendären „Paganini Snack“ an der Kaiserstraße, kurz hinter der Ecke zur Uerdinger Straße. Tag für Tag sitzt der 1,68 Meter kleine Italiener mit dem großen Charisma fast versteckt hinter dem ziemlich hohen Tresen des übersichtlichen Ladenlokals und nimmt die Bestellungen entgegen.

Carmine Lettieri - „Paganini, buona sera“ - Paganini Snack

Carmine Lettieri: „Es gibt keinen Menschen, der hier herein kommt, mit dem ich nicht rede.“

Übers „Paganini“ sagt man, es sei die beste Stehpizzeria in Krefeld. Wir spüren es bei unserem Besuch sofort: ein solcher Laden kann nur so gut funktionieren, weil er mit Leidenschaft geführt wird. Seit fast 20 Jahren ist das „Paganini“ das Reich von Carmine Lettieri und seiner Familie. Ehefrau Pina und Sohn Franco agieren sieben Tage in der Woche an Pizza-Ofen und Herd. Pina Lettieri kommt aus einer Gastronomiefamilie und hat dort das Kochen erlernt. Tochter Rosanna unterstützt das Trio am Wochenende. In der Küche dabei ist auch Mitarbeiter Gino, der fast schon zur Familie gehört.

Carmine Lettieri, der diesen Monat 67 Jahre alt wird, verkörpert einen „Principale“ feinster Ausprägung: omnipräsent, glasklarer Verstand und wacher Blick aus tiefbraunen Augen; das grau-schwarze dichte Haar und der Schnäuzer sind frisch geschnitten, das hellblaue Hemd sitzt perfekt. Neben dem Ehering glänzen zwei weitere goldenen Ringe an seinern Händen. Doch das eigentliche „Glanzstück“ ist die Leistung dieses Italieners, der in Deutschland sein Glück gefunden hat und heute sagt: „Alles war richtig so.“ Aufgewachsen ist Carmine Lettieri im 1.800 Kilometer entfernten Salerno an der Amalfiküste am Golf von Neapel. Ein großes Wandbild im „Paganini Snack“ mit dem Rathaus von Salerno an der mit Palmen gesäumten abendlichen Strandpromenade lässt die Schönheit der Region erahnen. „In dieser Gegend ist Pizza ein Hit“, sagt Carmine Lettieri. Beruflich sollte er mit Pizza erst Jahre später in Berührung kommen. Davor lagen viele Stationen in der Krefelder Textilindustrie und Gastronomie.

Mit 17 Jahren verließ Carmine Lettieri die Schule in Salerno und besuchte im baden-württembergischen Lörrach bei Basel seinen Vater. Er war einer der ersten Auswanderer. Carmine Lettieri schwärmt noch heute von seinem ersten Eindruck von Deutschland, der genau 50 Jahre zurückliegt: „Mir hat das bürokratische System sehr gefallen.“ Ein Onkel, der in Krefeld lebte, machte Vater und Sohn die Stadt schmackhaft. „So sind wir hier sesshaft geworden“, erzählt Carmine Lettieri in seinem typischen „Deutsch-Italienisch“, das gelegentlich durch Gedankenpausen unterbrochen wird. Er möchte immer die exakten Worte finden. Den Wunsch, in Italien zu studieren, verwarf Carmine Lettieri dann recht schnell. Der Reiz, in Deutschland zu bleiben, war größer. Erste Arbeit fand er in einer Textilfirma an der Heideckstraße, in der auch sein Vater beschäftigt war. Zu diesem Zeitpunkt sprach Carmine Lettieri noch kein Wort Deutsch. Er übernahm Aushilfsarbeiten im „Krefelder Hof“ und in der Küche des „Hotel Bismarck“. Später machte er bei der Verseidag eine Ausbildung zum Maschinenführer und Springer und arbeitete bei der TAG. Mit 25 Jahren orientierte sich Carmine Lettieri neu und verdiente fortan sein Geld durchs Kellnern in Diskotheken und Tanzlokalen.

„Im alten Paganini habe ich den vermehrten Wunsch der Kunden nach einem Außer-Haus-Service gespürt. Deshalb habe ich den damaligen Kiosk ein Haus weiter übernommen und den ,Paganini Snack‘ daraus gemacht.“

Ende der 1980er Jahren wagte Carmine Lettieri den Schritt in die Selbständigkeit und pachtete den „Inrather Bürgerkrug“ mit Gaststätte, Saal und Kegelbahn. Er schmunzelt heute noch, wenn er an manche Zweifler denkt: „Die haben uns einfach nicht zugetraut, dass wir neben italienischer Küche auch eine gute Gulaschsuppe kochen können.“ Nach sechseinhalb Jahren stieg er aus dem Pachtvertrag aus und übernahm kurze Zeit später das Restaurant „Paganini“ an der Ecke Uerdinger Straße/Kaiserstraße. „Ich hatte dort schon öfter ausgeholfen und wusste, dass die Gegend rund um den Stadtwald eine ,gute Ecke‘ mit gutem Publikum ist“. Als das Restaurant nur noch schleppend lief, hatte Carmine Lettieri bereits die nächste Idee: „Im alten Paganini habe ich den vermehrten Wunsch der Kunden nach einem Außer-Haus-Service gespürt. Deshalb habe ich den damaligen Kiosk ein Haus weiter übernommen und den ,Paganini Snack‘ daraus gemacht.

Carmine Lettieri wusste, dass es nicht leicht werden würde: „Schließlich liegen wir hier etwas versteckt. Aber mit der Zeit hat sich unsere gleichbleibende Qualität herumgesprochen.“ In seiner unnachahmlichen, bisweilen sehr blumigen, Erzählweise, betont Carmine Lettieri, wie es vielen Firmengründern geht: „Am Anfang ist alles schön geschmückt. Aber dann verlieren sie Federn, und es steht das nackte Huhn da. Dann gehen viele baden.“ Carmine Lettieri und seine Familie gingen nicht baden. „Alle sind fleißig und kommen gerne zur Arbeit. Wir können uns aufeinander verlassen und gehen respektvoll miteinander um“, sagt Carmine Lettieri stolz, und seine wachen Augen funkeln noch ein bißchen mehr.

Für Carmine Lettieri ist neben der gleichbleibenden Qualität die Kundenzufriedenheit das Wichtigste: „Dafür braucht man vor allem die Leidenschaft, auf Menschen zuzugehen. Und man muss bereit sein, Probleme zu erkennen und sie zu lösen. Natürlich kann auch bei uns einmal eine Lieferung etwas länger dauern. Dann muss auch der Chef das Wort ,Entschuldigung’ kennen.“ Manchmal scherzt Carmine Lettieri mit den Kunden: „Dann sage ich, wir haben nur Autos, die die Pizza liefern. Der Hubschrauber ist bestellt, aber noch nicht angekommen“. Damit legt der Chef seinen Finger direkt in die Wunde: die typisch deutsche Ungeduld.

Angesichts des riesigen Angebotes von Antipasti, Pizza, Pasta, Kartoffel- und Risottospezialitäten, Fisch und Fleischgerichten plus einem Party-Service fragt man sich: Wie schafft das die Familie Lettieri eigentlich? Ein Blick in die aufgeräumte Küche mit den frischen Zutaten gibt die Antwort: Die haben das im Griff. Den Überblick behält Pina Lettieri, die Dame des Hauses. Sie ist in Deutschland geboren und ganz begeistert von den Kunden: „Das sind supernette Leute, die genau wissen, was sie wollen und uns aber auch oft loben. Es tut einfach gut, wenn uns ein Kunde sagt, dass die Pizza wieder mal richtig lecker war.“

Carmine Lettieri - „Paganini, buona sera“ - Paganini Snack

Nächstes Jahr feiert das „Paganini“ 20-jähriges Betriebsjubiläum. Die Weichen für die Zukunft sind gestellt. Sohn Franco, 29, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, ist ein sehr guter Pizzabäcker und wird den „Pagnanini Snack“ in die nächste Generation führen. Wenn Franco erklärt, was eine gute Pizza ausmacht, dann freut sich vor allem sein Vater Carmine. Franco sagt nämlich: „An erster Stelle steht die Leidenschaft, eine Pizza zu backen. Dazu kommen ein Steinofen, sehr gutes feines italienisches Mehl, gute Tomaten für die Sauce und ausschließlich frische Zutaten.“

Carmine Lettieri ist mit fast 67 Jahren zwar im Rentenalter, aber er sagt: „Solange ich keine gesundheitlichen Probleme habe, mache ich weiter, weil mir meine Arbeit und der Umgang mit den Kunden am Herzen liegen. Aber wir sind soweit, dass ich meinen Sohn auf den Weg schicken kann.“

Paganini Snack, Uerdinger Straße 280 (Ecke Kaiserstraße), 47800 Krefeld
Telefon: 02151/594627 oder 02151/594639