Die Helfer am Spielfeldrand

 

14.30 Uhr an einem Sonntag in der Grotenburg. Dort, wo für viele Fußball-Fans des KFC Uerdingen gleich das letzte Heimspiel der Saison beginnt, stehen acht Helfer vom Deutschen Roten Kreuz am Einsatzleitwagen bereit. Einige unter ihnen sind sogar Fußball- und KFC-Fans. Während die Zuschauer gleich aber entspannt das Spiel genießen können, sind die DRK-Mitarbeiter mitten im Einsatz. Volle 90 Minuten lang.

Ferdinand Puppe

Sanitätswachdienstleiter Ferdinand Puppe hat das Geschehen genauestens im Blick

Ferdinand Puppe lässt seinen Blick über die Tribünen der Grotenburg schweifen. Genauestens hat der Sanitätswachdienstleiter das Geschehen im Blick. Während er das Stadion nach seinen drei Teams absucht, zückt er das Funkgerät und fordert Verstärkung an: „Die Südtribüne wurde noch weiter geöffnet, da brauche ich noch ein Team“, erklärt Puppe. Zwei Helfer sitzen derzeit auf der Süd- und zwei auf der Nordtribüne. Drei weitere befinden sich am Spielrand: „Dort brauchen wir immer mindestens drei Personen, weil im Notfall ein Verletzter auch weggetragen werden muss“, so der Sanitätswachdienstleiter. Zudem gebe es Bestimmungen der Feuerwehr, nach denen sie angehalten seien, eine gewisse Zahl an Helfern bei einer gewissen Personenanzahl bereitzustellen. Da muss der ein oder andere auch schon mal früher von einer Fortbildung wegfahren, um das Team in der Grotenburg zu unterstützen.

„Warum ich diesen Job gerne mache? Hört euch die Atmosphäre an. Hier sitzen Krefelder mit Leib und Seele, die ihr Team anfeuern.“ Da sei es doch eine Herzensangelegenheit.

14:58 Uhr: Kurz vor dem Anstoß steht Puppe gemeinsam mit drei seiner Helfer am Spielrand. Es wird gefachsimpelt: „Wenn wir das Spiel gewinnen und das nächste, könnten wir aufsteigen“, wird da gemutmaßt. Puppe lacht. Es sei nicht so, als ob es für viele nur eine Pflicht sei, hier zu arbeiten. Eher im Gegenteil: „Viele verbinden das Nützliche mit dem Angenehmen“, berichtet Puppe, der als Uerdinger weiß, wovon er spricht: „Warum ich diesen Job gerne mache? Hört euch die Atmosphäre an. Hier sitzen Krefelder mit Leib und Seele, die ihr Team anfeuern.“ Da sei es doch eine Herzensangelegenheit.

Helfer

Bei den Helfern rund um Ferdinand Puppe wird fleißig mitgefiebert

Während die erste halbe Stunde sich dem Ende entgegen neigt, führt uns Puppe über die West- zur Nordtribüne. Hier sitzen heute einige Fans des Gegners, und deshalb müssen auch hier zwei Helfer auf der Tribüne sitzen. Fabian Berndt und David Boeken schauen sich das Spiel von dort an. Die beiden Sanitätshelfer wirken ruhig und geben zu: „Der Dienst hier ist meistens entspannt und eine echte Abwechslung zum anderen Dienst.“ Puppe nickt. Das Schlimmste, was der Krefelder in der Grotenburg als Sanitäter mitbekommen habe, war ein Schienenbeinwadenbruch eines KFC-Spielers: „Wenn größere Unfälle passieren, fordern wir einen Rettungswagen nach, und der bringt die Verletzten, wenn nötig, ins Krankenhaus.“ Oft komme das aber nicht vor. Eher im Gegenteil. Das ist dem Sanitätswachdienstleiter aber auch wesentlich lieber: „Besser, wir sitzen hier und schauen uns ein schönes Spiel an, als im Ernstfall den Rettungswagen nachfordern zu müssen.“

Osttribüne, kurz vor Halbzeit: Noch steht es Null zu Null. Sowohl auf dem Spielfeld als auf den Tribünen ist alles ruhig: „Bei manchen Spielen sind wir einfach nur da, und bei anderen sind wir öfters auf dem Spielfeld“, sagt Puppe, und plötzlich knallt’s. Zwei Spieler sind mit den Köpfen zusammengestoßen und liegen auf dem Boden. Die Helfer am Spielrand erheben sich und schauen sich die Situation genauer an. Der KFC-Spieler liegt weiterhin auf dem Boden, und der Physiotherapeut der Uerdinger Mannschaft betritt das Feld. Puppe verfolgt die Szenerie genau und greift zu seinem Funkgerät: „Ihr wisst ja, wenn er nicht eigenständig aufsteht und der Schiri euch heranwinkt, geht ihr aufs Feld.“ Die gesamte Konzentration der Helfer liegt auf dem Spieler. Endlich steht er mithilfe des Physiotherapeuten auf und humpelt zum Spielfeldrand. Ein allgemeines Aufatmen: „Für die Erstversorgung der Spieler sind immer erst der Physiotherapeut und der Mannschaftsarzt zuständig. Erst wenn der Schiedsrichter uns danach zu sich winkt, gehen wir auf den Platz“, so Puppe. Bei den Zuschauern hingegen übernehme das DRK die Erstversorgung – deshalb auch die Teams auf den Rängen.

Es ist Halbzeitpause. Die Fans holen sich ein Bier, wir gehen zum Einsatzwagen. Dort sitzt Marleen Fehlberg. Sie koordiniert an einem Computer sitzend alle Meldungen, die von den Helfern durchgegeben werden und hat den Überblick. Die nachgerückten Helfer, die bereits zur Verstärkung auf der Südtribüne sitzen, mussten sich bei ihr anmelden. Zudem hält sie den Sanitätswachdienstleiter immer auf dem neusten Stand. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Fehlberg schon seit „ewig und drei Jahren“ ausübt. Sie selbst sei kein Fußball-Fan, arbeite aber trotzdem gerne in der Grotenburg.

Während die zweite Halbzeit beginnt, laufen wir zur Südtribüne. Hier sitzen die Helfer mitten unter den Zuschauern. Allzeit bereit, wenn es zu einer Auseinandersetzung oder sonstigen Problemen kommt. Der restliche Spielverlauf bleibt ruhig. Die Uerdinger können das Spiel mit Eins zu Null für sich entscheiden. Und das Team rund um Puppe ist froh, seinen Einsatz ohne Vorkommnisse beenden zu können. Bis zum nächsten Spiel, in denen die Helfer vom DRK jenseits vom Spielfeld wieder 90 Minuten alles geben. Mit dem Kreuz auf der Brust und dem KFC in Herzen.