Agentur für Arbeit Krefeld
Viele Menschen sehen die Agentur für Arbeit primär als Anlaufstelle für Arbeitsuchende und Arbeitnehmer. Jedoch bietet die Institution seit knapp zehn Jahren auch einen umfangreichen Arbeitgeber-Service an und reagiert damit auf tiefgreifende Transformationsprozesse des Arbeitsmarktes. Welche das sind und was der Rundum-Service leistet, haben wir im Gespräch mit Bereichsleiterin Dr. Sarah Borgloh und Teamleiter Sebastian Stengel erfahren.

Teamleiter Sebastian Stengel und Bereichsleiterin Dr. Sarah Borgloh
KR-ONE: Welche Entwicklungen sind auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten, die eine Betreuung von Arbeitgebern seitens der Agentur für Arbeit nötig machen?
Sebastian Stengel: Der demografische Wandel, der Fachkräftebedarf und die sogenannte Arbeitswelt 4.0 sind hochaktuelle und tiefgreifende gesellschaftliche Transformationsprozesse, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen vor große Herausforderungen stellen. Die Gesellschaft altert, die Anforderungen an Arbeitnehmer steigen, und die rasante Digitalisierung aller Lebensbereiche erfordert ein lebenslanges Lernen. Im ungünstigsten Fall führen diese Entwicklungen für Arbeitgeber zum Verlust ihrer Mitarbeiter durch Alterungsprozesse oder fehlende Qualifikationen. Zudem können entstehende Lücken in der Belegschaft aufgrund des inzwischen viele Branchen betreffenden Fachkräftebedarfs oftmals nicht aus eigener Kraft geschlossen werden.
Sarah Borgloh: Arbeitswelt 4.0 ist ein großes Schlagwort, das sich darauf bezieht, dass die Arbeitswelt immer komplexer wird und die Anforderungen an den Einzelnen aufgrund der rasanten Digitalisierung zunehmen. Es wird wahrscheinlich zukünftig weniger einfache und immer mehr komplexe Tätigkeiten geben. Was das für einzelne Branchen und Berufe bedeutet, ist schwer zu prognostizieren. Wir beobachten aber natürlich genau, was am Arbeitsmarkt geschieht und spüren diese Entwicklung bereits heute sehr deutlich. Wir versuchen, Angebote zu schaffen, um Krefeld und die Region fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen.
KR-ONE: Wann wurde der Arbeitgeberservice ins Leben gerufen und was leistet er in Bezug auf die beschriebenen Problematiken?
Sebastian Stengel: Unseren Arbeitgeberservice gibt es seit zehn Jahren. Dabei handelt es sich um einen Rundum-Service mit den drei Säulen Vermittlung, Beratung und Förderung, zum Beispiel durch Qualifizierung. Übergeordnetes Ziel ist es, Arbeitgeber bei der Suche von neuem Personal, der Qualifizierung von vorhandenem Personal oder allgemein beratend zur Seite zu stehen. Mittelbar profitieren somit natürlich auch Arbeitsuchende von unserem Arbeitgeberservice.
KR-ONE: Wie gestaltet sich die Vermittlung von Personal konkret?
Sebastian Stengel: Klassische Stellenausschreibungen sind heute oftmals erfolglos und fördern keine geeigneten Bewerber zu Tage oder haben eine derart große Resonanz, dass insbesondere kleine und mittelständische Betriebe mit der Bearbeitung der Bewerbungsflut überfordert sein können. Hier kommen wir ins Spiel: Wir können nach Absprache eine gezielte Vorauswahl treffen und agieren als „vorgeschaltete Personalabteilung“. çdann einen unserer 16 qualifizierten Mitarbeiter und bekommen eine erste Beratung. Wir haben Expertinnen und Experten für einzelne Branchen, die fachlich auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern kommunizieren können. Wenn eine vakante Stelle gemeldet werden soll, wird sie von uns aufgenommen, und innerhalb von 48 Stunden folgen unsererseits bereits die ersten Bewerbervorschläge. Dabei greifen wir bundesweit auf bei uns gemeldete Bewerber zu. Ob wir nur intern in unseren Datenbanken suchen oder ob wir ein Inserat auch in unsere öffentliche Jobbörse stellen, hängt ganz von den Ansprüchen und Wünschen des Arbeitgebers ab. Firmen können auch per Arbeitgeber-Account eigene Stellenangebote platzieren und uns dadurch den Vermittlungsauftrag erteilen. Der genaue Ablauf unserer Vermittlung ist letztlich immer Gegenstand individueller Vereinbarungen.
KR-ONE: Eine weitere Säule ist die Qualifizierung von Bewerbern und bereits vorhandenem Personal. In welcher Form können Arbeitgeber dabei von der Agentur für Arbeit unterstützt werden?
Sebastian Stengel: Inzwischen hat der Fachkräftebedarf viele Branchen erreicht, und geeignete Bewerber sind Mangelware. Oftmals sind daher auch Bewerber attraktiv, die nicht hundertprozentig zum Anforderungsprofil passen und somit einen erhöhten Einarbeitungsaufwand erfordern. In vielen Fällen geht es aber auch nicht um die Vermittlung neuer Arbeitskräfte, sondern um die Qualifizierung der vorhandenen Belegschaft. Für diese Szenarien stehen im Rahmen des Arbeitgeberservices verschiedene Förderinstrumente zur Verfügung, darunter auch finanzielle Fördermöglichkeiten.
Sarah Borgloh: Bei den finanziellen Instrumente kann man zwischen den Bereichen Ausbildung und Arbeit differenzieren. Im Themenfeld Ausbildung gibt es Fördermöglichkeiten, die vor dem Beginn der Ausbildung greifen, zum Beispiel eine Einstiegsqualifizierung. Zudem gibt es Fördermöglichkeiten, die während der Ausbildung in Anspruch genommen werden können: Ausbildungsbegleitende Hilfen und die sogenannte assistierte Ausbildung, die Ausbildungsabbrüche verhindern sollen. Andere Ansätze beziehen sich auf Arbeitnehmer. Ein Eingliederungszuschuss kann gezahlt werden, wenn ein erhöhter Einarbeitungsbedarf bei nicht hundertprozentig passenden Bewerbern besteht, und unser Programm „WeGebAU“ umfasst verschiedene Maßnahmen zur Qualifizierung der vorhandenen Belegschaft. Welche Instrumente zum Einsatz kommen können, wird von Fall zu Fall entschieden.
(Anm. d. Red.: „WeGebAU“ steht für die Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“)
KR-ONE: Gibt es auch die Möglichkeit, eine präventive Beratung in Anspruch zu nehmen, noch bevor die beschriebenen Probleme entstehen?
Sarah Borgloh: Selbstverständlich! Egal an welchem Punkt sich Arbeitgeber befinden oder mit welchen Fragen und Unsicherheiten sie sich konfrontiert sehen: Wir stehen persönlich bereit für alle Anfragen. Eine Beratung muss nicht zwangsläufig immer den Einsatz eines Förderinstruments oder eine Personalvermittlung zur Folge haben. Wir stehen auch für allgemeine Fragen rund um den Arbeitsmarkt zur Verfügung: zum Beispiel die Attraktivitätssteigerung des Unternehmens für Bewerber, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder den innerbetrieblichen Wissenstransfer.
KR-ONE: Was unterscheidet den Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit von Angeboten anderer Akteure, zum Beispiel von privatwirtschaftlichen Personalvermittlern?
Sebastian Stengel: Als Agentur für Arbeit verfügen wir über ein geschultes Team, eine umfangreiche Bewerberdatenbank und ein großes Netzwerk. Wir kooperieren zum Beispiel mit der IHK Mittlerer Niederrhein, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Krefeld, der Hochschule Niederrhein und vielen weiteren relevanten Akteuren des Arbeitsmarktes und machen diese Kontakte in vielfältiger Weise nutzbar für Arbeitgeber. Zum Beispiel führen wir mit der WFG, dem Chempark, der Stadt Krefeld und den Krefeld Pinguinen die Ausbildungsbörse „Karriere Powerplay“ durch. Dort bringen wir zukünftige Azubis und Arbeitgeber frühzeitig zusammen.
Sarah Borgloh: Ein anderes Beispiel ist ein Projekt zusammen mit der IHK Mittlerer Niederrhein: die Fachkräfteberatung für Unternehmen. Unsere Fachkräfteberater gehen raus in die Betriebe und besprechen vor Ort Themen wie Personalbindung, Weiterentwicklung und Qualifizierung. Sie machen eine Analyse des Ist-Zustandes und geben dann konkrete Handlungsempfehlungen. Ein weiterer Vorteil unseres Arbeitgeber-Services sind unsere breit aufgestellten E-Services: Unsere gut gepflegte Job-Börse, ein regionaler Arbeitgeber-Newsletter oder unser Magazin „Faktor A“. Und das Beste: Unsere Dienstleistungen sind kostenfrei, da sie durch die Sozialversicherungsbeiträge bereits finanziert sind.
“Als Agentur für Arbeit verfügen wir über ein geschultes Team, eine umfangreiche Bewerberdatenbank und ein großes Netzwerk.”
KR-ONE: Was hoffen Sie, in den nächsten Jahren mit dem Arbeitgeberservice erreichen zu können?
Sarah Borgloh: Ich wünsche mir, mit dem Arbeitgeber-Service dazu beitragen zu können, die beschriebenen Herausforderungen des Arbeitsmarktes zu bewältigen. Wir sehen es als Aufgabe an, die Arbeitgeber auf ihrem individuellen Weg möglichst gut zu unterstützen und damit auch für Krefeld Fachkräftesicherung zu betreiben und zu einem Ausgleich auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt beizutragen.
Sebastian Stengel: Ich freue mich auch in Zukunft darauf, Arbeitgeber jeden Tag aufs Neue mit unseren Lösungen begeistern und unterstützen zu können.
KR-ONE: Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Marc Christian Pannek
Agentur für Arbeit
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