Eine (Vereins)Familie packt an

 

Tim aus Willich wurde nur neun Jahre alt. In seinen letzten sechs Lebensjahren kämpfte er zusammen mit seinen Eltern, seiner Schwester und vielen Freunden tapfer gegen die tückische Leukämie – und verlor am Ende doch. Im Sommer der Europameisterschaft 2008 wurde der große Fußballfan nach einem schweren Rückfall aus dem Leben gerissen, gleichzeitig aber von seinen Qualen befreit. Wertvolle Unterstützung in der schweren Zeit zwischen Hoffen und Bangen fand die Familie im Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld e.V.

 

2001 erkranke Tim Schmitz an Leukämie. Damals war er drei Jahre alt und konnte noch nicht begreifen, was mit seinem Körper los war. Aber seine Eltern Jens und Andrea und seine große Schwester Lena wurden durch die Diagnose ins eiskalte Wasser geworfen. Und sie hatten Fragen: „Wie können wir Tim beistehen? Wie können wir ihm die notwendigen Krankenhausaufenthalte und schmerzhaften Therapien irgendwie erleichtern? Wie lange wird Tim noch bei uns sein?

Tim mit seiner Schwester Lena kurz vor seinem Tod

Die Familie wusste, dass es schwer werden würde. Aber sie war nicht allein, denn sie erlebte große Unterstützung durch den Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld e.V.. Er wurde 1988 von betroffenen Eltern sowie Mitarbeitern der damaligen Städtischen Krankenanstalten Krefeld (heute Helios Klinikum) gegründet. Die vielfältigen psychologischen, finanziellen und Gute-Laune-Angebote kommen aktuell rund 35 Familien zugute. Bis heute waren es über tausend. Eine von ihnen ist Familie Schmitz, die nach Tims Tod im Juni 2009 aus Dankbarkeit über die liebevolle und professionelle Begleitung beschlossen hat, selbst im Verein aktiv zu werden. Mittlerweile ist Jens Schmitz Vorsitzender und seine Frau Andrea Beisitzerin. Tochter Lena kümmert sich um die Jugendarbeit inklusive der beliebten Ausflüge, unter anderem zu den Pferden auf dem Reichswaldhof bei Goch. Dazu kommen weitere Vorstandsmitglieder, Ehrenamtler sowie Teilzeitkräfte im Elternhaus Villa Sonnenschein am Krefelder Lutherplatz, wo auch die Geschäftsstelle des Vereins beheimatet ist.

Wichtige Aufgabe ist die Betreuung der betroffenen Familien durch den Psychosozialen Dienst des Helios-Klinikums. Dessen Leiterin, Diplomheilpädagogin Barbara Stüben, fungiert als Bindeglied zwischen Eltern und Krankenhaus. Ihr Team kümmert sich vor allem um das Seelenleben von Geschwisterkindern, die oftmals ihre Sorgen und Ängste verbergen und vermeintliche Stärke demonstrieren, um ihre Eltern zu entlasten. Die dramatische Folge ist der Verlust der eigenen Kindheit. „Durch die psychosoziale Hilfe hat auch unsere Tochter einen Weg gefunden, das Erlebte zu verarbeiten“, erzählt Jens Schmitz und nennt als Beispiele Einzelgespräche mit Therapeuten, aber auch kreative, künstlerische Angebote, die Lena geholfen hätten, mit der Angst und der Ungewissheit umzugehen.

 

Psychische und finanzielle Unterstützung

Viele Eltern sind während der Therapiezeit ihres Kindes auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen, die ebenfalls aus Vereinsmitteln übernommen wird. Das kann beispielsweise ein Zuschuss für eine Kur oder die Unterstützung in der Reha und bei weiteren Maßnahmen nach der aktiven Behandlung sein. Darüber hinaus stehen den Familien drei Pkw’s zur Verfügung, die sie kostenlos für Fahrten zu auswärtigen Behandlungen nutzen können. Auch bei der Trauerarbeit hilft der Verein. Er beteiligt sich zudem an bundesweiten Forschungsprojekten wie aktuell zum Thema Ernährungsberatung oder zu Sporttherapien für onkologische Patienten.

Größter Meilenstein der Vereinsgeschichte ist die „Villa Sonnenschein“, ein Elternhaus, in dem Angehörige krebskranker Kinder, die im Helios-Klinikum behandelt werden, seit 2015 kostenlos ein Zuhause auf Zeit finden.

Größter Meilenstein der Vereinsgeschichte ist die „Villa Sonnenschein“, ein Elternhaus, in dem Angehörige krebskranker Kinder, die im Helios-Klinikum behandelt werden, seit 2015 kostenlos ein Zuhause auf Zeit finden. (Wir berichteten in der April-Ausgabe darüber). Sie ist übrigens das Vorbild für eine zweite „Villa Sonnenschein“, die gerade in Wenningstedt auf Sylt in direkter Nachbarschaft zur Rehaklinik für krebskranke Kinder eröffnet wurde. Träger ist der Dachverband Deutsche Leukämie Forschungshilfe (DLFH), in dem auch der Krefelder Verein Mitglied ist. Stolz ist der Verein auch auf seine prominente Patin, die Krefelder Profischwimmerin Anne Poleska-Urban. Wer wie sie die Arbeit zugunsten krebskranker Kinder in Krefeld unterstützen möchte, kann das für 20,- Euro pro Jahr tun. Familie zahlen 30,- Euro und Firmen und Institutionen 100,- Euro pro Jahr. Auch Einzelspenden sind jederzeit herzlich willkommen.

Am 14. Juni jährt sich Tims Todestag zum 12. Mal. Normalerweise wäre das der dritte Spieltag der Fußballeuropameisterschaft 2020. Tim hätte sich bestimmt gefreut, die deutsche Nationalelf im Fantrikot und mit Deutschlandflagge auf der Wange anzufeuern. Aber so muss der tapfere Tim im Himmel einfach noch ein Jahr warten…

 

 

Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld e.V.
Lutherplatz 33, 47805 Krefeld
Geschäftszeiten: Montag bis Freitag 10-14 Uhr
Telefon: 02151-306644, Mobil: 0177-3066440
info@krebskinder-krefeld.de
www.krebskinder-krefeld.de

Spendenkonto: Sparkasse Krefeld | IBAN DE37 3205 0000 0000 0088 88, BIC: SPKRDE33XXX