Ein Stab fliegt durch die Luft und dreht sich mehrmals um die eigene Achse. Währenddessen vollführt eine Majorette eine akrobatische Einlage und fängt am Ende den Stab wieder mühelos auf. All das geschieht in wenigen Sekunden und mit vollkommener Leichtigkeit, sodass der Zuschauer dem eleganten Tanz mit dem Stab nur fasziniert folgen kann. Willkommen beim 1. Majorettencorps Krefeld!

Nicole Lüttges-Hoster, 1. Vorsitzende des 1. Majorettencorps Krefeld
Zu Beginn des Trainings marschieren alle Majoretten in einer Formation, um sich so warm zu machen. Ganz besonders im Vorderpunkt stehen dabei die Handgelenke, wie Nicole Lüttges-Hoster, erste Vorsitzende des 1. Majorettencorps Krefeld, erklärt: „Die Handgelenke müssen viel Arbeit leisten, und es ist wichtig, dass sie gut warm gemacht werden.“ Sie weiß, wovon sie redet. 25 Jahre lang hat sie selber einen Stab, oder, wie es offiziell heißt, einen Bâton, in der Hand gehabt und gesteht: „Man merkt’s an den Handgelenken.“ Mittlerweile ist Lüttges-Hoster eine von sechs Trainerinnen, die die drei verschiedenen Majorettengruppen, die Minis, die Junioren und die Senioren, trainieren.
„Es gibt 23 verschiedene Kategorien, die auf den Turnieren gezeigt werden. Von Gruppentänzen, bis hin Solonummern, ist alles dabei.“
Der Sport, der oftmals auch mit dem Karneval in Verbindung gebracht wird, kommt ursprünglich aus den USA: „Bei Paraden spielten sogenannte ,Marching Bands‘ immer Musik. Um den Takt für die Band anzugeben, lief ein Tambourmajor mit einem Bâton vorweg“, erklärt Lüttges-Hoster. Irgendwann fing einer der Majors an, den Bâton zu drehen und in die Luft zu werfen, und daraus entwickelte sich die heutige Sportart, die bereits seit 1976 auch in Krefeld ausgeübt wird. Zweimal im Jahr geht es für die Majoretten auf Turniere, und die haben es besonders in sich, wie Lüttges-Hoster erklärt: „Es gibt 23 verschiedene Kategorien, die auf den Turnieren gezeigt werden. Von Gruppentänzen bis hin zu Solonummern ist alles dabei.“ Das Krefelder Majorettencorps gehört dem Verband bundesdeutscher Majoretten-Vereine, kurz VBM, an und tritt daher auch beim VBM-Cup an. „Das Problem bei der Sportart ist allerdings, dass es so viele verschiedene Verbände gibt. Pro Verband gibt es meist sechs bis acht Vereine, die dann gegeneinander antreten“, berichtet Lüttges-Hoster. Der Klassiker bei Turnieren sei der Marsch. „Das ist das Urgestein der Majoretten. Dabei darf es auch keine Tanzchoreografie geben“, so Lüttges-Hoster. Bei privaten Auftritten, für die die Majoretten gebucht werden können, stehen hingegen auch die Tanzchoreografien mit im Vordergrund. „Die Koordination der Füße und die Arbeit mit dem Stab hat mich von Anfang an fasziniert“, erklärt Lüttges-Hoster mit glänzenden Augen, währenddessen die Minis eine Nummer vorstellen.

Andrea Finnern
Unter ihnen ist die siebenjährige Olivia Smazek, die bereits seit anderthalb Jahren dabei ist. „Ich hab das mal bei einer Freundin gesehen und wollte das dann auch machen“, erklärt Olivia ihren Beweggrund, mit dem Sport anzufangen. Stolz zeigt sie, wie sie den Stab blitzschnell zwischen ihren Fingern drehen kann und erzählt dabei: „Manchmal verletze ich mich auch, aber das ist nicht wirklich schlimm.“ Das kann Lakisha Brosche von den Juniorinnen auch nur bestätigen: „Klar, verletzt man sich mal am Finger, aber es macht trotzdem total viel Spaß.“ Lakisha ist durch ihre Schwester zum Majoretten-Corps gekommen. Das sei bei vielen der Fall, erklärt Lüttges-Hoster: „Mittlerweile sind es schon viele Generationen, die hier gemeinsam trainieren.“ Größere Verletzungen sind dabei eher selten vorgekommen. „Fingernägel gehen bei den Mädels natürlich öfters mal kaputt, aber ansonsten gibt’s eher mal blaue Flecken“, so die erste Vorsitzende. Einmal hat ein Mädchen sich auch eine Nase gebrochen. „Das kann natürlich schon mal passieren, wenn der Stab aus großer Höhe auf die Nase fällt“, so Lüttges-Hoster. Deswegen wird mit den Neulingen auch erst nur am Bâton gearbeitet, bevor die Beinarbeit dazukommt. „Wir fangen immer erst mit dem Stab an, und wenn das sitzt, geht es erst weiter“, so Lüttges-Hoster, die die Seniorinnen trainiert.
Davon kann auch Andrea Finnern ein Lied singen: „Neben vielen blauen Flecken musste vor allem die Wohnzimmereinrichtung schon öfter daran glauben. Dass eine Lampe beim Üben mal kaputtgeht, ist keine Seltenheit“, so die Seniorin, die mittlerweile seit 26 Jahren den Marojettensport betreibt. „Das ist es aber allemal wert. Der Stab ist wie eine Sucht für mich“, so die 36-Jährige, die auch bei den Solotanzdarbietungen zu zweit mitmacht. „Das Besondere dabei ist, dass die Majoretten dann auch zwei Stäbe benutzen dürfen“, erklärt Lüttges-Hoster während einer solchen Darbietung. Gerade werden zwei Stäbe während einer atemberaubenden Tanzchoreografie in die Lüfte geworfen und in Windeseile wieder aufgefangen. Und so verwundert es auch nicht, dass die Krefelder Majoretten bei der Deutschen Meisterschaft im letzten Jahr neun Meistertitel in den 23 Kategorien erreichen konnten. Sie vollführen wahre Zauberstücke mit ihren Händen und dem Bâton.
Nicole Lüttges-Hoster, Voltastr. 65, 47805 Krefeld
Tel.: 02151 312948, info@majoretten-krefeld.de
www.marjorettencorps Krefeld