Im Portrait: Friedhelm Friedrichs
Menschen, die hohe Positionen im Marketing bekleiden, haben in der Regel selten die Gelegenheit dazu, ihr berufliches Wirken auch in den Dienst karitativer Zwecke zu stellen. Eine Ausnahme bildet Friedhelm Friedrichs, der jahrzehntelang die Werbe- und Öffentlichkeitsabteilung der Sparkasse Krefeld leitete und in seiner bemerkenswerten Laufbahn mit viel Engagement einen nicht unerheblichen positiven Einfluss auf Entwicklungen in der Stadt nahm. Im vergangenen Jahr verabschiedete sich der bekennende Krefelder in den verdienten Ruhestand. Doch sein Wirken wird noch lange nachhallen und spürbar bleiben.
Wir treffen Friedhelm Friedrichs auf dem Ostwall, ganz in der Nähe des Hauptsitzes der heutigen Krefelder Sparkasse. Wüsste man es nicht besser wissen, würde man nicht erahnen, dass der 65-Jährige bereits im Ruhestand ist. Wer so viele Jahre lang permanent in der lokalen Öffentlichkeit stand, legt seinen Anzug auch im Ruhestand nicht ab – ebenso wenig seine Eloquenz. Lediglich die im Bankgeschäft verpflichtende Krawatte trägt der pensionierte Marketingleiter nicht mehr. Mit wohl gewählten Worten und markanter Stimme berichtet Friedrichs von seiner Familie, einer fleißigen Krefelder Bäckerdynastie: „Mein Großvater und Vater waren beide erfolgreiche Bäckermeister. Auch wenn es in meiner Jugend durchaus Überlegungen gab, die Familientradition fortzuführen, entschied ich mich letztlich für eine Banklehre.“ Welche Früchte diese frühe biografische Weichenstellung tragen sollte, konnte der junge Krefelder damals nicht erahnen, doch erste Indizien für den nachhaltigen beruflichen Erfolg ließen nicht lange auf sich warten.
Nach der mittleren Reife, dem Grundwehrdienst und der Banklehre arbeitete Friedrichs einige Jahre in der Sparkassengeschäftsstelle in Linn und sog dort das zu erlangende Wissen wie ein Schwamm auf. „Mit viel Fleiß erarbeitete ich mir wichtige Grundfertigkeiten, sowohl im Tagesgeschäft als auch in internen Weiterbildungen, die schon immer ein Alleinstellungsmerkmal der Sparkassenorganisation waren. Auch heute stehen durch dieses einmalige System fleißigen und talentierten jungen Menschen alle Türen offen – auch ohne Abitur“, betont er. Die internen Fortbildungsmaßnahmen gipfelten für den jungen Bankkaufmann im Jahr 1977 in einem neunmonatigen Besuch der Sparkassenakademie in Düsseldorf. Spätestens hier zeigte sich endgültig, dass er den richtigen Weg eingeschlagen hatte, denn im Anschluss an den erfolgsgekrönten Akademiebesuch übernahm der damals 24-Jährige die Führung der Privatgiroabteilung der alten Stadtsparkasse an der Friedrichstraße. Es war der Startschuss für eine Bilderbuchkarriere. „Das war schön“, sagt Friedrichs stolz und hält kurz inne, „schön und aufregend zugleich. Mit so jungen Jahren ein elfköpfiges Team zu leiten und das in einer Position, die gerade erst geschaffen wurde, war die bis dahin größte Herausforderung meiner beruflichen Laufbahn.“ Es sollte nicht die letzte bleiben.
In den folgenden Jahren galt es, große Neuerungen zu bewältigen. „Interne Umstrukturierungen, Sparkassenfusionen wie die Fusion der Stadtsparkasse mit der Kreissparkasse Kempen Krefeld am 1. Juli 1977 und die damals noch in den Kinderschuhen steckende, aber bereits spürbare Digitalisierung stellten mich immer wieder vor große Herausforderungen“, erinnert sich der Vater zweier Kinder, der völlig in seinem Beruf aufging, sich jedoch selbst rückblickend nicht als Workaholic bezeichnen würde. „In meiner Funktion hatte ich sehr viel Kontakt zu allen Geschäftszweigen und Altersklassen, und so ergaben sich wie von selbst zahlreiche weitere Aufgaben“, so Friedrichs, der in den 80er-Jahren Mitglied des Betriebs- und Verwaltungsrates der Sparkasse wurde sowie zusätzliche Verantwortung als Ausbilder und IHK-Prüfer übernahm. Zu dieser Zeit war Friedrichs beruflich und privat angekommen: ein geschätzter und beliebter Banker in der Blüte seines Lebens. Doch wie es für seinen Werdegang fast symptomatisch erscheint, sollte seine Karriere noch einen weiteren überraschenden Wandel für ihn bereithalten, der abermals alles veränderte – zum Positiven für ihn und später auch für Krefeld.

Friedhelm Friedrichs
„1991 wurde eine Stelle als Referent in der Marketing-Abteilung vakant. So wie es vielen Menschen mittleren Alters ergeht, suchte auch ich zu dieser Zeit eine neue berufliche Herausforderung. Daher ergriff ich die Gelegenheit und wechselte vom Markt ins Marketing“, erklärt Friedhelm Friedrichs, der abermals freiwillig ins kalte Wasser sprang und sich mit für ihn völlig neuen Aufgaben konfrontierte. „Die routinierte Arbeit im Kundenkontakt wich einer ganz neuen kreativen Arbeit: Ich erstellte Werbe-Konzepte, entwickelte Verkaufsförderungsmaßnahmen und verhandelte Absatzvereinbarungen“, so Friedrichs weiter. Auch in diesem neuen Fahrwasser bewährte sich der vielseitige Karrieremensch – nicht zuletzt aufgrund seiner breiten Vorbildung. Dass er schließlich 1999 die Leitung der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit übernahm, erscheint daher nur folgerichtig. „Es war mein Traumjob, den ich bis zuletzt mit großer Begeisterung ausübte“, sagt Friedrichs mit ungewöhnlich leiser Stimme, und man merkt ihm an, wie sehr er die Position liebte, die ihn nicht zuletzt auch zu einer stadtweit bekannten Persönlichkeit werden ließ.
Dass er sich derart wohl fühlte, verwundert bei genauerer Betrachtung nicht, denn die finale Position seiner Laufbahn vereinte alles, was er bisher tat und bot darüber hinaus noch einen ganz neuen Aspekt. „Bekanntermaßen engagiert sich die Sparkasse im Bereich des Sports, der Kultur, dem Brauchtum, der Umwelt und im sozialen Bereich. Dieser Spagat zwischen Werbung auf der einen und direkt wahrnehmbarem Engagement auf der anderen Seite faszinierte mich sofort“, schwärmt der gebürtige Krefelder, der fortan viel Gutes in der Stadt, die er so liebt, anstoßen konnte. Dabei ging es ihm keinesfalls um das Ausschütten großer Summen per Gießkannenprinzip. Vielmehr stand eine ausgewogene und möglichst faire Verteilung der Gelder im Mittelpunkt seines Schaffens. Sportvereine, Schulen, soziale Projekte – sie alle profitierten und schätzten die Fairness des leidenschaftlichen Marketingchefs. Inzwischen zur Tradition gewordene Veranstaltungen wie das Seifenkistenrennen am Hülser Berg oder der Krefelder Renntag wären ohne das Engagement Friedrichs nicht etabliert worden. Dann, in Erinnerungen an die alte Zeit schwelgend, gerät Friedrich ins Stocken, und hinter der professionellen Fassade eines Bankers bricht sich sein emotionaler Kern Bahn. „Wenn man Schulkinder, die kleiner sind als ihr Instrument, stolz mit ihrer Violine auf die Bühne ziehen sieht, dann eine unfassbar schöne Darbietung hört und spürt, wie die vielen anwesenden Verwandten unendlich stolz sind, dann ist man selbst stolz und erfüllt, dass man zu diesem Erfolg beitragen konnte – hier im Fall des von der Sparkasse geförderten Projektes „Jugend musiziert.“
Heute, angekommen in seinem wohlverdienten Ruhestand, denkt der Werber mit dem großen Herzen oft und gerne zurück an Ereignisse wie dieses. „Ich bin glücklich über die Zeit, aber nicht wehmütig. Glücklicherweise kann ich meiner großen Leidenschaft auch aus dem Ruhestand weiter nachgehen und bin ehrenamtlich tätig, zum Beispiel im Stadtsportbund und im Marketing Club“, gibt sich der Krefelder, der seine neu gewonnene Freizeit bei allem Tatendrang auch genießt, zufrieden. „Nun, da ich auch gedanklich allmählich im Ruhestand angekommen bin, plane ich neue Aktivitäten. Das ein oder andere Gespräch mit engagierten Krefeldern und Institutionen wurde bereits geführt. Krefeld entwickelt sich derzeit sehr gut und hat sehr viel Potenzial. Dieses möchte ich auch in Zukunft mit meinem Wirken fördern“, stellt der ehemalige Marketingchef in Aussicht. Für die Stadt kann das nur Gutes bedeuten.