Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn über Helene Fischer, musikalische Wurzeln und künftige Projekte. 

Die „singende Föhnwelle“ Thomas Kuhn (50) persiflierte mit seiner Band Dieter Thomas Kuhn in den 90er-Jahren mit Föhnfrisur, Brusthaartoupet und Glitzeroutfit den Schlager-Kitsch der 70er und verhalf dem festgefahrenen Genre damit zu neuer Blüte. Bis heute steht der Tübinger für seine ganz eigene Version des deutschen Schlagers: Authentische Rock-Musik statt weichgespültem Herzschmerz-Einerlei. Anlässlich des Konzerts am 21. November 2015 im KönigPalast haben wir mit dem Schlagerstar telefoniert.

// KR-ONE: Oft liest man über Ihre Konzerte, dass sie von einer einzigartigen Stimmung geprägt seien. Was macht aus Ihrer Sicht ein Dieter Thomas Kuhn-Konzert so einzigartig? Dieter Thomas Kuhn: Es ist einfach großartig, zu sehen, dass die Menschen glücklich sind, wenn wir auf die Bühne kommen und wenn sie uns zweieinhalb Stunden lang hören. Wir spielen Songs von früher, die jeder kennt. Jeder singt mit, und ich glaube es ist einfach das Loslassen von den Dingen, die einen sonst belasten, das unsere Konzerte zu einer besonderen Erfahrung macht.

// Wenn man derzeit in die Charts schaut, kann man ein Schlager-Revival beobachten. Wie sehen Sie Ihr Schaffen im Bezug zu neuen Schlager-Stars wie Helene Fischer? Sie fragen jemanden, der damals das eigentliche Schlager-Revival mit ausgelöst hat. Ich selber sehe mich nicht wirklich in diesem neuen Schlager-Zirkus, weil unsere Konzerte einfach eine andere Abteilung sind. Wer schon einmal bei uns war, weiß ganz genau, dass wir im Grunde ein lautes Rock-Konzert geben. Wir sind weit entfernt von den Attitüden und der Musik einer Helene Fischer, auch wenn der Begriff Schlager über uns allen steht. Wir hatten vor 24 Jahren ganz andere Intentionen als die heutigen Schlager-Stars. Wir gehören sozusagen zur Independent-Abteilung des Schlagers.

// Einige ihrer Mitmusiker kommen ja mitunter sogar aus dem Punkrock. Dadurch bekommt das Ganze wohl automatisch einen ganz anderen Anstrich. Ganz genau. Wir hatten nie eine bestimmte Richtung vor Augen. Wir haben angefangen aus Spaß, aus dem einfachen Grund, Musik machen zu wollen. Diese Art der Musik war uns zunächst völlig fremd, und wir haben uns auch geschämt für ihre Existenz. In unserer Umsetzung hat es uns dann aber so viel Spaß gemacht, dass sich letztlich eine eigene Stilrichtung daraus entwickelt hat. Man kann unsere Musik nicht mit einer Schlagerproduktion im heutigen Sinne vergleichen.

// Diese Abgrenzung merkt man ja auch ihren extravaganten Bühnenoutfits an. Föhnfrisur, Brusthaartoupet und Glitzeroutfit. Ein augenzwinkerndes Statement gegen den Schlager-Kitsch? Genau. Allerdings wollten wir nie etwas in den Schmutz ziehen. Wir wollten persiflieren, wir wollten damals auch provozieren. Da konnten wir nicht einfach in Jeans und T-Shirt auf die Bühne. Dass sich aus diesem Projekt etwas ganz Großes entwickelt, haben wir weder geplant, noch geahnt.

// 2001 haben Sie ja bereits einmal einen Image-Wechsel probiert und statt Schlager deutsche Pop-Musik gemacht. Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal etwas ganz Neues zu probieren? Man soll ja niemals nie sagen. Ich kann mir im Augenblick aber keinen erneuten Genre-Wechsel vorstellen. Wir haben damals mit Schmerzen feststellen müssen, dass es für uns der falsche Weg war. Wir haben zwar eine sehr schöne Platte gemacht, aber im Live-Betrieb war das für uns überhaupt nicht mehr durchführbar, weil uns schlicht und einfach der Spaß abhanden gekommen ist. Die logische Konsequenz war die Rückkehr zum Projekt Dieter Thomas Kuhn.

// 2012 ist ihr letztes Studio-Album erschienen. Geht es in Zukunft noch einmal ins Studio? Ein neues Album ist bereits fertig. Ein Live-Album, welches wir in den letzten Monaten aufgenommen haben. Es handelt sich um einen komplett neuen Mitschnitt von Live-Konzerten und beinhaltet auch einige Studio-Versionen. Die CD kommt in den nächsten Wochen in den Handel.

// Für Ihre Fans im Rheinland: Verbinden Sie eine besondere persönliche oder musikalische Erinnerung mit dieser Region oder gar mit der Stadt Krefeld? Ich gebe zu, dass ich letztes Jahr zum ersten Mal in Krefeld war. Unsere Reisen haben uns anscheinend in den letzten 20 Jahren stets an Krefeld vorbei geführt. Das ist sehr schade, denn ich habe das Konzert in sehr guter Erinnerung. Deshalb kommen wir auch gerne wieder.

// Haben Sie abschließend noch eine Nachricht an Ihre Fans in Krefeld? Ich hoffe, dass alle, die letztes Jahr da waren, wieder kommen und noch weitere Leute mitbringen. Dann wird es mindestens genau so gut wie im letzten Jahr.

// KR-ONE: Vielen Dank für das Interview. 
Interview: Marc Christian Pannek