Zum Jahresende möchte die KR-ONE-Redaktion symbolisch einen Teil ihrer Zeit an Menschen verschenken, die sich tagtäglich, Jahr für Jahr, mit großer Empathie um das Wohl anderer kümmern: sorgsam, liebevoll, kreativ und weit über das normale Maß hinaus. Exemplarisch für alle haben wir vier Orte besucht, an denen Menschen Großartiges leisten: den Kastanienhof, ein Altenheim, einen fairKauf-Laden und einen Lerntreff für Flüchtlinge. Eine Würdigung von Petra Verhasselt, Esther Jansen, Ann-Katrin Roscheck, und Michael Otterbein.
Weihnachtsbasteln im Kastanienhof
Angelina ist eine kleine Glitzerfee. Mit einem beherzten Griff angelt sich die Fünfjährige eine üppige Portion pinkfarbenen Glitzer und streut ihn über ein grünes Herz. Angelina lebt in Gruppe 6 des Kastanienhofs und hat sich auf das Weihnachtsbasteln mit der KR-ONE gefreut – ebenso wie der fünfjährige Leandro und sechs weitere Kinder zwischen vier und sechs Jahren. Wir haben uns verabredet, um Weihnachtsanhänger aus schnell
trocknendem Ton auszustechen, zu bemalen und zur Krönung mit Glitzerstaub zu verzieren. Gruppenleiterin Lisa Hambach hat gemeinsam mit Pädagogin Lara Seithymer, der Auszubildenden Lena Baumann und Praktikantin Nicole Buschmann zwei Basteltische vorbereitet.
Weitere vorweihnachtliche Höhepunkte im Kastanienhof sind übrigens das gemeinsame Plätzchenbacken, dicht gefolgt vom Schreiben der Wunschzettel. Außerdem hat jedes Kind einen eigenen Adventskalender aus Schokolade und jede Gruppe einen Gemeinschaftskalender. Es gibt auch Geschenke für die Eltern. In diesem Jahr stellen die Kinder selbst Seife her, mit einem Duft ihrer Wahl. Das Warten aufs Christkind verkürzen die
Erzieherinnen jeden Abend durch das Vorlesen einer Adventsgeschichte, und dann geht es ganz schnell, bis der Heilige Abend da ist und auch der große Tannenbaum im Foyer sein Festtagskleid trägt.
Märchenstunde im Altenheim am Tiergarten
Wenn geliebte Menschen alt und gebrechlich werden, wünscht man sich als Angehöriger nicht mehr, als dass es diesen Menschen während ihrer letzten Lebensmonate an nichts mangelt. Mein Großvater war 91 Jahre alt, als er nach einem langen Krankenhausaufenthalt direkt in das Altenheim am Tiergarten, das Carl-Bednarz-Haus, einziehen musste. Nach Hause konnte er nicht zurück. Wenige Wochen vor seiner Verlegung war meine Großmutter gestorben, er war schwach und traurig. Er hat mir unendlich leidgetan damals, und ich hatte Sorge, im Heim würde er noch unglücklicher werden. Doch das wundervolle Personal des Altenheims am Tiergarten belehrte mich eines Besseren. Während ich in Bayern studierte und auch meine vollständig berufstätige Familie ihn nicht täglich besuchen konnte, blühte mein Großvater unter der Betreuung des Pflegerteams auf Station 2 noch einmal auf. Als er mit 93 Jahren schließlich verstarb, halfen ihm diese Menschen auf seinem Weg, sodass es ihm bis zum Ende an nichts fehlte.
Ich bin immer ein Großelternkind gewesen. Vor allem zu meinem Opa hatte ich einen „besonderen Draht“, wir waren uns sehr ähnlich. Dafür, dass jemand anderes so sorgsam auf ihn achtete, wollte ich mich immer schon einmal erkenntlich zeigen. Ich wusste nur nie, wie und wann. Doch unsere Zeit-verschenken-Aktion gab mir nun endlich den perfekten Anlass, zurück dorthin zu gehen, wo er gepflegt wurde, und ein wenig Zeit an die Leute zu verschenken, die heute dort leben.
Großeltern lesen ihren Enkeln Märchen vor. Das ist ein ungeschriebenes Gesetzt. Meine Idee war es, dieses gängige Verhältnis einmal umzudrehen und meinerseits den Bewohnern des Heims und den Pflegern vorzulesen. Und so besuchte ich das Carl-Bednarz-Haus an einem Donnerstagabend im November und begann, die Geschichte des klugen Gretel zu erzählen, ein eher unbekanntes Märchen der Gebrüder Grimm, die ich immer aus dem dicken alten Märchenband meiner Oma vorgelesen bekommen hatte. Anschließend las ich noch zwei Geschichten über den notorischen Schwindler Baron Münchhausen, erzählt von Erich Kästner. Diese Geschichten gefielen den versammelten Senioren und Seniorinnen, die in weit größerer Zahl zu meiner kleinen Lesestunde erschienen waren als ich erwartet hatte. Das hat mich sehr gefreut – und wenn das Personal und die Bewohner des Altenheims möchten, komme ich gerne wieder, um noch mehr spannende kleine Geschichten vorzulesen. Vielen Dank für diese schöne Erfahrung!
Altenheim am Tiergarten, Rote-Kreuz-Straße 31, 47800 Krefeld, Tel.: 02151 5830, Web: www.evangelische-altenhilfe-krefeld.de/ueber-uns/unsere-einrichtungen/altenheim-am-tiergarten
Wo Hilfe gebraucht wird – Zur Unterstützung im fairKauf-Laden
Sortieren, schleppen, präsentieren und verkaufen: Das ist die Aufgabe der Mitarbeiter und Ehrenamtler im Caritas fairKauf Möbel-Laden mit angeschlossenem Mode-Markt an der Weyerhofstraße, Ecke Hülser Straße. Aktuell sorgen hier vier hauptamtliche Mitarbeiter, 16 Zusatzjobber, zwei Bundesfreiwilligendienstler und neun Ehrenamtler für eine einwandfreie Verkaufsfläche, die es vielen Menschen in Krefeld ermöglicht, ein schönes, gemütliches Zuhause einzurichten. „Die fairKauf-Läden haben schon vor langer Zeit ihr Image als uselige Secondhand-Kammer abgelegt“, ist sich Mitarbeiter Heiko Nilgen sicher. „Im Gegenteil, wir sind Anlaufstelle für Menschen mit einem geringen Budget, aber genauso für Schätzesucher, Schnäppchenjäger und Studenten.“
Penibel geordnet und ansprechend präsentiert zeigt sich die in unterschiedliche Abschnitte eingeteilte Halle: Ob rustikale Couchecken, wunderschöne Antikschränke, blumige Porzellanservice oder moderne Frühjahrs- und Wintermode – die Caritas-Läden können nur das verkaufen, was als Spende abgegeben wird. Leben können sie allerdings nur, weil es Menschen gibt, die mit viel Engagement, mit Liebe zum Detail und mit einer unbändigen Freundlichkeit hier jeden Tag wirken.
Der fairKauf-Laden ist dringend auf der Suche nach helfenden Händen: Es werden sowohl Ehrenamtler mit Führerschein für das Abholen von Spenden und das Ausliefern von gekauften Möbelstücken gebraucht, Ebenso sind die Läden aber auf der Suche nach Ehrenamtlern zum Sortieren von Kleidung oder für den Verkauf. Auch wenige Stunden Zeit in der Woche sind eine Hilfe. Interessenten können sich bei Heiko Nilgen und Frank Ludes melden: Telefon 02151-41 49 31 15
Erzähl aus deinem Leben!
Wer in Deutschland einen Sprachkurs besucht, bekommt Vokabeln und Grammatikregeln beigebracht. Sich im Alltag wirklich gut verständigen kann er oder sie trotzdem noch nicht. Deshalb hat die Bürgerinitiative rund um St. Josef (BI) im „Nachbarschaftswohnzimmer Die ECKE“ in der Krefelder Südstadt einen regelmäßigen „Lerntreff Deutsch“ eingerichtet, um Menschen mit Migrationshintergrund mehr Sprachpraxis zu ermöglichen.
Hier treffe ich an einem kalten Montagabend auf Ina Hünicke von der BI und den syrischen Rechtsanwalt Sami Morad, die den Kurs gemeinsam leiten – dazu unter anderem auf Aleks aus Albanien und Samis Frau Bassima, den erst 21-jährigen Malier Idrissa und Micael, dessen Vater Libyer ist und dessen Mutter aus Malta stammt. Schnell entwickelt sich ein – in mehr oder weniger unperfektem Deutsch geführtes – Gespräch über das eigene Leben und die Erlebnisse der letzten Woche. Aleks zum Beispiel macht gerade eine Bäckerlehre, für die er letzte Woche eine Prüfung in Produktionstechnik ablegen musste. Unter Samis Anleitung berichten später Idrissa und Micael von ihren Heimatländern. Wie selbstverständlich sitze ich mit in der Runde, lache, stelle Fragen und höre gespannt zu.
Ich finde, der Lerntreff in der ECKE ist ein toller Ort für gelebte Integration – und ich bin sehr froh, den Weg hierher gefunden zu haben. Ganz bestimmt bin ich nicht zum letzten Mal hier gewesen, denn ich möchte gerne erfahren, wie die Geschichten von Sami, Aleks und Co. weitergehen.
Lerntreff Deutsch, Die ECKE, Südstraße 29, 47798 Krefeld, Montag 17.30 bis 20 Uhr, Weitere Teilnehmer/innen sind herzlich willkommen! Kontakt: Bürgerinitiative rund um St. Josef, Tel.: 02151-843840, www.bi-krefeld.de