Vor 33 Jahren kam Jochen Butz die Idee, seine Leidenschaft in einen Mehrwert für die Gesellschaft zu verwandeln. Er sammelte einige damals ausschließlich männliche Freunde um sich, und präsentierte ihnen die Idee, gemeinnütziges Kabarett-Theater zu produzieren. Der Name war bei der aus Krefeld stammenden Gruppe, die sich auf regionales Geschehen bezog und mit den Einnahmen heimische Projekte unterstützen wollte, schnell gefunden: die Krähen. Das inoffizielle Wappentier der niederrheinischen Großstadt ist bis heute Symbol für die noch bestehende Truppe. Getreu dem Motto, dass der gute Zweck stets im Vordergrund stehe, hat sich der Name trotz wechselndem Ensemble gehalten. Auch die vertretenen Werte sind geblieben.

Mittlerweile sind die Krefelder Krähen über die Grenzen der Seidenstadt hinaus bekannt und treten statt vor kleinem Publikum vor einigen hundert Zuschauern auf. Aktuell zählt die Gruppe acht Darsteller und acht Helfer hinter der Bühne. Zu den Kabarettisten gehören mit Laura Fiebig und Christa Teichmann seit Längerem auch zwei Frauen, die kaum noch wegzudenken sind. „Es ist schon schön, dass wir keine reine Männergruppe mehr sind. Manchmal hilft es ungemein, auch die weibliche Sicht auf die Dinge mit in unsere Sketche einbeziehen zu können. Auch wenn es um Kostüme oder Bühnen-Requisiten geht, braucht es das manchmal“, beschreibt Stefan Erlenwein, erster Vorsitzender der Krähen, die Arbeit mit seinen Kolleginnen und ergänzt lachend: „Außerdem ist es schön, nicht jedes Mal die Frau spielen zu müssen.“

Thematisch halten sich die Krähen an die Grundidee von Gründer Jochen Butz, der in der Funktion als Ehrenvorsitzender nur noch bedingt Einfluss auf den Inhalt nimmt. Angesprochen werden Ereignisse und Probleme, die den Niederrhein und seine Bewohner aufgrund der regionalen Nähe selbst betreffen. Die Konzepte der Krähen, die im Jahr etwa sechs bis acht Auftritte vor Publikum absolvieren, wechseln im Zwei-Jahres-Tonus und richten sich nach einem Oberthema. Dabei variieren die Orte, für deren Organisation Manager Philipp Schmitz verantwortlich ist, ständig. Bei dem aktuellen Programm „Zeit ist krählativ“ befasst sich das Gespann mit der Zeit, die sich wie ein roter Faden durch die Vorstellungen zieht. Zwar sind die meisten Einlagen unabhängig voneinander, doch es finden sich immer wieder Anspielungen oder Figuren aus vorangegangenen Auftritten wieder. Die Einnahmen, die bei den Vorführungen zusammengetragen werden, kommen über- wiegend gemeinnützigen Projekten zugute. Udo Paniczek, der seit etwa zehn Jahren auf der Bühne steht, erklärt: „Wir beraten lange, wem wir das Geld spenden wollen. Man kann leider nicht immer allen helfen, dann fällt eine Auswahl oft schwer. Für uns spielt es aber eine große Rolle, dass man sehen kann, was sich durch das Geld verändert hat. Wir haben beispielsweise für ein großes Auto für Geflüchtete gesammelt.“ Teil dieses Konzeptes war lange, Einzelschicksale zu unterstützen, was aufgrund verschärfter Datenschutzauflagen der Behörden nicht mehr ganz leicht ist. So können Direktspenden kaum noch umgesetzt werden, weshalb die Krähen immer auf der Suche nach neuen Projekten und Organisationen sind, die sich auch an den eingetragenen Verein wenden können.

 

Zur weiteren Arbeit der Kunstschaffenden gehört die Verleihung der „Krefelder Krähe“. Im Jahr 2005 hatte Gründer Butz den Einfall, einen Preis für Kabarettisten ins Leben zu rufen. Im Jahreswechsel verleihen die acht Krähen den Preis nach Absprache mit einer Fachjury und dem anwesenden Publikum an junge aufstrebende Kabarettisten und feste Showgrößen. Während Letzterer wie eine Art Ehrenpreis angesehen werden kann, findet im Duell um den Nachwuchspreis ein echtes Kräftemessen statt. Krähe Bernhard Schauws erläutert: „Vor Hunderten von Zuschauern treten die noch unbekannten Kreativen auf der Bühne auf und stellen ein eigenes Programm vor. Wir beraten dann untereinander, wer die meiste Unterhaltung geboten und dabei auch Probleme angesprochen hat, die Relevanz haben. Dann kommen die Meinungen der Jury, zu denen Theaterleute und Journalisten zählen, sowie die der Zuschauer dazu.“

Neu im Unterhaltungs-Repertoire der Krefelder ist das Fest „Krähen & Friends“ im Biergarten des Stadtwaldhauses am 15. Juni. Zusammen mit bekannten Künstlern aus der Umgebung haben die Krähen eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, deren Einnahmen dem Hospiz am Blumenplatz und der Kindertafel gespendet werden. Zum Aufgebot gehören unter anderem „Die Räuber“, „Das Provinztheater“, „Schäng“ sowie das Duo „Simon und Jan“, das Preisträger der Nachwuchskrähe ist. Die Organisatoren um den Vorsitzenden Stefan Erlenwein selbst, die während des Events für die Moderation zuständig sind, hoffen gerade aufgrund der idyllischen Sommerkulisse und der starken Besetzung auf viel Zulauf: „Für dieses Event haben wir uns zwei Projekte herausgesucht, die uns sehr am Herzen liegen. Deshalb wäre es schön, wenn ein hoher Betrag erzielt wird.“ Seit der Gründung im Jahr 1985 konnten die Krefelder Krähen über 350.000 Euro sam- meln, um ihre Heimat zu einem schöneren Ort zu machen. Die aktuelle Besetzung will auch weiterhin die Werte, für die der schwarze Vogel steht, durch die Hilfe an Bedürftige vertreten.

 

„Die Krähen“ Krefeld e. V.
Mülhausener Str. 82, 47839 Krefeld
Tel.: 02151 7635202