Würde ich den fast mantraähnlichen Ausführungen meiner Großeltern über die Vergangenheit Glauben schenken, müsste ich annehmen: Früher war alles besser. Das mag meiner Oma und meinem Opa in der idealisierten Retrospektive durchaus so erscheinen, objektiv betrachtet, ist es aber nicht so. Früher, tief in den Neunzigern vor bestandener Fahrprüfung, basierte meine gesamte Mobilität auf den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Fahrplan an den Haltestellen war seinerzeit wie ein heiliger Gral. Nur er zeigte mir, wann Bus, Bahn oder Zug fuhr. Nicht selten hatten ihn Vandalen beschmiert, angekokelt oder gleich ganz aus seinem Plastikkleid entfernt, um ihn – sozial eingestellt wie sie waren – gleich exklusiv mit nach Hause zu nehmen. Noch heute kann ich mich an das damals empfundene Gefühl der Hilflosigkeit erinnern, das sich auch immer dann einstellte, wenn ich nach einem gefühlten Zwei-Kilometer-Sprint an der Zughaltestelle ankam und der Bezahlautomat defekt war. Schöne alte Welt? Mit Nichten!

Die SWK Bus & Bahn-App im Check - Mobile Fahrplanauskunft und Ticketshop

Heutige Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel können über derlei Erfahrungen nur schmunzeln. Seit Jahren sind alle Fahrpläne im Internet einsehbar. Viel mehr vermag allerdings die neue SWK Bus & Bahn-App zu leisten. Die Gratis-Software verspricht ein Lotse im Dschungel der Verbindungen und Tarife zu sein. Ich habe sie einen Tag lang auf meinem Iphone auf Funktionalität, Bedienungsfreundlichkeit und Zuverlässigkeit getestet. Und wie aus meinen Erinnerungen hervorgeht, bin ich alles andere als ein sogenannter Digital-Native.

Im ersten Schritt suche ich die SWK-App in meinem App-Store. Binnen Sekunden erscheint das Symbol auf meinem Display. Nur eine Berührung später offenbart sich mir die schöne neue, GPRS-gesteuerte Welt. Ins Menü gelange ich über die oben links befindlichen, waagerecht angeordneten Striche. Hier kann ich mich über Abfahrten, Störungen, Einstellungen und Sonstiges informieren oder gleich meine Route für die nächste Fahrt planen. Klar ist, dass die App nur richtig funktionieren kann, wenn ich ihr gestatte, meinen aktuellen Standort zu verwenden. Klicke ich beispielsweise auf „Abfahrten“, zeigt mir die App alle möglichen Verbindungen um meinen aktuellen Standort herum. Natürlich kann ich auch einen anderen Standort verwenden, sollte ich eine Fahrt zu einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Ort planen. Zusätzlich wird mir erklärt, wie ich zur nächstgelegenen Haltestelle komme. Wenn ich möchte, kann ich mir die Strecke dann sogar noch auf einer Karte anzeigen lassen.

Ich muss in den Zoo. Ein schöner Termin. Erst ein paar O-Töne sammeln, dann noch ein kurzer Abstecher in den Gorilla-Garten. Vielleicht tanzt Kidogo ja heute vor meinen Augen auf dem Seil. Ich zücke mein Smartphone, wähle den Menüpunkt „Fahrten“ und gebe in der Leiste „nach“ „Grotenburg/Zoo“ ein. Die nächstmöglichen Verbindungen erscheinen inklusive Navigation zur nächsten Haltestelle. Nun nutze ich eins der Top-Features der neuen App und wähle das Symbol mit dem kleinen Einkaufswagen, dass es mir ermöglicht, gleich online ein Ticket zu kaufen. Das Bezahlsystem ist eine „App-in-App“-Lösung. Das bedeutet, dass ich mir zunächst, völlig automatisiert, eine weitere App namens HandyTicket herunter laden muss. Anschließend folgt die Registrierung, bei der ich meine Handynummer, eine Zahlungsweise und meine persönlichen Daten angebe. Auch eine Sicherheitsfrage und einen Sicherheitscode muss ich hinterlegen. Nach der Registrierung erhalte ich einen vierstelligen Pin, mit dem ich mich einloggen kann. Die Verbindung zwischen SWK- und HandyTicket wird ­anschließend selbstständig hergestellt und erleichtert somit das Prozedere. Da ich mindestens zwei weitere Fahrten am heutigen Tage plane, wähle ich das Tagesticket für 6,50 Euro, möglich sind allerdings 12 verschiedene Tarife, die auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Nutzer abzielen. Das Einzelticket für die schnelle Fahrt zwischendurch, das 4er Ticket für Gruppen oder gleich ein digitaler Fahrtberechtigungsschein für die gesamte Woche. Anhand meiner kalkulierten Route ist der Tarif vorgegeben. Ich muss nur noch den Transfer bestätigen und schon erscheint eine Art QR-Code auf meinem Display, der nun als legitimer Fahrschein gilt. Mein Tipp: Wer es eilig hat, sollte die Registrierung nicht unmittelbar vor der geplanten Fahrt durchführen, da das Verfahren rund fünf bis sieben Minuten Zeit in Anspruch nimmt.

Während ich völlig stressfrei in den Tiergarten fahre, informiere ich mich darüber, wie ich heute Abend am besten zu meiner Reportage ins Uerdinger Krankenhaus komme. Nun wähle ich in der Leiste „von“ nicht „aktueller Standort“, sondern „Hbf“ aus. Mit den Pfeilen navigiere ich mich zu den späteren Abfahrtszeiten. Symbole zeigen mir dabei, mit welchen Beförderungsmitteln meine Fahrt stattfinden wird. Ich habe die Wahl zwischen Bus-, Bahn- oder Zugrouten. Manchmal sind auch zwei miteinander kombiniert. Das heißt, ein Stück fahre ich mit dem Zug, den Rest mit der Straßenbahn. Informationen, wo und wie ich umsteigen muss, sind auch enthalten. Die Dauer der Fahrt erscheint gleich im obersten Feld. Im Gegensatz zu früheren Zeiten verspüre ich während meines Selbstversuch nicht mehr dieses unbehagliche Gefühl der Unsicherheit. Mit der SWK-App kann ich mich nicht nur gut auf geplante Fahrten vorbereiten, sondern habe einen Helfer für alle Fälle stets in meiner Tasche.

„Ich habe sie einen Tag lang auf meinem Iphone auf Funktionalität, Bedienungsfreundlichkeit
und Zuverlässigkeit getestet. Und wie aus meinen Erinnerungen hervorgeht, bin ich alles andere
als ein sogenannter Digital-Native.“

Die SWK Bus & Bahn-App im Check - Mobile Fahrplanauskunft und Ticketshop

Fazit:
In meinem Test funktioniert die SWK-App tadellos und zuverlässig. Die intuitive Handhabung macht die Bedienung selbst für Technik-Leihen kinderleicht. Neben den Basis-Funktionen der Fahrtenplanung und -übersicht ist vor allem die Aktualität ein großes Plus. Mein persönliches Highlight ist der Online-­Ticket-Kauf. Natürlich kann man bei Bussen und Bahnen immer noch beim Fahrer bezahlen, aber zu wissen, dass man sich keine Gedanken mehr ums passende Kleingeld machen muss, ist schon viel wert. Besonders bei Zugverbindungen ist dieses Feature sehr entlasten, denn auch die Auseinandersetzung mit ­nervigen Bezahlautomaten gehört so der Vergangenheit an. Selbstredend ­beschränkt sich die SWK-App nicht auf das Krefelder Stadtgebiet, sonder ­erlaubt Verbindungskalkulationen und die damit einhergehende ­Bezahlung im gesamten Bundesgebiet. Vielleicht sollte ich mal mit diesen ­gesammelten ­Informationen bei meinen Großeltern vorstellig werden. Mal sehen, ob sie ihre Grundsätze überdenken.