Die IHK Mittlerer Niederrhein unterstützt Unternehmen und Jugendliche rund ums Thema Ausbildung
Für junge Menschen könnten die Voraussetzungen für den Berufseinstieg nicht besser sein: Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften. „Für die Unternehmen in der Region ist der Fachkräftemangel inzwischen das Konjunkturrisiko Nummer ein“, sagt Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin für den Bereich Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Der NRW-Wirtschaft werden im Jahr 2030 rund 738.000 Fachkräfte fehlen – gegenüber heute wird sich der Fachkräfte-Engpass somit verdoppeln. Das geht aus dem aktuellen Fachkräftereport von IHK NRW, dem Zusammenschluss der 16 Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen, hervor. „Für den Mittleren Niederrhein bedeutet dies, dass uns bis zum Jahr 2030 rund 49.000 beruflich qualifizierte und 3.700 akademische Fachkräfte fehlen“, erläutert Petra Pigerl-Radtke. „Es gibt allerdings eine Lösung für den Fachkräftemangel: ausbilden!“

Bei der CHECK IN Berufswelt können interessierte Jugendliche Ausbildungsberufe und duale Studiengänge kennenlernen. Rund 230 Ausbildungsbetriebe in Krefeld, im Rhein-Kreis Neuss, in Mönchengladbach und im Kreis Viersen öffnen jeweils von 13 bis 17 Uhr ihre Türen für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 13
Das wissen auch die Unternehmen und investieren in die Ausbildung. Immerhin kostet eine Berufsausbildung jährlich 18.000 Euro. Bei einer dreijährigen Ausbildung summiert sich das also auf 50.000 Euro. Damit leistet die Wirtschaft einen wesentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung. „Dabei übernehmen die Ausbilder auch gesamtgesellschaftliche Aufgaben, indem sie Werte vermitteln und so den Charakter junger Menschen formen“, so Pigerl-Radtke. Richtig ist aber auch, dass nicht jedes Unternehmen, das ausbilden möchte, passende Kandidaten findet. „Leider können vor allem kleine Unternehmen ihre Stellen nicht besetzen.“ Entsprechend groß ist die Unterstützung, die die IHK ihren Mitgliedsunternehmen bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden bietet. Da gibt es zum Beispiel die Fachkräfteberater, die bei einem Beratungsgespräch eine Ist-Analyse der Personalsituation erstellen und Tipps unter anderem dazu geben, wie man auch junge Menschen fürs Unternehmen gewinnen kann. Darüber hinaus vermitteln die „IHK-Matcherinnen“ den Unternehmen geeignete Jugendliche – möglichst passgenau. Außerdem können Betriebe ihre freien Ausbildungsplätze in die IHK-Lehrstellenbörse einstellen. Und von der IHK betreute Kooperationen zwischen Unternehmen und Sportvereinen sind ebenfalls ein gutes Werkzeug bei der Suche nach potenziellen Auszubildenden.

Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin für den Bereich
Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein
„Wir haben ein vorbildliches Ausbildungssystem, das nachweislich zur geringen Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland beiträgt und um das wir im Ausland beneidet werden“, betont Pigerl-Radtke und ergänzt: „Und dennoch haben wir Probleme, junge Menschen, deren Eltern und Lehrer für die Duale Ausbildung zu begeistern.“ Ein Grund dafür, warum Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können, ist der verstärkte Wunsch vieler Jugendlicher, statt einer Ausbildung ein Studium zu beginnen – und das, obwohl die Abbrecherquote beim Studium ungebrochen hoch ist. „Mit einem speziellen Angebot haben wir auf diesen Trend reagiert“, sagt die IHK-Geschäftsführerin. Studierende, die feststellen, dass ihre Stärken nicht in einer akademischen, sondern in einer beruflichen Ausbildung mit einem IHK-Abschluss liegen, unterstützt die IHK bei ihrem Neustart.
Aber so weit muss es ja gar nicht kommen. Dazu sei es wichtig, bei der Berufsorientierung umzudenken, so Pigerl-Radtke. „Die jungen Leute sollten sich die Frage stellen: Will ich einen praktischen beruflichen Bildungsweg einschlagen oder einen wissenschaftlich-theoretischen? Bei der Höheren Berufsbildung, der bisherigen „Aufstiegsfortbildung“, wird das während einer Berufsausbildung erworbene Können durch eine Fortbildung erweitert. Diese Fortbildungen, die oft auf dem gleichen Niveau sind wie ein Studium, sind der Weg zum beruflichen Aufstieg. Ein Kernstück der geplanten Novelle des Berufsbildungsgesetzes werden die neuen Abschlussbezeichnungen Berufsspezialist, Berufsbachelor und Berufsmaster sein. So wird auch in der Namensgebung die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung deutlich.
„Es lohnt sich also, flexibel zu sein – sowohl was die Berufswahl als auch den Arbeitsort angeht“, so die IHK-Geschäftsführerin. Vor allem Schulabgänger, die sich nicht nur für die bekanntesten Ausbildungsberufe interessieren, haben gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen – und den Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Zukunft zu legen. Pigerl-Radtke: „Es gibt viele Wege zur beruflichen Karriere – für junge Menschen mit Startschwierigkeiten in der beruflichen Findung über Teilqualifikationsmaßnahmen genauso wie für den Spitzenabiturienten über verkürzte Ausbildung und den direkten Weg in die Höhere Berufsbildung“, sagt Petra Pigerl-Radtke. „Wir können die Schüler nur animieren, sich umfassend zu informieren.“ Bei der CHECK IN Berufswelt am 3. Juli in Krefeld zum Beispiel können sie sich vor Ort in den Betrieben ein Bild von den jeweiligen Berufsbildern machen.
Weitere Infos unter: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de