Liebe Leser,
möchte man die Stadtentwicklung vorantreiben, so muss damit im Zentrum begonnen werden. Das sagen die sich sonst oft mit diametralen Meinungen gegenüberstehenden Experten unisono. Die Innenstadt ist das Kraftwerk jedes urbanen Ballungsraums. Wohnen und Wirtschaft speisen ihre Energie aus ihr. Geht es ihr gut, setzt sie Impulse, geht es ihr schlecht, erzeugt sie ein Vakuum, das wiederum einen Abwärtssog verursacht.
Die Krefelder Innenstadt ist in einem bisweilen ambivalenten Zustand. Schrottimmobilien stehen dem Bauboom gegenüber, bunte Natur steht im Kontrast zu betonierter Tristes und neugeschaffener Wohnraum balgt sich mit der Abwärtsspirale der Mietentwicklung.
Wir widmen uns in dieser Ausgabe dem Thema „Innenstadtentwicklung“ im Rahmen eines Schwerpunktes und spüren dabei vielen immer wieder gestellten Fragen nach. Neben Problemen und Versäumnissen zeigen wir Projekte und Initiativen, die zur Nachahmung ermuntern.
Als positive Beispiele gelungener Innenstadtentwicklung sind aus guten Gründen das Samtweberviertel und die Königstraße zu nennen. Beide Beispiele zeigen, was aus dem Zusammenspiel von bürgerschaftlichem Engagement und städtischer Unterstützung entstehen kann. Obwohl die Überdachung der Königstraße bereits 17 Jahre zurückliegt, geht von ihr auch heute noch eine viel zu selten vernommene Signalwirkung aus.
Und auch das Programm „Stadtumbau West“ belegt, dass Initiativen zur energetischen Verbesserung und optischen Aufwertung von Immobilen und ganzer Quartiere von städtischer Seite subventioniert werden. Letztlich geht es darum, sich aus der Passivität zu verabschieden und bürgerliches Engagement als das zu begreifen, was es ist: ein Privileg, das erst zu Zeiten der Aufklärung erstritten werden musste. Sanierungsstau und sogenannte Schrottimmobilien sind in vielen Städten ein Problem, in Krefeld aber ein besonderes. In diesem Zusammenhang begegnet uns die immer gleich Frage: Warum tut die Stadt nichts dagegen?
Genau dieser Frage sind wir gemeinsam mit dem Beigeordneten für den Geschäftsbereich Planung, Bau & Gebäudemanagement der Stadt Krefeld Martin Linne und Ulf Prechtel als Fachanwalt mit Schwerpunkt Baurecht der Krefelder Kanzlei GTW nachgegangen. Daraus entstanden ist ein breit angelegter Faktencheck, der alle Optionen sowohl in theoretischer als auch praktischer Form prüft. Eigentum verpflichtet tatsächlich nur teilweise. So viel sei an dieser Stelle schon einmal vorweggenommen.
Viel Spaß beim Lesen,
Michael Neppeßen und Christhard Ulonska