Liebe Leser,

seit etwa zwei Jahren verfolgen wir vom Behnisch Haus die innerstädtische Veränderung aus nächster Nähe. Genau vor unseren Augen verwandelt sich derzeit die ehemalige Werkkunstschule in den neuen Hauptsitz der Wohnstätte, gleich daneben, ebenfalls in Sichtweite, entsteht die Ostwallpassage. Aber auch an vielen ­anderen Stellen wird deutlich, dass sich Krefeld im Wandel befindet. Nach Jahren der Stagnation sind die vielen Baustellen ein deutlicher Indikator für ein sich veränderndes Stadtbild; optisch und ­substanziell. Nachhaltig wird dieser Prozess dann, wenn sich die hier lebenden Bürger als Teil dieser Entwicklung begreifen und sich selbst engagieren. Dafür müssen sie allerdings mitgenommen werden.

Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, eine eigenständige Publikation mit dem Namen „Architektur & Baukultur“ herauszubringen. Diese, nun zweimal jährliche erscheinende Sonderausgabe, soll ein Bewusstsein wecken: für den Wert von Architektur und Baukultur sowie für die Notwendigkeit bürgerschaftlichen Engagements, das insbesondere in Krisenzeiten Krefelds Geschichte prägte. Ziel des ­Magazins ist, zur Stadtentwicklung und zur Entwicklung einzelner Quartiere beizutragen. Es soll identitätsstiftend sein und die bisweilen unzureichende Wahrnehmung einer Branche fördern, die eine Vielzahl von Berufsbildern umfasst und in Summe jährlich rund 17,3 Milliarden Euro umsetzt.

Da sich dieses Magazin aber eben nicht ausschließlich an die der Baukultur angeschlossenen Wirtschaftszweige richtet, sondern ebenfalls an die Mitte der Gesellschaft, haben wir es uns in der ersten Ausgabe zur Aufgabe gemacht, die mitunter abstrakte Beschäftigung mit diesem Thema didaktisch zu gliedern. Die Basis bildet dabei Reiner Nagels (Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur) Beantwortung der Frage „Was ist Baukultur?“ (S.06). Diese grundlegende Begriffsdefinition ist wichtig, um ein ­Verständnis dafür zu entwickeln, welch direkte Verbindung Architektur zum gesellschaftlichen Leben hat und wie die städtebauliche Entwicklung Einfluss auf unsere Gefühle nimmt. Baukultur lässt sich nicht in straffes Korsett rein ökonomischer Absichten pressen. Der Begriff ­beschreibt vielmehr die Architektur in Korrelation mit dem Menschen; mit uns.

Um einen greifbaren Eindruck davon zu vermitteln, was das in unserem Alltag ­bedeutet, haben wir uns dreier Themen angenommen, die sich dafür beispielhaft eignen. Der ­Artikel „B(r)aukultur“ (S.10) illustriert, wie technologischer Fortschritt, Emanzipation und eine daraus resultierende Veränderung der Konsumgewohnheiten dazu führt, dass vormals stadtbildprägende Gebäude verschwinden oder zwangsläufig in einen Dornröschenschlaf fallen. Wie in eben diesen Zustand verfallene Gebäude wieder reaktivieren können, zeigt indes der Beitrag über das alte Klärwerk in Uerdingen (S.18), das derzeit von einem Essener Investor einem neuen Nutzungszyklus zugeführt wird. Ebenfalls für eine neue Nutzung vorbereitet wird derzeit das „Gut Heyenbaum“ (S.14). Einst als Gutshof errichtet, wird es dieser Tage nach Dekaden als Restaurant unter Wahrung der historischen Bausubstanz in ­exklusive Wohneinheiten umgebaut.

Einen besonderen Dank möchten wir an unsere Sponsoren und Unterstützer richten, die sofort ihre Bereitschaft signalisierten, die notwendigen Mittel zur Realisierung dieses Projekts bereitzustellen, und uns überdies stets mit Rat und Tat zur Seite standen. ­Gleiches gilt natürlich auch für unseren Redaktionsbeirat, der uns bei der Themenfindung unterstützt hat. Große Anerkennung gilt hierbei Bernd Heuer, der als Mitinitiator jeden Schritt hin zur Veröffentlichung begleitete und zudem dem ­Redaktionsbeirat vorsteht.

Viel Spaß beim Lesen,
Michael Neppeßen und Christhard Ulonska