Liebe Krefelder,
jeder will es werden, aber niemand will es sein: alt! Doch wie allgemein bekannt ist, leben wir in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Und das Ende dieses Prozesses ist beleibe nicht abzusehen. Mediziner prognostizieren gar, dass jeder zweite aus der Generation der heute 30-Jährigen 100 Jahre oder älter werden wird. Was zunächst schön klingt, stellt die Gesellschaft und jeden Einzelnen vor ganz neue Herausforderung. Wir müssen uns neue Fragen stellen: Wie bleiben wir im hohen Alter fit? Wie wird unser Zusammenleben aussehen? Und wie muss von institutioneller Sicht mit der immer höheren Lebenserwartung umgegangen werden? Im Rahmen unseres Themen-Spezials „Gesundheit & Soziales“ versuchen wir genau diese Fragen zu beantworten.
Wie man überhaupt erst einmal „das Ticket für den Club der 100-Jährigen“ (S.06) löst, hat uns der ärztlichen Leiter des HELIOS Prevention Centers, Dr. Friedhelm Späh, erklärt. Manches ist dabei gemeinhin bekannt, vieles wiederum nicht. Oder wusste Sie, dass die maximale Lebenszeit eines Menschen ziemlich genau auf 140 Jahre begrenzt ist und man sich seinen Beruf anhand des eigenen Blutdrucktypen auswählen sollte? So komplex und multifaktoriell das Mosaik der Gesundheitserhaltung ist, so einfach ist die Faustregel für ein langes Leben: Halten Sie Maß und führen Sie einen organisierten Alltag.
Dass im Zuge einer immer höher werdenden Lebenserwartung viele Krankheitsbilder einen ganz neuen Fokus bekommen, zeigt vor allem die steigende Relevanz von Demenzerkrankungen in unserer Gesellschaft. Was man tun kann, um sich am besten vor Demenz zu schützen und wie Betroffenen mit neuen Therapiemethoden geholfen wird, veranschaulicht der Artikel „4 Pfoten für Sie“ (S.18). Gemeinsam mit Kooperationspartner hat das savea-Gesundheitszentrum ein Modell entwickelt, das sich recht nah an die Delfintherapie anlehnt und Erkrankten durch die Zusammenführungen mit Hunden ein Tor zur neuen Sinnlichkeit öffnet.
Leider geht mit einem verlängerten Leben auch immer der Verlust geliebter Menschen einher. Manche 95-Jährige haben sogar alle Familienmitglieder und Freunde überlebt. Wie es so dennoch gelingen kann, in einem lebhaften und fürsorglichen Umfeld zu leben, zeigt die Geschichte rund um das neue Wohnkonzept der Senioren-WGs „Das Gemeinsame steht im Mittelpunkt“ (S.12). Aber sie zeigt auch sehr gut, dass von uns im Alter zunehmend geistige Flexibilität benötigt wird, um die Lebensqualität zu erhalten. Halten wir hingegen an traditionellen Strukturen fest, droht uns zunehmend ein Leben in Isolation.
Jemand hat einmal gesagt: „Alt zu werden, ist nichts für Weicheier!“ Und er hat Recht. Tatsächlich ist ein hohes Alter mehr Bürde als Privileg, aber es gibt Mittel und Wege, sich den Herbst des Lebens so angenehm wie möglich zu gestalten. Wie wir mit der demographischen Entwicklung auf Landes- und Bundesebene umgehen werden, scheint derzeit völlig offen. Fest steht allerdings: Wollen wir im Alter glücklich und zufrieden sein, müssen wir jetzt dafür sorgen. Sowohl in Bezug auf die eigene Gesundheit als auch mit Blick auf soziale Strukturen.
Viel Spaß beim Lesen!
Christhard Ulonska und Michael Neppeßen