Liebe Krefelder,
in Syrien steuern die Supermächte auf eine Kollision zu, Italien steht kurz vor dem finanziellen Kollaps und Deutschland wird von der Flüchtlingskrise und seinen Folgen in einen immer größer werdenden Strudel der Ablehnung gerissen. Es gibt augenscheinlich viele Gründe, sich Sorgen zu machen. Und das tun wir. Doch in unserem alltäglichen Leben sind ein drohender Krieg, Bankenschieflagen europäischer Nachbarländer und die Konsequenzen der Asylpolitik kaum oder sogar gar nicht angekommen. Möchte man die gegenwärtige Gemengelage in ein Bild fassen, so wäre der Tanz auf dem Vulkan die richtige Metapher. Unsere Gesellschaft umwabert ein diffuses Angstgefühl. Irgendwie ist alles ganz schlimm, aber doch läuft alles so wie immer.
Nach dem Dafürhalten Sally Perels (S.06), Autor des Bestsellers „Hitlerjunge Salomon“, befindet sich die Welt an einem Scheideweg. Er warnt gar vor dem Nichterkennen des Vorkrieges und stellt den Weltreligionen ein vernichtendes Urteil aus. Doch Perels eigene Biographie ist gleichzeitig ein Appell an die Hoffnung und Zuversicht. Auch mit 91 Jahren ist der freidenkende Israeli unermüdlich als Friedensbotschafter unterwegs. Seine Botschaft ist eindeutig: Der erfahrende Mensch erkennt Gefahren, lässt sich von ihnen allerdings nicht lähmen.
Genau dieser Satz könnte den Kern der Berufsbeschreibung des Feuerwehrmannes bilden. Jeden Tag von Gefahren umgeben, sind die Männer in Rot doch ein Musterbeispiel für Begeisterung im Beruf. Wir haben die neue Wache auf der Ritterstraße (S.36) besucht und durften aus nächster Nähe erfahren, was es bedeutet im Schichtdienst den Brandschutz für Krefeld zu leisten und warum dies durch den Neubau jetzt noch besser funktioniert. Von Angst haben wir bei den kräftigen Männern nichts erlebt. Denn Angst, das wissen die Lebensretter, ist nicht nur in Extremsituationen kein guter Ratgeber.
Tatsächlich weist die Angst große Parallelen zu einem Virus auf, denn sie wird vom einen auf den anderen übertragen. Diese Erkenntnis sollte jeder Einzelne zum Anlass nehmen, um seinen Umgang mit der Angst zu hinterfragen. Es bringt nichts, sich in den eigenen vier Wänden einzuschließen oder andere mit dem Angstvirus zu infizieren. Doch dagegen gibt es ein einfaches Medikament: Freude und Gemeinsamkeit. Jede Menge davon gibt es zur Krefeld PUR (ab S.50) am 17. und 18. September. Wir können nur jeden ermutigen, an diesem Event teilzunehmen, denn positive Erfahrungen steuern die eigene Gefühlswelt wie ein Autopilot.
Wir haben uns nach der Sommerpause ganz bewusst dafür entschieden, Bedrohliches und Freudvolles nah aneinander zu rücken. Denn darin liegt nicht nur das Spiegelbild unserer Zeit, sondern auch unser zukünftiger Auftrag: Sei über alles im Bilde, analysiere und hadere, aber setze ganz bewusst einen Gegenpol zum Angstsyndrom, das derzeit die Welt befällt. Wir alle halten die Verantwortung für die Ausbreitung dieser Epidemie in den eigenen Händen.
Viel Spaß beim Lesen!
Christhard Ulonska und Michael Neppeßen