Seit 15 Jahren ist er Bezirksvorsteher, seit mehr als 35 Jahren Vorsitzender des Uerdinger Heimatbundes: Elmar Jakubowski ist aus Uerdingen nicht wegzudenken. KR-ONE spricht mit dem 74-Jährigen über aktuelle Projekte und seine Liebe zur Rheinstadt.
// KR-ONE: Herr Jakubowski, für viele Krefelder ist Uerdingen nicht einfach nur ein Stadtteil. Was ist das Besondere daran?
Elmar Jakubowski: Sie finden hier eine gewachsene historische Innenstadt mit vielen denkmalgeschützten Häusern. Der Markt mit den Herbertzhäusern und dem alten Rathaus ist in dieser Geschlossenheit fast einmalig am Niederrhein. Dann die direkte Verbindung zum Rhein; mit der Neugestaltung des Deiches und den Rheinanlagen ist das eine der schönsten Ansichten in ganz Krefeld. Der liebenswerte (und lebendige) Charakter einer kleinen Rheinstadt, verbunden mit viel Charme, wird überall deutlich.
// Was bedeutet Ihnen Uerdingen persönlich?
Man kann das eigentlich sehr kurz fassen, indem man von der Frage ausgeht, wo man auf Dauer leben möchte. Meine Antwort ist schnell gegeben: hier in Uerdingen, also da, wo man zu Hause ist. Hierbei kommt eine Menge zusammen: die Entwicklung der Stadt, die Traditionen, das öffentliche Leben, die Angebote vor Ort vom Kindergarten bis zu den Freizeitmöglichkeiten, Festen und Veranstaltungen, Vereine und die Menschen, die hier leben. Wenn das alles stimmt, ist man halt zu Hause – hier will man leben. Eine Stadt muss ein Gesicht haben, und Uerdingen hat für mich ein Gesicht. Ein sehr freundliches.
// Der Uerdinger Heimatbund blickt auf eine lebendige Geschichte zurück: am 3. Februar 1925 ist er als ,Verein für Heimatkunde in Uerdingen‘ gegründet worden, am 19. Oktober 1946 ist er in Uerdinger Heimatbund umbenannt worden. Sie wurden 1974 in das Amt des Vorsitzenden gewählt. Was hat Sie daran gereizt? Manchmal entwickeln sich die Dinge einfach so. Ein Schwerpunkt meines Lehramtsstudiums – ich war Direktor einer Gesamtschule in Duisburg – war „Niederrheinische Geschichte“. So war ich oft in der Geschäftsstelle des Heimatbundes, um Unterlagen zu sichten. Gleichzeitig habe ich mit den Recherchen zu meinem Buch „Uerdingen – so wie es war“ begonnen. Der damalige Leiter der Uerdinger Bezirksverwaltung, Heinz Trebels, hat mich dann für den Heimatbund „eingekauft“, zumal die Position des Vorsitzenden eine Zeit lang vakant war. Es machte einfach Spaß, Brauchtum und Geschichte zu pflegen und aktuell am Leben zu halten.
// Welche Aufgaben hat der Uerdinger Heimatbund? Wir erforschen die Heimatgeschichte, pflegen das Uerdinger Brauchtum und fördern die damit verbundenen historischen und künstlerischen Werte. Wir unterstützen die Denkmalpflege und die Pflege der Mundart. Die Pflege der Liebe zur Heimat also.
// Wie viele Menschen engagieren sich im Bund? Wir haben fast 1.000 Mitglieder. Und etwa 100 Mitglieder außerhalb von Uerdingen bis in die USA, Kanada und Australien, die trotzdem weiter mit uns verbunden sind, weil sie wissen wollen, wie es in ihrer Heimat weitergeht. In letzter Zeit ist der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder etwas gesunken – er darf ruhig noch weiter sinken! Brauchtum ist wichtig – auch und vor allem für junge Menschen.
// Warum? Brauchtum ist wichtig für die Identitätsfindung. Man muss wissen, wohin man gehört, wo man sich einordnet, wo man seine Bindungen hat, wo das Zuhause ist. Das gibt Standfestigkeit und Halt. Und Halt bewahrt vor Ziellosigkeit. Das Leben ist wie ein Staffellauf: Man hat eine bestimmte Strecke zu laufen, dafür bekommt man einen Stab in die Hand gedrückt. Um diesen erfolgreich an einen anderen Menschen weiterzugeben, braucht man ein klares Ziel vor Augen.
// Wie entwickeln sich die aktuellen Projekte des Heimatbundes?
Unsere momentane Unterbringung, der „Brempter Hof“ – der Sitz der Herren von Brempt – steht jetzt zum Verkauf, da die Sanierung und Restaurierung von der Stadt nicht geleistet werden kann. Hier sind Wohnungen angedacht. Der Heimatbund wird daher seine Geschäftsstelle und das Heimatmuseum verlegen, auch wenn wir ein Dauernutzungsrecht haben. Aber wir möchten gerne ins Haus „Zum Bügeleisen“ umziehen: Dort sollen die Geschäftsstelle des Heimatbundes und unser Museum neu eingerichtet werden. Das Problem ist: Das seit über sechs Jahren leerstehende Bügeleisen-Haus muss völlig saniert werden. Deshalb haben wir zu „Baustein-Spenden“ für die Renovierung aufgerufen und auch schon Hilfe bekommen, so dass die Sanierung bereits beginnen konnte. Aber wir benötigen noch viel mehr Unterstützung, damit wir Ende des Jahres fertig werden und einziehen können. Auch der Rheindeich ist ein wichtiges Projekt von uns: Der Neubau ist abgeschlossen, die Wege und Zufahrten werden zurzeit hergerichtet. Eröffnung wird spätestens Mitte des Jahres sein – mit einem Deichfest natürlich. Weitere Projekte sind die Renovierung des Bahnhofes Uerdingen und der Bau der Wohnanlage „Rheinblick“, die sich beide aber noch in der Abstimmungsphase befinden.
// Welches Projekt liegt Ihnen besonders am Herzen? Natürlich das „Bügeleisen-Haus“. Es war schon beeindruckend, wie viele Spendenmittel wir bekommen haben. Aber bei einem Altbau ist das nun einmal so: Es tauchen immer neue Probleme auf. Wir brauchen noch erhebliche Mittel für einen annehmbaren Zustand.
// Gibt es ein Geschäft, das aus Ihrer Sicht noch fehlt in Uerdingen?
Ein vordringliches Problem sehe ich darin, die Ober-straße attraktiver zu machen. Ein Elektrofachgeschäft wäre hier nicht schlecht. Noch mehr würde ich mir aber neue gutbürgerliche Kneipen wünschen, einfache, gute Stadtschenken, in denen man gemütlich sein Bier trinken kann. Das fehlt wirklich in Uerdingen.
// Wie so viele andere Krefelder Stadtteile wird auch Uerdingen multikulturell bereichert. Ja, auch in der Rheinstadt sind in kulinarischer Hinsicht viele Kulturen und Länder vertreten. Heute – letztlich durch den Tourismus – haben fast alle ihre Erfahrungen machen können und freuen sich natürlich, wenn sie vor Ort diese Erfahrung jederzeit erneuern können. Diese Angebote tragen mit dazu bei, dass der Blick geweitet wird, das Verstehen wächst, das Miteinander gestärkt wird.
// KR-ONE: Danke für das Gespräch!
Interview: Almut Steinecke