Glutschnecken, Smoke-Ring, Keramikbrennfeld. Wenn Michael „Ritchy“ Wolter im tiefen Fachjargon übers Grillen referiert, versteht der geneigte „Würstchen-auf-Holzkohle-Leger“ in der Regel nur Bahnhof. Doch Wolter kann jeden dort abholen, wo er gerade steht. Muss er auch, denn der Inhaber des Osterather Grill-Fachbetriebs „Flammkontor“  bietet Grillseminare für jedermann. Dort können Interessierte ihrem Wissenstand entsprechend ganz tief in den Fuchsbau des Metiers rund um Garmethoden und Fleischqualitäten entführt werden. Ein Trend, der immer mehr Menschen in seinen Bann zieht, so wie Wolter selbst, in dem das Grillvirus seit Jahren grassiert.

Flammkontor - Wo aus Grill-Amateuren Profis werden

Inhaber Michael „Ritchy“ Wolter

„Eigentlich war das hier einmal ein Geschäft für Sonnenschutz“, lacht der Mann mir Rockabilly-Frisur und deutet auf die Rudimente des ursprünglichen Kernsortiments an der hinteren Wand. Im Flammkontor sind die biographischen Fäden seines Inhabers gebündelt. Einst als Kaufmann ins Berufsleben gestartet, ließ sich Wolter zum Messebauer ausbilden. Dann entdeckte er die Leidenschaft fürs Grillen. Heute leitet er das Grillgeschäft, gibt Seminare und baut die Messestände für Weltmarken wie „Outdoorchef“ und „Firemagic“. Was zunächst als etwas verworrenes Konstrukt erscheint, ist in Wahrheit das Produkt der konsequent gelebten Maxime, immer das zu tun, wofür man brennt. Womit wir dann schon wieder beim Thema wären. „Feuer ist einfach faszinierend“, sagt Wolter mit einem lodern in den Augen. „Ich glaube, darin liegt für Männer der anfängliche Reiz. Vor Gasgrills habe ich mich lange versperrt, inzwischen weiß ich sie aber zu schätzen. Tatsächlich hat jede Grillmethode etwas für sich. Der Weg zum Ergebnis ist immer ein anderer und das damit verbundene Ambiente eben auch. Grillen ist weit mehr als die Zubereitung von Speisen.“ Blickt man auf das Sortiment des Osterather Betriebes gleich hinter der Stadtgrenze Fischelns, wird schnell deutlich, was Wolter meint. Denn: Die Spannweite reicht von der einfachen Feuerstelle bis zur Outdoorküche samt Unterbau, Kühlschrank, Waschbecken und Dachkonstruktion. Dazwischen liegen Holzkohle- und Gasgrills aller Preiskategorien sowie Smoker und Pelletsmoker in mannigfaltiger Ausprägung. „Das richtige BBQ nach amerikanischem Vorbild, also mit langen Räucherzeiten bei niedrigen Temperaturen, ist in Deutschland immer mehr im Kommen“, erklärt der Grill-Guru die stetige Erweiterung der Produktpalette, die exponentiell an die der Zulieferer gekoppelt ist. „Heute gibt es einen schier unüberblickbaren Wust von Woodchips, Pellets und Holzkohle. Alle versprechen unterschiedliche Aromen. Inzwischen sind sogar große Whiskey-Unternehmen dazu übergegangen, ihre alten Fässer zu schreddern, um daraus Pellets zum Smoken zu machen“, so Wolter weiter. „Von der Vielzahl an Rubs und Gewürzen einmal ganz zu schweigen.“

Anders als bei anderen deutsche Fachgrillhändlern sucht man den Branchenprimus ‚Weber‘ in der Ausstellung vergeblich. Das hat gleich mehrere Gründe. „Zum einen möchte ich mir nicht vorschreiben lassen, wie ich mein Geschäft zu gestalten habe, zum anderen gibt es Alternativanbieter, die qualitativ kein Stück schlechter sind, eher im Gegenteil. Für die Amis ist Weber ein Baumarktprodukt und Firemagic der Platzhirsch“, veranschaulicht Wolter seine Entscheidung. Folgerichtig buhlen im Flammkontor dann auch gleich diverse Vertreter original nordamerikanischer Grillmanufakturen wie „Joe’s“, „Firemagic“, „Napoleon“ und „Outdoorchef“ um die Gunst der Grillliebhaber, aber auch „Rösle“, ein deutscher Traditionshersteller, hat einen festen Platz im Sortiment. „Alle diese Marken bieten hervorragende Produkte mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu adäquaten Preisen. Aus dieser Mischung findet jeder etwas für seinen Anspruch“, erklärt der 47-Jährige, für den die „Grillbibel“ aufgrund seines Fachwissens wie eine Ansammlung von Trivialitäten wirken muss. Da man mit dem Kauf eines Premium-Grill aber nicht automatisch über das notwendige Fachwissen verfügt, hat Wolter eine Art Grillschule ins Leben gerufen und die dafür notwendigen Voraussetzungen in Form einer Indoor-Grill-Anlage mit zwei Grills, großen Schneidflächen und riesigen Deckenabzügen geschaffen. Rund 15 Mal im Jahr finden hier Seminare mit klangvollen Namen wie „Wald, Wild, Wein“, „Rund ums Mittelmehr“, „Seafood“ oder „Beef tasting“ statt. „Die Resonanz ist riesig“, freut sich Wolter, „Tatsächlich ist die Nachfrage höher als das Angebot.“ In den meisten Kursen, die als eine Mixtur aus Unterricht und gemeinsamer Zubereitung samt Verköstigung zu begreifen sind, geht es um die Vermittlung und Anwendung von vertieftem Fachwissen, aber es gibt auch Basisseminare, in denen erklärt wird, wie man ohne Rauchexplosion den Holzkohle-Grill anzündet und butterzarte Spareribs kreiert. „Am beliebtesten ist aber das Beef tasting. Hier zeigen wir beispielsweise den geschmacklichen Unterschied zwischen irischem und amerikanischen Black Angus und veranschaulichen, wie verschiedene Fütterungsmethoden den Fleischgeschmack verändern. Das ist wirklich etwas für Experten und solche, die es werden wollen“, sagt Wolter, der die Seminare üblicherweise selbst leitet. „Wir versuchen Menschen dazu zu animieren, nicht nur fertige Gewürzmischungen zu nehmen, sondern selbst welche zu entwickeln. Außerdem bringen wir in Vergessenheit geratene Lebensmittel wieder ins Bewusstsein. Nur wenige wissen, wie viele Pfeffersorten es eigentlich gibt und wie man sie gezielt einsetzt.“

Aus geschmacklichen, qualitativen und ethischen Gründen hat sich Wolter vor einigen Jahren zu einer Kooperation mit „Adler Gourmet“ entschieden, einem Züchterverband, der sich auf amerikanische Rassen und Fleisch-Zuschnitte spezialisiert hat und für besonders artgerechte Haltebedingungen steht. „Mir ist es wichtig, dass die Tiere ein gutes Leben hatten und auf möglichst schonende Weise geschlachtet wurden“, sagt Wolter und ergänzt: „Um den Tod des Tieres zu würdigen, stehen wir in der Verpflichtung, es möglichst schmackhaft zuzubereiten.“ Wie das am besten funktioniert, lernt man in seiner Grillschule, für die man sich online oder im Ladenlokal anmelden kann.

www. flammkontor.de