Dirty Dancing vs. Knight Rider. Patrick Swayze vs. David Hasselhoff. Baby vs. KITT. Hätten wohl die meisten Klassenkameradinnen von Ricarda Schwarz sich in den 90ern für die erste, die romantische Seite entschieden, lag für die heute 36-Jährige das Interessengebiet immer schon an anderer Stelle: Das sprechende, mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Superauto ist auch heute noch der Star ihrer Jugend.

„Mein Interesse für schnelle, besondere Autos wächst seit Kindheitstagen“, beschreibt die charismatische Blondine. „Für mich war die Entscheidung klar, dass ich eine der ersten weiblichen Automobilkauffrauen werden möchte.“ Heute gehört Ricarda Schwarz zum festen Team des Porsche-Zentrums in Willich und ist mit ihrer hohen Fachlichkeit, ihrem scharfen technischen Verständnis, ihrem Charme und ihrer Leidenschaft für den Sportwagen- hersteller angesehene Exclusive-Verkäuferin im Autohaus. Damit ist sie Teil des ungewöhnlich großen Frauenpools, den die Tölke & Fischer-Gruppe als Zugehörige zur Automobilbranche verzeichnen kann: Allein im Porschezentrum Willich sind rund 20 Prozent der Mitarbeiter weiblich, weltweit liegt die Quote sehr viel niedriger. „Heute kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich hier als Verkäuferin genauso wahrgenommen werde wie meine männlichen Kollegen“, beschreibt die 36-Jährige. „Das war nicht immer so. Als Frau brauchte ich gerade beim Karrierestart Ellbogenschoner.“

Tölke + Fischer Porsche Zentrum

Sie hat ihre Rolle gefunden: Ricarda Schwarz ist angesehene Porsche-Exclusive-Verkäuferin

Auch die 19-jährige Lina Thissen weiß, wie sich Ellbogenschoner anfühlen, hat sie die eigenen Schutzmechanismen bereits gut erforscht: Als weibliche Auszubildende zur Mechatronikerin im Porschezentrum Willich ist sie ein seltenes Exemplar. Gerade einmal eine andere Frau teilt in der Berufsschule zwischen 26 Männern mit ihr die Bank. „Ich merke schon, dass ich mich als weibliche KFZ-Mechatronikerin anders beweisen muss als meine männlichen Azubikollegen“, erzählt die zurückhaltende junge Frau. „Gerade im körperlichen Bereich, wenn es um Kraft geht, wird mir weniger zugetraut.“ Dabei ist das technische Geschick der angehenden Mechatronikerin in der Werkstatt hochangesehen. Im nächsten Jahr wird sie mit gerade einmal 20 Lebensjahren ihren Meistertitel in der Tasche haben. Während ihr das Team den Rücken stärkt, treten vor allem im Kontakt mit Kooperationspartnern aber immer wieder für die 19-Jährige nicht nachvollziehbare Situationen auf: „Auch wenn ich sage, dass ich das kann, wird das manchmal nicht ernstgenommen. Dann möchten sie lieber einen männlichen Kollegen oder den Meister sprechen.“ Auch Ricarda Schwarz kennt das aus vergangenen Zeiten: „Frau und jung“ kann in der Automobilbranche eine explosive Mischung sein. „Mir hat es damals sehr gutgetan, dass mein Chef Kunden und Partner immer zurückgewiesen hat, wenn sie mit Vorurteilen aufgetreten sind“, erklärt die Kauffrau. „Er hat deutlich gesagt, dass ich genauso kompetent bin. Mit den Jahren baut man sich dann einen Ruf auf und sicherlich auch ein dickes Fell.“ Die junge Kollegin unterstützt sie heute: „Ich weiß, dass Lina hier sehr gute Arbeit leistet und dafür geschätzt wird. Hier bei Porsche sind wir eine große Familie.“

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Ein Ausnahmetalent: Mit Anfang 20 wird Lina Thissen ihren Meister als KFZ-Mechatronikerin besitzen

Außer im Lager wirkt im Töfi-Porsche-Zentrum in jeder Abteilung eine Frau an der Front mit. Egal, ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, sie alle teilen die Faszination für den Stuttgarter Autoriesen. „Jeder hat seine eigene Geschichte zu Porsche und trägt das Emblem stolz auf der Stirn“, sagt Schwarz und lacht. „Für mich ist es mein Traumjob, hier zu arbeiten.“ Die Geschichte der 19-jährigen Lina Thissen beginnt schon früh: Ihr Vater, ebenfalls KFZ-Mechatroniker, besitzt einen Porsche aus dem Baujahr 1967, seinem Geburtsjahr. Begeistert schaut die Heranwachsende ihm nach der Schule zu, wie er in der Werkstatt schraubt und herumwerkelt. Mit zuneh- mendem Alter teilen Vater und Tochter das Hobby: Der professionelle Tüftler gibt sein Wissen schon vor Linas Ausbildung an die junge Frau weiter. „Alles an Porsche fasziniert mich einfach“, erklärt sie mit leuchtenden Augen. „Die Perfomance, die Ingenieurkunst – das ist einfach der Wahnsinn.“ Auch Ricarda Schwarz schwärmt von klein auf für die Sportwagen: Statt einer Lieblingspuppe trägt sie ein 11er Porsche-Spielzeugauto mit sich herum. In der Jugend investiert auch sie Zeit und Geld in ihre Autos und motzt sie mit allerlei Schnickschnack auf. „Mein großes Vorbild waren die Wagen in der Sendung ‚Pimp My Ride’“, sagt sie und lacht. „Mit meiner fetten Box im Kofferraum war ich schon ein Hingucker.“

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Außer im Lager arbeitet im Töfi-Porsche-Zentrum in jeder Abteilung eine Frau, auch in der Werkstatt

Heute ist Schwarz selbst Mutter eines Sohnes. Vor zwei Jahren ist Maximilian geboren. Mit ihrer Porsche-Familie hat die junge Mutter ihr Glück geteilt: Ein Jahr lang war sie in Elternzeit und stand trotzdem immer wieder im Kontakt mit ihren Kollegen. Sie haben die Schwangerschaft begleitet und den Nachwuchs schon als Säugling kennengelernt. Was nach ihrem Wiedereinstieg passierte, ist spannend und zeigt, dass es außerhalb des Töfi-Universums noch eine ganz andere Wahrnehmung der Mutter in Automobilunternehmen gibt. „Mich haben etliche schwangere Kolleginnen aus anderen Unternehmen angerufen, um mich zu fragen, wie ich das mit der Elternzeit gehandhabt habe“, beschreibt die 36-Jährige. „Das ist eine Seltenheit, dass Frauen in meiner Position ein Kind bekommen.“ Auch, wer die Online-Suchmaschine fragt, wird hier nicht fündig. Einzig und allein Mundpropaganda hilft, um zu zeigen, dass Muttersein und Autos verkaufen doch zusammengehören kann. „Die Automobilbranche muss schon noch lernen, uns als Frauen zu sehen“, erklärt Schwarz. „Was nicht bedeutet, dass wir in unserer Arbeit und Leistung unauffälliger sind als unsere männ- lichen Kollegen. Töfi hat das begriffen.“

Tölke + Fischer Porsche Zentrum Willich, Jakob-Kaiser-Straße 1, 47877 Willich, Telefon: 02154-91890, www.porsche-willich.de