Das Lus Bell an der Nieper Straße gehört zu jenen Restaurants, die wohl jeder Krefelder kennt. Die Bekannt- und Beliebtheit ist dabei nicht nur auf die exponierte Lage direkt vor dem Hülser Berg zurückzuführen, sondern auch auf die 150-jährige Tradition des Gasthofs. Fest im Bewusstsein der Stadt verankert, ging es dem Lus Bell jedoch keinesfalls immer gut. Zahlreiche Pächter betrieben das Restaurant im Laufe der Jahrzehnte mit mehr oder weniger Geschick, und insbesondere in den vergangenen Jahren bröckelte der unerschütterlich gute Ruf des Traditionslokals zunehmend. Seit November letzten Jahres jedoch blüht das Lus Bell wieder auf – dank neuem Pächter und frischen kulinarischen Impulsen.
Der gleichermaßen ungewöhnliche wie einprägsame Name des Restaurants besteht bereits seit den Anfangstagen. In der Gemarkung Traar entstand 1837 ein Gasthof, der ursprünglich als Kutscherkneipe an der Chaussee Krefeld-Moers der Versorgung von Pferden und Fuhrleuten diente. Die Wirtschaft wurde zunächst von Sibilla Lausberg betrieben, ihre Schinkenschnittchen mit selbstgebackenem Brot waren über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und beliebt. Der Volksmund machte aus dem Namen der Wirtin das mundartliche „Lusbergs Billa“, was sich später zu „Lus Bell“ entwickelte. „Am traditionellen Namen wollten wir natürlich festhalten – auch wenn wir inhaltlich einen großen Bruch zur jüngeren Vergangenheit wagen“, sagt der neue Pächter Qani Fazliu, der sich mit der Übernahme des Gasthofs im vergangenen Winter einen persönlichen Lebenstraum erfüllte: „Ich habe mich buchstäblich vom Tellerwäscher zum Koch und Restaurantpächter hochgearbeitet. Dass ich heute gemeinsam mit meiner Frau und meiner Familie eine so bekannte Krefelder Gastronomie führen kann, erfüllt mich jeden Tag aufs Neue mit Stolz.“
Qani Fazliu ist in hiesigen Gastronomie-Kreisen kein Unbekannter. Die Biografie des sympathischen Krefelders, der mit seiner Familie vor etwa zehn Jahren aus Gjilan im Kosovo in die Seidenstadt kam, ist filmreif: Ohne Koch-Ausbildung, aber mit großem Talent und Engagement, arbeitete sich Fazliu vom einfachen Spüler zur zentralen kulinarischen Figur beim Uerdinger Traditions-Italiener „La Riva“ hoch. „Ich gehe eben mit offenen Augen durch die Welt, habe viel von meinen Kollegen gelernt und dann nach und nach immer mehr Verantwortung für die Küche auferlegt bekommen“, erzählt der heutige Küchenchef und Pächter in Personalunion bescheiden von seiner bemerkenswerten autodidaktischen Karriere. „Als mein Mann und ich vom vakanten Lus Bell hörten, war schnell klar: Wir springen ins kalte Wasser. Entweder wir schwimmen oder wir gehen unter“, beschreibt Barbara Wloch-Fazliu das Wagnis, das für seine gutbürgerliche Küche bekannte Restaurant mit einem neuen kulinarischen Konzept wiederbeleben zu wollen.
“Wir bieten eine klassische mediterrane Küche an, die hin und wieder auch gutbürgerliche Einflüsse zulässt.”
Schnitzel mit Pommes sucht man auf der neuen Karte vergeblich. Stattdessen erwartet den Gast ein aufgeräumter und konzentrierter Querschnitt durch die gehobene italienische Küche, die Fazliu sich während seiner Zeit im La Riva zu eigen machte: Fleischgerichte vom Kalb, Schwein und Hähnchen sowie Fischgerichte mit Zander, Dorade, Thunfisch, Seeteufel, Kabeljau und Gambas treffen auf Pasta und klassische italienische Vor- und Nachspeisen. Ergänzt wird die feste Auswahl an Fleisch- und Fischgerichten durch eine saisonale Karte und tagesaktuelle Empfehlungen, die der Küchenchef seinen Gästen gerne persönlich nahelegt. „Wir bieten eine klassische mediterrane Küche an, die hin und wieder auch gutbürgerliche Einflüsse zulässt. So beginnt zum Beispiel im Moment die Pilz-Saison, und wir werden in den nächsten Wochen viele Gerichte mit Pfifferlingen und Wild auf unserer saisonalen Karte anbieten“, erläutert der Pächter.
Der Blick in die Karte offenbart auch auf eine weitere Art, dass man im Lus Bell nicht gänzlich mit der bodenständigen Vergangenheit des Lokals bricht: Statt sich hinter geschwollenen Wortungetümen zu verschanzen, setzt man auf authentisch-bodenständige Bezeichnungen für die Gerichte und konzentriert sich lieber auf die perfekte Zubereitung. „Unser Konzept ist ehrlich und einfach: Frische und gute Zutaten, ein erfahrenes und engagiertes Küchenteam und ein freundlicher Service. Wir geben stets unser Bestes und wollen jeden Gast glücklich machen. Sonderwünsche sind jederzeit willkommen“, betont Fazliu. Gelegenheiten, sich von diesem Selbstanspruch zu überzeugen, gibt es reichlich: Abgesehen von Montagen hat das Restaurant durchgängig von 12 bis 14.30 Uhr sowie von 17.30 bis 22 Uhr geöffnet und eignet sich damit sowohl für eine Stärkung am Mittag als auch für ein gemütliches Dinner am Abend – zum Beispiel auf der Terrasse mit traumhaftem Sonnenuntergang. Flankiert wird der reguläre Restaurantbetrieb von der Möglichkeit, die Räumlichkeiten für größere Gesellschaften und Anlässe aller Art zu mieten sowie ein individuelles Catering-Angebot nach Absprache.
- Spaghetti Vongolle mit Pfifferlingen
- Rinderfilet mit Trüffelcreme-Sauce
- Steinbutt in Orangen-Safran-Sauce
Der sympathische und authentische Ansatz und die Reduzierung auf das Wesentliche kommen gut an, und das Lus Bell verzeichnete in den vergangenen Monaten wieder einen Zuwachs an Gästen. „Wir sind mit dem ersten halben Jahr mehr als zufrieden und gönnen uns bald auch erstmalig ein paar Tage Urlaub“, sagt der neue Pächter und schämt sich fast etwas für die bitter benötigte Verschnaufpause. Bei so viel Engagement für eine Krefelder Gastronomie-Institution und wirklich leckerem Essen als Resultat sei der Urlaub der Familie mehr als gegönnt!
Restaurant Lus Bell, Nieper Straße 242, 47802 Krefeld, Telefon: 02151-3258794, www.lus-bell-krefeld.de