Das Projekt „Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung“ der Agentur für Arbeit
Speed-Datings einmal nicht zur Suche des Traumpartners, sondern für einen Traumjob in den Niederlanden? Ja, es gibt sie. Betreut werden sie vom Projektteam „Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung“ der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen.

Im wöchentlichen Wechsel sind Arbeitssuchende aus der Region eingeladen, die Speed Datings der Agentur für Arbeit in Viersen oder Nettetal zu besuchen, um sich über potentielle Arbeitgeber aus den Niederlanden zu informieren. Sie sitzen dann einem Arbeitsvermittler aus den Niederlanden und einem Mitarbeiter eines sogenannten Uitzendbureaus gegenüber. Das fungiert als verlängerter Arm verschiedenster Unternehmen ähnlich wie eine Zeitarbeitsfirma. Es darf auch Mitarbeiter einstellen und hilft bei deren Integration in die Firma. Über die reine Information hinaus können beim Speed Date auch konkrete Vermittlungsangebote gemacht werden. Begleitend werden Sprechstunden bei der Niederländischen Arbeitsverwaltung in Venlo und Roermond (vergleichbar mit der Agentur für Arbeit) ermöglicht. Außerdem finden grenzüberschreitende Jobbörsen und Bewerbertage für spezielle Branchen statt. Viele deutsche Arbeitnehmer wurden schon erfolgreich vermittelt. Denn es gibt gute Gründe für einen Job jenseits der Grenze.

Diana Antwerpes, Lena van der Coelen, Ulrich Blome, Marloes Cremers, Stefanie Ferber.

Sie organisieren die grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung (v.l.): Diana Antwerpes, Lena van der Coelen, Ulrich Blome, Marloes Cremers, Stefanie Ferber.

„Viele Arbeitssuchende aus Krefeld und dem Kreis Viersen können momentan schneller in den Niederlanden einen Job finden als bei uns, weil dort in vielen Bereichen die Auftragslage besser ist“, sagt Diana Antwerpes vom Projektteam. Sie betreut mit Ulrich Blome Arbeitgeber aus den Niederlanden und Deutschland, während ihre drei Kolleginnen Arbeitssuchende aus beiden Ländern beraten. „Seit August letzten Jahres haben wir 113 Arbeitssuchende in 34 niederländische und sechs deutsche Unternehmen vermittelt“, ist die Bilanz des Projektverantwortlichen Markus Rahn. Er betont aber, dass dieser Prozess sehr dynamisch sei. In ein paar Monaten könne sich die Gewichtung auch wieder verlagern.

Mittlerweile beteiligen sich rund 40 hauptsächlich niederländische Arbeitgeber an dem Projekt – Tendenz stetig steigend. Großer Bedarf herrscht im Einzelhandel und in den Bereichen Transport, Lager, Logistik, Elektrotechnik und Metallverarbeitung. Rund 70 Stellen sind momentan zu vergeben, zum Beispiel in den Logistikzentren von DHL und UPS, aber auch bei Modeketten wie Michael Kors und Tommy Hilfiger. Sie alle haben ihre Lager in Limburg, direkt hinter der grünen Grenze.

Ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Beschäftigung von „Grenzpendlern“ aus Deutschland ist die MGG Group mit den Standorten Tegelen direkt hinter der Grenze bei Kaldenkirchen und Niew-Bergen hinter Goch. Das Unternehmen entwickelt, konstruiert und fertigt Aluminium-Gussteile für die Automobil-Industrie und den Industrieanlagenbau. Rund 30 neue Stellen kann MGG allein in diesem Monat vergeben – eine große Chance für Arbeitssuchende, die bereit sind, die Grenzen in ihren Köpfen und die räumliche Grenze zu den Niederlanden zu überwinden.

Markus Rahn

Projektverantwortlicher Markus Rahn

„Wir arbeiten sehr gut mit dem Projektteam der Agentur für Arbeit zusammen, weil es qualifizierte, motivierte und flexible Mitarbeiter vermittelt. Wir haben sogar einige deutsche Schichtleiter. Alle sind gut informiert über das Arbeiten in den Niederlanden“, sagt Simone Snijckers, Personalreferentin bei MGG. Projektverantwortlicher Markus Rahn ergänzt: „Wir bieten zum Beispiel eine Schulungsmaßnahme zu Logistik in den Niederlanden an. Dabei wird auch der Kulturunterschied erklärt, und es gibt einen berufsbezogenen Sprachkurs, in dem die Teilnehmer die ersten 200 Wörter im Logistikbereich erlernen.“ Sprachbarrieren gibt es aber grundsätzlich nicht, denn in den grenznahen Städten ist Deutsch sehr verbreitet. Englischkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht notwendig.

Es gibt viele Gründe, die das Arbeiten in den Niederlanden attraktiv machen. Der erste im wahrsten Wortsinn „erfahrbare“ Vorteil für Pendler aus Deutschland sind die vergleichsweise kurzen Fahrtzeiten. Wer jeden Tag zwischen Krefeld und Tegelen pendelt, fährt auf jeden Fall entspannter als nach Düsseldorf. Löhne und Gehälter liegen gleichauf, wobei Deutsche in den Niederlanden von der geringeren Lohnprogression profitieren. Im Klartext heißt das: Es gibt mehr Netto vom Brutto. „Weil deutsche Arbeitnehmer, die in den Niederlanden arbeiten, dort ihre Steuern zahlen, kann man unter bestimmten Voraussetzungen auch Hypothekenzinsen von der Steuer absetzen“, weiß Markus Rahn.

„Weiche Faktoren wie Motivation und Persönlichkeit haben für niederländische Arbeitgeber mehr Gewicht als tadellose Biographien oder Zeugnisse“

Größter Unterschied und damit auch eine große Chance für viele Arbeitssuchende ist die Tatsache, dass in den Niederlanden sogenannten „Softskills“ mehr Bedeutung beigemessen wird als tadellosen Biographien, Zeugnissen oder Diplomen. Hier kann man mit Persönlichkeit und Motivation punkten. Oder, wie es Lambert Weijs vom niederländischen Arbeitsvermittler „Start People International Recruitment“ ausdrückt: „Denk mit. Sei kreativ. Habe eine Meinung.“

Agentur für Arbeit, Logo

Wer seine Barriere im Kopf überwindet, sich freimacht von Vorurteilen gegenüber unseren Nachbarn und auf seine Fähigkeiten vertraut, der kann durch einen Job in den Niederlanden sein neues persönliches Glück finden – mit dem Projektteam „Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung“ und den angeschlossenen niederländischen Partnern an seiner Seite.

Kontakt für interessierte Arbeitgeber:
Diana Antwerpes, Agentur für Arbeit Krefeld – Geschäftsstelle Nettetal,
Telefon: 02153-918730, Diana.Antwerpes@arbeitsagentur.de
Terminhinweis: „Jobbörse Niederlande“, Mittwoch, 29. März, ab 10 Uhr im Seerosensaal in Nettetal.