Es ist ein undankbarer Job. Bei Wind und Wetter ziehen die sieben Kolonnen der Krefelder Straßenreinigung ihre Runden durch die Stadt und befreien sie von Abfall, Laub und Schmutz. Machen sie ihre Arbeit gut, bemerkt sie niemand. Machen sie sie nicht, versinkt die Stadt im Müll. Ein Tag mit der GSAK.
Montagmorgen, 6:30 Uhr: Schichtbeginn für Vorarbeiter Detlef Königs und seine „Kolonne 2“ auf dem Betriebsgelände der GSAK, der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld. Königs sitzt in seinem orangefarbenen Kombi, der mobilen Zentrale seiner Kolonne und wirft einen prüfenden Blick auf die heutigen Revierpläne. „Etwa 50 Straßen müssen wir jeden Tag reinigen“, erklärt er während er seine Mitarbeiter instruiert und das Arbeitsgerät auf die Fahrzeuge verlädt. Das Revier der sechsköpfigen Truppe erstreckt sich von der Uerdinger Straße bis zum Nassauerring und umfasst zudem den Müll-Hotspot Innenstadt, um den sich fast alle Kolonnen täglich kümmern. Nach kurzer Zeit setzt sich der Tross aus zwei Kombis und einer großen Kehrmaschine in Bewegung. An Bord der Fahrzeuge: Eine Vielzahl an modernen und altbewährten Gerätschaften. „Es hat sich viel verändert. Besen, Schüppe, Schuffel und Tonne kommen immer seltener zum Einsatz. Das schont Mann und Material“, erläutert Königs, der bereits seit 34 Jahren für saubere Straßen in Krefeld sorgt und sich noch gut an die Zeiten erinnern kann, in denen ausschließlich per Muskelkraft gereinigt wurde und am Abend die Schulter schmerzte.
„Es hat sich viel verändert. Besen, Schüppe, Schuffel und Tonne kommen immer seltener zum Einsatz. Das schont Mann und Material.“
Gegen 7:00 Uhr erreicht die Kolonne die Innenstadt, ihr erstes Einsatzgebiet. Noch sind die Straßen innerhalb der Wälle nicht sonderlich belebt, ideale Bedingungen also für den Reinigungstrupp. „Trotz der modernen Technik kommt man hier nicht an der händischen Arbeit mit Besen und Tonne vorbei“, sagt Königs und deutet auf zwei seiner Kollegen, die gerade schnellen Schrittes und mit gekonntem Griff den Müll der Hochstraße in die schwarzen Tonnen befördern, die sie vor sich herschieben. 11:30 Uhr, Mittagspause: Zeit für einen Kaffee und eine Zigarette. „Man muss die Leute schließlich bei Laune halten“, lacht Königs und ergänzt: „Wichtig ist, dass am Ende des Tages alles erledigt ist.“ Nach der Pause rollt die Kolonne zum zweiten Einsatzgebiet des Tages in den Stadtteil Cracau. Peter Reschke schnallt sich seinen Akkubläser um und bläst den Schmutz der Straßen zu Häufchen zusammen. Hinter ihm fährt sein Kollege Frank Miterski die große Kehrmaschine, die die Häufchen „wegzieht“, wie er sagt. Einige Straßen weiter ist Norman Monning mit dem neuesten Zuwachs der Flotte unterwegs, dem Sweeper, einer Handkehrmaschine, die sich besonders gut für die Reinigung von Bürgersteigen eignet. Sind die integrierten Müllsäcke der verschiedenen Maschinen voll, werden sie am Straßenrand abgeladen. Und so blasen, ziehen und kehren sich die Männer unermüdlich durch die Straßen während Vorarbeiter Königs in seinem Kombi hinterher fährt, die Müllsäcke einsammelt und die Sauberkeit quittiert– ein eingespieltes Team. Gegen 14:15 Uhr ist das Revier sauber und es geht zurück zum Betriebsgelände. „Akkus laden, Müll auskippen, Feierabend“, freut sich Königs.
Auf dem Gelände wartet bereits die Qualitätsbeauftragte Hatice Coruk, die stolz ein Zertifikat in die Luft streckt. Was die 32-Jährige vor einem Jahr angestoßen hat, findet nun eine offizielle Bestätigung in diesem Papier: Die GSAK ist zertifiziert – als „ausgezeichnete Stadtreinigung“. Reinigungsqualität, Zuverlässigkeit und Bürgerfreundlichkeit sind die drei Kriterien der Zertifizierung. „Sauberkeit ist ein äußerst subjektiver Maßstab. Man kann nicht erwarten, dass eine Straße so sauber ist wie der eigene Vorgarten. Für uns geht es um den optischen Gesamteindruck und nicht darum, das letzte Blatt einzufangen“, erläutert sie. Um dem subjektiven Eindruck von Sauberkeit eine objektive Messbarkeit zu verleihen, sammelt die Duisburgerin und ihr Team der Qualitätssicherung, bewaffnet mit portablen Computern und geschulten Augen, seit einem Jahr Daten zur Sauberkeit der Stadt. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes statistisches System namens INFA-DSQS, das eine effektive Aufdeckung von Problemen, eine Ableitung konkreter Maßnahmen und einen internen wie externen Vergleich der Stadtsauberkeit ermöglicht. Erste Ergebnisse: Krefeld ist durchschnittlich sauber, hat aber wie jede Stadt Problemzonen.

Hatice Court überprüft die Straßensauberkeit
500 neue verschmutzungsresistente Papierkörbe für die Innenstadt sowie modernes Gerät für die Reinigungskolonnen wurden daher in letzter Zeit angeschafft und zahlreiche Mitarbeiterschulungen durchgeführt. „Neben der Verbesserung unserer Arbeit geht es im Zuge unserer zertifizierten Qualitätskontrolle auch darum, ein objektives Feedback für unsere Mitarbeiter zu produzieren. Wenn bei uns das Telefon klingelt, hagelt es meistens Kritik, weil zum Beispiel jemand seinen halben Hausstand auf der Straße entsorgt hat. Es kommt hingegen eher selten vor, dass jemand anruft, um sich für eine saubere Straße zu bedanken. Das Resultat unserer Arbeit ist unsichtbar. Durch die Statistik machen wir es wieder sichtbar“, berichtet Coruk aus ihrem Arbeitsalltag. Und dieser beinhaltet neben der statistischen Auswertung am Schreibtisch eben auch das akribische Sammeln von Daten im Feld. „Wir haben im vergangenen Jahr etwa 250.000 Stichproben in 10.000 Straßenabschnitten genommen“, skizziert Coruk die gewaltige Datenmenge während sie in ihren Twizy – das elektromobile Aushängeschild der Flotte – steigt und Kurs auf die Nordstraße nimmt. Der kleine Straßenabschnitt hinter dem Polizeipräsidium wurde vom Zufallsgenerator des Systems ausgewählt und muss sich nun dem prüfenden Blick der Qualitätsbeauftragten unterziehen. Coruk holt ihren PDA hervor und öffnet die Erfassungssoftware, die den Straßenabschnitt in seine Einzelteile zerlegt. Papierkorb, Fahrbahnbereich, Gehweg links, Gehweg rechts, Parkplatz, Wertstoffsammelplatz und Grünstreifen müssen auf verschiedene Verschmutzungen hin überprüft und benotet werden. Konkret bedeutet das auch: Kothaufen zählen. Irgendwie auch ein undankbarer Job. Doch Coruk und die vielen anderen Mitarbeiter der Krefelder Stadtreinigung erledigen ihn Tag für Tag mit großer Sorgfalt – der Sauberkeit Krefelds zu Liebe.