
Herausgeber Christhard Ulonska
„Die KR-ONE motiviert!“
Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass sich Christhard Ulonska und Michael Neppeßen dazu entschlossen, Krefeld ein identitätsstiftendes Magazin zu schenken. Nothaushalt, Bürgermeisterwechsel und Bauboom liegen dazwischen. Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums werfen die Väter der KR-ONE nun einen Blick zurück, in die Gegenwart und in die Zukunft, und erklären, weshalb Krefeld und die KR-ONE sich gegenseitig so sehr brauchen.
// KR-ONE: 5 Jahre KR-ONE. Nicht viele Magazine, die vor fünf Jahren gegründet wurden, sind heute noch am Markt. Wie fühlt ihr euch bei der Betrachtung dieser Zahl? Christhard Ulonska: Zunächst einmal muss ich zugeben, dass es mir gar nicht so vorkommt, als gäbe es die KR-ONE schon fünf Jahre, gefühlt sind es eher zwei bis drei Jahre. Fünf Jahre und 50 produzierte Magazine sind schon unglaublich. Michael Neppeßen: Ja, es ist schon verblüffend, wie die Zeit gerast ist und dass es uns allen gar nicht so vorkommt, zeigt auch, wie intensiv die Arbeit war. Ulonska: Na ja, darin steckt vielleicht auch der einzige negative Aspekt: Die Zeit war sehr intensiv und ließ uns kaum die Möglichkeit, abseits der Arbeit etwas anderes zu machen. Aber natürlich: Insgesamt waren die zurückliegenden Jahre von jeder Menge Herzblut, tollen Geschichten und vielen unvergesslichen Erfahrungen geprägt.
// Was ist vor fünf Jahren passiert, das euch dazu gebracht hat, die KR-ONE aus der Taufe zu heben? Ulonska: Ich war damals noch recht neu in Krefeld. Nach meinem Studium und beruflichem Start in Düsseldorf war es die Wohnungs-Situation, die mich nach Krefeld lockte. Ich wohnte in einer herrlichen Altbau-Villa auf der Bismarckstraße und zog mit meiner Werbeagentur ganz oben auf das Behnisch Haus – zwei Immobilien, von denen ich in Düsseldorf nur träumen konnte. Gedanklich war ich immer noch in Düsseldorf, meine wichtigsten Kunden (L’Oréal und Shiseido) saßen dort, genau so wie meine Freunde, mein Frisör und mein Zahnarzt. Angesprochen von den Gastronomen im Behnisch Haus fing ich gerade erst an, mich näher für Krefeld zu interessieren und ich war fasziniert von der Geschichte und dem Potential der Stadt. Aber ich war auch sehr verwundert über die nörgelnde Haltung der Krefelder ihrer Stadt gegenüber. Genau zu dieser Zeit lernte ich Michael kennen, der für sein Jugend-Magazin port:01 ein Cityface-Shooting bei mir oben auf dem Dach veranstalten wollte. Michael erzählte mir von der Idee, ein anspruchsvolles Magazin für die Stadt zu etablieren und er rannte damit bei mir offene Türen ein.
Neppeßen: Meine Motivation, die KR-ONE zu machen, war, dass ich als gebürtiger Duisburger in meinem Leben 18 Mal umgezogen bin, somit viele Städte kennengelernt hatte, mich aber nirgendwo so heimisch fühlte wie in Krefeld. Festzustellen, dass Krefelder allerdings kein gutes Haar an ihrer Stadt ließen, weckte in mir das Bedürfnis, ein Medium zu schaffen, das den Bürgern ihre Stadt auf eine neue Art näher bringt.
// Nun galten Printmedien auch schon vor fünf Jahren als aussterbende Dinosaurier. Warum habt ihr euch dennoch nicht davor gescheut, ein Druckerzeugnis ins Leben zu rufen? Neppeßen: Natürlich ist der Print-Sektor problematisch, aber wenn man in der Stadt unterwegs ist, erfährt man viel über die Befindlichkeiten der Menschen. Ich habe immer wieder gehört, wie schön es doch wäre, wenn es Magazin gäbe, das positiv über Krefeld berichtete und die Stadt von einer anderen Seite zeigte. Dafür wurde mir immer wieder Unterstützung signalisiert. Deswegen war ich von unserem Erfolg überzeugt.
Ulonska: Das mag sein, aber wir haben schnell gemerkt, dass unsere verschiedenen Erfahrungen und Kompetenzen sich sehr gut ergänzten und in ihrer Kombination erfolgsversprechend waren. Michael kannte Krefeld wie seine Westentasche und hatte mit dem port:01 schon bewiesen, dass er ein Magazin erfolgreich etablieren konnte. Ich war unter anderem für Dorinth mehrere Jahre für das Erscheinungsbild des LIFE-Magazins verantwortlich und hatte bei dem Relaunch des Kult-Magazins ‘The Manipulator’ mitgewirkt. Dazu kam, dass wir mit meiner Agentur die besten Vorraussetzungen dafür hatten: Räumlichkeiten, Infrastruktur und top-ausgebildete Mitarbeiter. Wir konnten also sofort starten, brauchten keine Geldgeber und konnten uns so den Luxus leisten, das Magazin genau so zu machen, wie wir es für richtig hielten. Ehrlich, engagiert und unabhängig. Mit einem kraftvollem Layout und einer eigenen, emotionalen Bildsprache. Hochwertig gedruckt auf einem haptisch ansprechendem Papier. Und nicht zuletzt in einer hohen Auflage, damit wir möglichst viele Menschen in Krefeld erreichen.

Herausgeber Michael Neppeßen
// Wenn man die fünf Jahre in fünf Phasen aufteilen würde, wie würdet ihr sie benennen? Neppeßen: Ich weiß nicht, ob ich die Zeit in fünf Phasen gliedern würde, aber alles begann mit der Bekanntmachung, zog sich über die Etablierung mit interner Qualitätssteigerung, ehe wir mit der Auflagenerhöhung in die Phase der weiteren Bekanntmachung vorstießen. Danach galt es, die KR-ONE auf breitere Füße zu stellen in Form einer App, den Sozialen Medien und dem Filmographie-Sektor. Nun sind wir dabei, KR-ONE-Themen-Speziale als eigenständige Medien zu etablieren. Aber klar: Es gab auch schlechtere Phasen, in denen uns der Glaube an die Sache über Wasser gehalten hat. Ulonska: Es war absolut notwendig, ein Team aufzubauen, dass für das Unternehmen und das Produkt lebt. Dass uns genau das gelungen ist, gehört zu den wesentlichen Eckpfeilern des Erfolgs. Alle, die hier arbeiten, tun das mit Stolz, was mich wiederum mit Stolz erfüllt. Und nur so gelingt es uns, uns immer wieder zu verbessern und neue Themen zu recherchieren. Wir hatten von Anfang an hochqualifizierte Designer, Redakteure und eine völlig eigenständige Bildsprache. Neppeßen: Das zu betonen, ist mir auch ganz wichtig: Ohne unsere Mitarbeiter, die sich alle mit dem Projekt identifizieren, wäre das nicht möglich gewesen. Aber das Ganze funktioniert auch eben nur mit der Stadt und dem damit verbundenen Potenzial. Wir könnten viel mehr Geschichten erzählen, als wir es tatsächlich tun. Unser Themenplan ist eigentlich eine ewige Streichliste – leider und zum Glück (lacht). Ulonska: Was uns auch in schweren Zeiten immer wieder angetrieben hat, ist die tolle Unterstützung, das viele Feedback und die ungebrochene Treue. Mit dieser Motivation fällt es leicht, sich immer wieder in den alltäglichen Wahnsinn zu stürzen.
// Ihr habt es zwar schon in Teilen beantwortet, aber für wen ist die KR-ONE genau? Ulonska: Für alle, die in Krefeld leben und sich für die Stadt interessieren. Wir bilden ein derart facettenreiches Themenspektrum ab, das für jeden immer etwas dabei ist.
// Wie erreicht die KR-ONE die Menschen? Neppeßen: Das ist ein sich stetig weiterentwickelnder Prozess. Zunächst haben wir uns auf die Randlagen fokussiert, danach, in Kombination mit der Auflagensteigerung, sind wir mit der Direktverteilung in die Haushalte in die Breite gegangen, um das Magazin und den Namen bekannt zu machen. Weil aber eine flächendeckende Verteilung einen erheblichen Streuverlust mit sich bringt, sind wir letztlich zu einer Kooperation mit der Westdeutschen Zeitung und der Installation eines Hot-Spotsystems übergegangen, das perspektivisch jedem Krefelder die Möglichkeit bietet, sich im Umkreis von einem Kilometer ein Magazin fußläufig zu besorgen. Dazu findet man die KR-ONE in der Innenstadt an vielen Auslagestellen. Gerne können Menschen bei uns die KR-ONE aber auch zum Selbstkostenpreis abonnieren.
Ulonska: Anfangs war es uns wichtig, die Stadt zu den Menschen zu bringen und die wohnen in Krefeld vermehrt in den Randlagen. Sie wieder für die Innenstadt zu begeistern, war unsere oberste Prämisse.
„Was uns auch in schweren Zeiten immer wieder angetrieben hat, ist die tolle Unterstützung, das viele Feedback und die ungebrochene Treue. Mit dieser Motivation fällt es leicht, sich immer wieder in den alltäglichen Wahnsinn zu stürzen.“
// Könnte man ein Magazin wie die KR-ONE in jeder Stadt umsetzen oder bedarf es dafür der besonderen Struktur Krefelds?
Neppeßen: Nein, auf gar keinen Fall. Man muss in der Stadt leben und sich mit ihr identifizieren, um das nachhaltige Wissen, die Motivation und die Glaubwürdigkeit zu generieren. Das geht nur, wenn man nah am Menschen ist. Diese Nähe leben wir nicht zuletzt durch unser Editorial, in dem wir uns Monat für Monat zeigen und eine Haltung ausdrücken. Wir sind Teil der Stadt und berichten aus dieser Position heraus. Nur so kann es funktionieren. Die KR-ONE ist anspruchsvoll, aber nah am Menschen. Ulonska: Die KR-ONE ist kein Geschäftsmodell. Daher kann man sie auch nicht auf eine andere Stadt übertragen. Die Menschen haben ein viel zu gutes Gespür dafür, ob man etwas ehrlich meint oder nur etwas verkaufen möchte. Es kann nur funktionieren, wenn es ehrlich gelebt wird.
// Ist es der KR-ONE gelungen, etwas in der Stadt zu verändern Neppeßen: Ja, das können wir sagen. Denn: Das Feedback zeigt deutlich, dass wir in den Menschen ein anderes Bewusstsein für ihre Stadt geschaffen haben. Wie oft wir hören ‚Toll, dass es das gibt, das kannten wir noch gar nicht‘ oder ‚Dieser Mensch lebt in unserer Stadt? Seine Geschichte hat mich tief bewegt‘. Zudem können wir mit Stolz sagen, dass unsere Werbepartner mit uns Erfolge erzielen. Ulonska: Ja, es ist wirklich bereichernd zu beobachten, wie viele Erfolgs-geschichten ihren Ursprung in der KR-ONE fanden. Einige davon bilden wir in dieser Ausgabe auch noch einmal ab. Die Krefelder sind zwar als Pessimisten bekannt, wir durften allerdings die Erfahrung machen, dass man durchaus viel Zuspruch und Unterstützung erhält, wenn man etwas für die Stadt machen möchte. Und was mich besonders freut, ist, dass die KR-ONE eine Art Sogwirkung entfaltet hat, die andere Menschen dazu motiviert, ebenfalls etwas zu machen. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Aspekt: Die KR-ONE motiviert.
// Welche Veränderungen in Krefeld und für die KR-ONE würdet ihr euch für die Zukunft wünschen? Neppeßen: Krefeld ist im Moment auf einem derart guten Weg, dass ich mir eigentlich nur ein weiteres Fortschreiten dieser Entwicklung wünsche. Und wir werden die Menschen weiterhin darüber informieren. Wer in die KR-ONE investiert, gibt uns die Möglichkeit, Projekte unterschiedlichster Art zu fördern. Wer bei uns wirbt, hilft damit auch indirekt der Stadt und den darin lebenden Menschen. Ulonska: Ja, die Devise für die Stadt ist: Einfach so weitermachen! Für uns ist die stete Weiterentwicklung das Ziel, die wir mit dem festen Einband und unserer neuen Homepage, dem Filmographie-Sektor und den Spezials vorantreiben. Zukünftig wird die KR-ONE in ganz unterschiedlicher Weise multimedial erfahrbar sein und damit noch mehr Menschen erreichen, auch über die Stadtgrenzen hinaus.
// Euch steht zum Abschluss das Privileg der letzten Worte zu.
Neppeßen: Mir ist es ein großes Anliegen, mich bei allen Lesern, Unterstützern, Mitarbeitern und deren Familien zu bedanken. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Vielen Dank für das Feedback, das Lob und die Kritik. Ihr gebt uns die Motivation, die wir brauchen. Ulonska: Dass es die KR-ONE gibt, ist nicht allein unser Verdienst, sondern der von etwa 50.000 Menschen, die monatlich unser Magazin gedurckt oder online lesen. Diese Tatsache ist Beweis genug, dass den Krefeldern ihre Stadt doch nicht so egal ist.
// KR-ONE: Danke für das Gespräch.
Interview: David Kordes