Katrin Sperling holt tief Luft und streicht sich durchs Haar. Ihre Augen werden feucht, die Stimme zittert. Sie greift nach der Hand ihres Mannes Ingo, der ebenfalls mit den Tränen kämpfen muss. Beide schauen sich tief in die Augen. Dann wiederholt Katrin die Worte, die sie am 21. Dezember des vergangenen Jahres gesagt bekam: „Herzlichen Glückwunsch zu ihrem neuen Leben!“ Nun brechen die Dämme. Dem Gastronomen-Ehepaar kullern ein paar dicke Tränen über die Wangen. „Ich bin so glücklich, dass wir beide uns doch noch länger haben dürfen“, sagt Ingo Sperling und ringt um Fassung.
Wer die Geschehnisse rund um die Elfrather Mühle samt ihrer Protagonisten Ingo und Katrin Sperling sowie Küchenchef Dirk Wienen in den vergangenen Jahren verfolgt hat, kennt die Dramen, die sich hier in Daily Soap-Dichte ereignet haben. Im Februar 2015 wurde dem Sammelsurium an Schockmomenten ein weiteres Kapitel hinzugefügt. „Ich hatte Schmerzen im Unterbauch“, beginnt Katrin zu erzählen, „also ging ich zum Arzt und ließ mich untersuchen. Zunächst hieß es, ich hätte einen Polypen in der Gebärmutter, der entfernt werden muss; harmlos.“ Einen Tag später dann die Wende: „Krebs“, sagt Katrin und schluckt, „die Gewebeanalyse offenbarte einen aggressiven Tumor. Das normale Leben war mit diesem Satz beendet.“ Was folgt, ist eine Odyssee durch sämtliche medizinische Institutionen und eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Der erste Versuch, den Tumor operativ zu entfernen, scheitert. Die zunächst positive Prognose verschlechtert sich dramatisch. Doch dann passiert etwas, das im Krankenhausalltag wahrlich nicht häufig vorkommt. „Der Professor der Klinik in Kaiserswerth teilte die Auffassung seines Oberarztes nicht und bot mir an, mich ein weiteres Mal zu operieren. Ich griff nach diesem Strohhalm.“ Und tatsächlich: Dem Mediziner gelingt in einer sechsstündigen OP die vollständige Entnahme der Gebärmutter samt Tumor. Doch mikroskopisch kleine Krebs-Rückstände im angrenzenden Gewebe zwingen Katrin zu Chemotherapie und Bestrahlung. Eine Ochsentour.
Für das Ehepaar Sperling ist diese Zeit eine emotionale Zerreißprobe. Zehn Monate verbringen sie zwischen Verzweiflung, Frustration und Hoffnung. Es ist die zähe Krankenhausbürokratie, die sie phasenweise zermürbt und die immer wieder aufkommende Angst vor dem Worst-Case-Szenario. Doch es ist auch eine Zeit voller Erkenntnisse. Darüber, wie wertvoll das Leben ist, welch großes Glück sie mit dem jeweils anderen haben und wie schnell alles vorbei sein kann. In der Folge entwickeln sie einen neuen Blick auf die Welt und die Gesellschaft. „Die zwei wichtigsten Lehren, die ich aus dieser Erfahrung gezogen habe, sind, dass ich erstens nichts mehr auf die lange Bank schiebe und zweitens, dass ich anderen Menschen in dieser Situation helfen möchte. Ich bin im Krankenhaus mit Schicksalen konfrontiert worden, die deutlich schlimmer waren als mein eigenes und ich habe erkannt, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird“, sagt Katrin Sperling rückblickend.

Gastronomen-Ehepaar Ingo und Katrin Sperling
Ein Benefizabend in der Elfrather Mühle
Über Bekannte erfahren die Sperlings vom Engagement der Villa Sonnenschein am Krefelder Helios Klinikum und sind sofort begeistert. Der gemeinnützige Verein kümmert sich vornehmlich um die Unterbringung und Versorgung der Eltern und Geschwister von krebskranken Kindern, die in der angrenzenden Kinder-Onkologie des Helios behandelt werden. Aber er generiert auch über Spenden finanzielle Mittel zur Anschaffung von medizinischem Gerät und Personal. „Wenn man sich einmal damit beschäftigt, was es in Summe für eine Familie bedeutet, die ein krebskrankes Kind hat, dann erkennt man den Wert der hier geleisteten Arbeit auf eine ganz andere Weise. Für viele Familien geht es dabei nämlich nicht nur um das Leben des Kindes, sondern um die gesamte Existenz. Deswegen haben wir gesagt: Denen wollen wir helfen“, so Katrin Sperling weiter. Und wie können Vollblutgastronomen am besten helfen? Natürlich über eine Veranstaltung. „Nach kurzem Überlegen war die Idee der ‚Herzensangelegenheit‘ geboren“, sagt Ingo Sperling und malt ein Bild des Abends im Zeichen der Wohltätigkeit: „Wir werden ein Vier-Gänge-Menü samt Aperitif, korrespondierenden Weinen, Softdrinks und Kaffee für 79 Euro anbieten. Dazu wird es eine großartige Tombola mit tollen Preisen geben. Darüber hinaus wird noch ein Gospelchor auftreten. Natürlich wird sich in diesem Rahmen auch noch einmal die Villa Sonnenschein vorstellen. Ich freue mich sehr darüber, dass sich auch unser Oberbürgermeister bereit erklärt hat, die Schirmherrschaft der Veranstaltung zu übernehmen. Alle Einnahmen aus dem Menü, der Tombola und den weiteren Spenden werden ohne Abzüge an die Villa Sonnenschein weitergeleitet. Perspektivisch möchten wir die ‚Herzensangelegenheit‘ als jährlich wiederkehrendes Event etablieren.“
Alle Krefelder, die Lust haben, fürstlich zu speisen, auf hohem Niveau unterhalten zu werden und gleichzeitig etwas Gutes zu tun, werden aufgerufen, ab Anfang November eine oder mehrere Karten für den Benefiz-Abend zu kaufen. Stattfinden wird die Herzenangelegenheit am 19. Dezember, an Katrins Geburtstag, und genau ein Jahr und zwei Tage nach dem Satz, der in Sperlings Leben wieder alles zum Guten gewendet hat. Mit jeder verkauften Karte tragen sie dazu bei, dass auch anderen Betroffenen die fast magischen Glückwunschworte zu einem neuen Leben ausgesprochen werden können.
Restaurant Elfrather Mühle, An der Elfrather Mühle 145,
47802 Krefeld, Tel: 02151 7899 722
Zur Gänsezeit wird pro Person ein Extra-Euro für die Villa Sonnenschein auf die Rechnung aufgeschlagen. Wer möchte, kann ihn allerdings wieder herunter nehmen lassen.