Hilfe für den Konsum-Alltag

Das Angebot der Verbraucherberatung Krefeld ist breiter, als man denkt

„Wenn ich das gewusst hätte…“, „Ohne Sie hätte ich das nie geschafft.“ Das sind typische Reaktionen von Verbrauchern, die sich mit Problemen im Konsum-Alltag an die Krefelder Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW gewandt haben. Die leistet schnelle, kompetente und bezahlbare Rechtsberatung und Prävention in vielen Feldern des täglichen Lebens.

VERBRAUCHERBERATUNG KREFELD - HILFE FÜR DEN KONSUM-ALLTAG

Sie leisten unabhängige Beratung (v.l.): Petra Böer, Elisabeth Elsner, Caroline Pilling, Doris Pesch, Birgit Gommans

In der Sorgenliste ganz oben stehen Vertragsprobleme im Bereich Telekommunikation. „Viele kommen mit Rechnungen, die sie nicht nachvollziehen können“, erläutert Elisabeth Elsner, Leiterin der Beratungsstelle Krefeld. So ging es auch Karin W. Sie hatte in einem Krefelder Telefonshop ein neues Handy gekauft und nach einem viel versprechenden mündlichen Angebot den Vertrag unterschrieben. Im Vertrauen auf die Richtigkeit der Aussagen des Verkäufers verzichtete sie darauf, das Kleingedruckte zu lesen. Fatal.

Zwei Jahre lang bezahlte Karin W. ihre Mobilfunkrechnungen, ohne sie im Detail zu kontrollieren. Erst als sie den Vertrag fristgerecht kündigen wollte, um sich eine Prepaid-Karte zuzulegen, registrierte sie, dass sie zusätzlich zu ihrer genutzten Nummer eine zweite für sie völlig unnötige SIM-Karte in ihren Unterlagen hatte, die sie 24 Monate mitbezahlt hatte. „Solche Datenkarten werden den Kunden oftmals mitverkauft, zusammen mit vermeintlichen Gratis-Zugaben wie Tablets, die über die Einnahmen durch die Zweitkarte finanziert werden“, weiß Elisabeth Elsner. Die Kundin reklamierte im Mobilfunkshop die in ihren Augen zu hohe Rechnung. Die Mitarbeiter allerdings verwiesen Karin W. darauf, dass sie den Vertrag nicht mit dem Shop, sondern mit dem Telekommunikationsanbieter gemacht habe. An den müsse sie sich wenden.
Voller Wut über die gerade aufgeflogene bewusste Falschberatung suchte Karin W. die Krefelder Verbraucherberatung auf. Bei der Durchsicht ihrer Vertragsunterlagen stellte sich heraus, dass sie rund 120 Euro für die ungenutzte zweite SIM-Karte bezahlt hat – rechtlich korrekt, weil von ihr unterschrieben, aber menschlich verwerflich, weil der Verkäufer im Gespräch die zweite Karte vorsätzlich verschwiegen hat, um eine höhere Provision einzustreichen.

VERBRAUCHERBERATUNG KREFELD - HILFE FÜR DEN KONSUM-ALLTAG

Bei der Erstberatung wird geprüft, wie konkret geholfen werden kann. Oft schließt sich ein ausführliches Beratungsgespräch an

„Wir sind die Anlaufstelle für private Endverbraucher.“

 

 

 

 

 

 

An der Tagesordnung: Falschberatungen in Telekommunikations-Shops
„Solche Falschberatungen sind leider an der Tagesordnung. Mehrmals in der Woche kommen getäuschte Verbraucher zu uns“, weiß die Chefin der Krefelder Beratungsstelle. Noch während des Beratungsgesprächs hat sie sich mit dem Anbieter in Verbindung gesetzt. „Dafür erteilt uns der Verbraucher eine Vollmacht.
Als Verbraucherzentrale haben wir direkte Ansprechpartner bei den großen Anbietern und können dadurch die überlasteten Kundenhotlines umgehen. Im konkreten Fall konnte ich belegen, dass die zweite Karte nicht genutzt wurde und habe eine nachträgliche Stornierung erwirkt.“ Verbrauchern, die ungerne Kleingedrucktes lesen und vertragliche Fallstricke umgehen möchten, empfiehlt Elisabeth Elsner Prepaid-Karten. Für Karin W. hat sich der Besuch in der Verbraucherberatung gelohnt. 25 Euro hat sie bezahlt: 9 Euro für die Rechtsberatung und noch einmal 16 Euro für die konkrete Klärung des Falles durch die Bevollmächtigung der Verbraucherberaterin. Unbezahlbar dagegen ist das gute Gefühl, dass ihr schnell und kompetent geholfen wurde.

Sie helfen: Verbraucherberater, Spezialberater und Fachanwälte
Sind die Probleme komplexer oder die Streitwerte höher, werden Rechtsanwälte eingeschaltet.
Einmal in der Woche ist ein Anwalt für allgemeines Verbraucherrecht im Haus. Fünf Spezialberater kümmern sich um Energiefragen, Versicherungsfälle, Altersvorsorge, Geldanlagen, Immobilienfinanzierungen und Mietrecht. Sehr gut ist die Kooperation mit städtischen Ämtern, Wohlfahrtsverbänden, Energieversorgern und dem Mieterbund. Grundsätzlich ist das Beratungsangebot kostenpflichtig. Es gibt aber Ausnahmen. „Für Verschuldete arbeiten wir kostenlos. Wir wollen schließlich auch Menschen, die sich keine Rechtsberatung leisten können, den Zugang zum Recht ermöglichen“, betont Elisabeth Elsner und schiebt einen wichtigen Tipp hinterher: „Solange der Verbraucher nicht weiß, wie die Rechtslage ist, sollte er sich an uns wenden. Denn er geht ein hohes finanzielles Risiko ein, wenn er sofort einen Anwalt einschaltet und später den Prozess verliert. In manchen Fällen müssen wir Verbraucher auch enttäuschen. Nämlich dann, wenn sie mit ihrer Rechtsauffassung falsch liegen und daher in einem Rechtsstreit keine Chance hätten.“

Beratungsbereiche „Geld und Kredit“ und „Energiearmut“
„Großen Druck können wir zahlungsunfähigen Menschen nehmen“, weiß Verbraucherberaterin Doris Pesch. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda, aber auch auf Anraten des Jobcenters, kämen viele, die oft weniger hätten als 1.130 Euro pro Monat, die aber laut Pfändungsfreigrenze als Existenzminimum garantiert sind. Davon wüssten viele Verbraucher nichts. Doris Pesch weiter: „Sobald wir das klarmachen, sind die meisten sehr erleichtert. Im nächsten Schritt erarbeiten wir, wie mit ausstehenden Rechnungen zu verfahren ist. Wir klären darüber auf, welchen rechtlichen Schutz es im jeweiligen Stadium des Mahnverfahrens gibt und welche Schritte wir gehen müssen, um Zahlungen an Gläubiger zu stoppen. Die Botschaft der Verbraucherberatung ist:

Man kann verschuldeten Menschen nur das Geld wegnehmen, das oberhalb der Pfändungsfreigrenze liegt. Denn die garantierten 1.130 Euro sind dazu da, um den Lebensunterhalt zu bestreiten und nicht, um Schulden zu bezahlen.

Bei Energieschulden allerdings greift dieser Schutzmechanismus nicht: Der Versorger kann den Strom abstellen. Das ist das Spezialgebiet von Petra Böer. Sie erzählt von einer Rentnerin, die mit ihrer eigenen und der Witwenrente monatlich 1.195 Euro zur Verfügung hat und damit knapp oberhalb der Pfändungsfreigrenze liegt. Die Stadtwerke Krefeld schickten eine Nachzahlungsforderung über 669,57 Euro für Strom und Gas. Eine Einmalzahlung war nicht möglich, weil noch Monatsraten an drei weitere Gläubiger zu zahlen waren. Somit blieben der Rentnerin nur 200 Euro zum Leben. Petra Böer schaltete die Geld- und Kreditberater der Verbraucherzentrale ein, die kleinere Ratenzahlungen erwirkten. Auch die Stromsperre konnte sie verhindern. Sie erzählt: „Mit den Stadtwerken habe ich eine angemessene Rate vereinbart. Das war relativ leicht, weil sich die SWK am landesweit geförderten Projekt ,NRW bekämpft Energiearmut‘ beteiligen. Bei anderen Versorgern hätte ich länger verhandeln müssen.
“ Kurzfristig schien das Problem gelöst, aber der hohe Energieverbrauch der Rentnerin musste natürlich langfristig gesenkt werden. Sie meldete der Verbraucherberatung fortan regelmäßig ihre Zählerstände, die den Bedarf auf ein Jahr hochrechnete. „Ich gab ihr auch den Tipp, ein Haushaltsbuch zu führen, damit sie einen Überblick über ihre Ausgaben hat und sie dadurch besser steuern kann“, schildert Petra Böer, die mit „ihrer“ Rentnerin heute sehr zufrieden ist. Weiteres Modul im Projekt Energiearmut ist der kostenlose Stromsparcheck der Caritas. Mitarbeiter prüfen dabei die Warmwasseraufbereitung und die Isolierung der Wohnung. In manchen Fällen wird ein Mietrechtsanwalt der Verbraucherzentrale hinzugezogen. „Problemlösungen lassen sich auch deshalb so schnell finden, weil wir neben den Stadtwerken sehr gute Kooperationen mit dem Fachbereich Soziales, Senioren und Wohnen, den Wohlfahrtsverbänden und dem Jobcenter pflegen“, freut sich Petra Böer.

Umweltberatung und Verbrauchertipps für Schüler
Auch bei Umweltfragen ist die Verbraucherzentrale kompetenter Ansprechpartner und bietet eine kostenlose Abfall- und Schadstoffberatung an. Dabei werden Fragen geklärt wie diese: Wie vermeide ich Schadstoffe in Innenräumen? Wie kann ich Schimmel in meiner Wohnung effektiv begegnen? Umweltberaterin Caroline Pilling leistet zudem Bildungsarbeit. In Kindergärten, Schulen und im Berufskolleg klärt sie auf über Abfallvermeidung, Klima- und Ressourcenschutz und Lebensmittelverschwendung. Den richtigen Umgang mit Geld bringt Bildungstrainerin Birgit Gommans Schülern ab der 7. Klasse näher. Angeboten werden acht Module zu je 90 Minuten. Themen sind unter anderem Smartphone und Internet, Datenschutz, die erste eigene Wohnung und Versicherungen. A propos, Versicherungen. Die Krefelder Verbraucherberater weisen darauf hin, dass es bis zu 500 Prozent Preisunterschiede bei fast identischen Versicherungen gibt. Sie laden ein zu einem Check zu Themen wie Überversicherung, Summen-Anpassungsklauseln und Vergleichsangebote. Die vielfältigen Beispiele zeigen: Für jeden privaten Verbraucher lohnt der Gang zur Beratungsstelle. Denn hier können Probleme bereits gelöst werden, bevor sie die persönliche Sorgenliste anführen.

 

Verbraucherzentrale NRW,
Beratungsstelle Krefeld,
Petersstraße 55-57
Telefon: 02151-41211-01,
krefeld@verbraucherzentrale.nrw (Rückruf-System)
www.verbraucherzentrale.nrw/krefeld
Öffnungszeiten: montags + donnerstags 9.30-13 Uhr, 14-18.30 Uhr; dienstags + freitags 9-15 Uhr
www.verbraucherzentrale.nrw/krefeld