Die Geschichte von Klaus W., der erst krank, dann arbeitslos wurde und nun wohnungslos ist, hat nicht nur viele KR-ONE Leser sehr bewegt, sondern auch bei uns in der Redaktion viele Fragen aufgeworfen. Wolfram Gottschalk, Leiter des Fachbereichs Soziales der Stadt Krefeld, hat uns in Zusammenarbeit mit Kollegen weiterer Ressorts, Informationen rund um das Thema Obdachlosigkeit in Krefeld gegeben. Eine Übersicht:

Vom Ehrenamtler zum Freund: Andreas Siebert lernte Klaus W. im Rahmen seines ehrenamtlichen Engagements für die „Krefelder Straßenhilfe“ kennen.
Zentrale Stellen in Krefeld:
Erster Anlaufpunkt für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen ist die Zentrale Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit beim Fachbereich Soziales, Senioren und Wohnen. Hier kann unter anderem geprüft werden, ob Mietschulden übernommen werden können. Es werden Kontakte zu Vermietern aufgenommen, um die drohende Wohnungslosigkeit abzuwenden. Bereits obdachlos gewordene Menschen können sich ebenfalls an den Fachbereich Soziales, Senioren und Wohnen wenden und werden dann in einer Notunterkunft untergebracht.
Des Weiteren werden im Sachgebiet Wohngeld, Wohnraumbewirtschaftung und -sicherung Hilfestellungen zur Wohnungssuche angeboten. Hier kann ein Wohnberechtigungsschein zum Bezug von öffentlich geförderten Wohnungen erworben werden und eine Aufnahme in die Wohnraumvermittlung erfolgen.
Wie viele Obdachlose sind in Krefeld gemeldet / bekannt?
Vom Jobcenter werden derzeit zwischen 65 und 70 obdachlose Personen versorgt. Hiervon sind elf Personen in einer städtischen Unterkunft untergebracht. Weitere Personen übernachten teilweise in den Notschlafstellen der freien Träger.
Personen, die unmittelbar von Wohnungslosigkeit betroffen sind überbrücken häufig lange Zeiträume dadurch, indem sie bei Freunden oder Verwandten leben bis sie ihre Angelegenheiten geregelt und wieder eine Wohnung gefunden haben. Bei Behörden werden diese Menschen zumeist nicht vorstellig und somit auch nicht erfasst. Aus diesem Grund kann keine seriöse Einschätzung in Bezug auf eine Dunkelziffer abgegeben werden. Auch die Zahl der Nichtsesshaften kann nicht genau eingeschätzt werden, da nicht jede Person Leistungen des Jobcenters in Anspruch nimmt.
Welche Organisationen helfen Obdachlosen in Krefeld?
Neben der Stadt Krefeld sind hier besonders der Caritasverband und die Diakonie zu benennen. Auch andere freie Träger und Vereine engagieren sich im Bereich der Obdachlosenhilfe. Diese Angebote sind bereits etabliert: Ein Kältebus, das Medimobil (Mobiler Gesundheitsdienst für Wohnungslose) der Diakonie Krefeld & Viersen, die Bahnhofsmission (der Diakonie), die Caritas, die Heilsarmee, Emmaus, die Suchthilfe, die Tafeln, die Kleiderkammer sowie Streetworker.
Wer macht in Krefeld genau was?
Stadt Krefeld – Fachbereich Soziales, Senioren und Wohnen:
– Beratung und Hilfe bei Obdachlosigkeit
– Vermeidung von Obdachlosigkeit (Zentrale Fachstelle)
– Notschlafstelle (in Zusammenarbeit mit der Diakonie) und
– Wohnraumvermittlung
Diakonie: Beratung für Wohnungslose / Nichtsesshafte und Notschlafstelle
Kirchen: Beratungsangebote und Vermittlung in Hilfesysteme
Caritas: Streetwork für Suchtkranke, die teilweise auch wohnungslos sind.
Krefelder Tafel: Auch Wohnungslose werden dort zum Teil mit Lebensmitteln versorgt.
Darüber hinaus gibt es weitere Angebote von verschieden Initiativen und Organisationen.
Welche Obdachlosenunterkünfte / Schlafstellen gibt es in Krefeld?
4 Notunterkünfte der Stadt Krefeld; hier leben derzeit elf Personen.
1 Unterkunft der Diakonie; hier leben derzeit zwölf Personen.
1 Unterkunft der Caritas; hier leben derzeit 48 Personen.
Neben der Stadt Krefeld sind hier besonders der Caritasverband und die Diakonie zu benennen. Auch andere freie Träger und Vereine engagieren sich im Bereich der Obdachlosenhilfe.
Streetworker in Krefeld:
– Streetworker der Caritas sind im Bereich der Wohnungslosen- und Nichtsesshaften-Hilfe (im Wesentlichen auf Personen mit Suchtproblematik beschränkt).
– Zwei Sozialarbeiter / -innen bei der Zentralen Fachstelle der Stadt Krefeld versuchen auch in Außendiensteinsätzen Personen zu helfen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind.
– Ein Sozialarbeiter, der, zusätzlich zu den Unterkunftsbetreuern in den städtischen Unterkünften, als Ansprechpartner fungiert.
Warum existieren so viele verschiedene Organisationen?
Es handelt sich um differenzierte, klar definierte Hilfsangebote. Personen, die in der Notschlafstelle am Lutherplatz nicht aufgenommen werden können, erhalten einen Überweisungsschein zur städtischen Unterkunft auf der Philadelphiastraße. Es handelt sich also um ein Netzwerk verschiedener Angebote. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass bei vielen, besonders bei Nichtsesshaften, eine hohe Hemmschwelle besteht, sich an öffentliche Einrichtungen zu wenden.
Welche Hilfe ist sinnvoll?
Hilfe zur Selbsthilfe ist sicherlich auf Dauer die beste Form der Unterstützung. Fast alle Organisationen arbeiten nach diesem Grundsatz. Aber häufig geht es zunächst um eine Soforthilfe, um akute Notsituationen zu bewältigen. Manchmal muss diese Hilfe aber erst durch niedrigschwellige Angebote ermöglicht werden. Besonders dann, wenn noch eine Suchtproblematik hinzukommt. Hier wird aufsuchende Arbeit von Streetworkern geleistet.
Viele Menschen, wie auch die Krefelder Straßenhilfe, sammeln Kleider- und Essensspenden für Bedürftige. Welche Hilfe bekommen Wohnungslose vom Staat?
Wohnungslose erhalten beim Jobcenter oder Sozialamt den üblichen Regelsatz gem. SGB II bzw. SGB XII, zum Teil in wöchentliche Raten. Dieser dient zur Bestreitung des notwendigen Lebensunterhaltes inkl. Nahrungsmitteln. Ergänzende Kleider- und Lebensmittelspenden verschaffen den Wohnungslosen mehr Spielraum, auch für Alkohol und Drogen. Wie bereits erwähnt, suchen nicht alle Menschen das Jobcenter auf und benötigen deshalb zusätzlich Spenden. Im günstigsten Fall wird über diese niedrigschwelligen Angebote ein Kontakt aufgebaut, der letztlich zu weiteren Beratungsangeboten und somit über Hilfe zur Selbsthilfe auch zum Ende der Wohnungslosigkeit führen kann.
Wie können Privatpersonen Obdachlosen in Krefeld helfen?
Privatpersonen können sich an das Freiwilligenzentrum, die Diakonie, Kirchen, die Krefelder Tafel, den Caritasverband oder andere Organisationen wenden. Hier können ehrenamtlichen Kräfte geschult und eingesetzt werden. Außerdem findet auch häufig eine Reflexion der ehrenamtlichen Arbeit statt.