„Alexa, mach das Licht an! … Alexa, schalte zum nächsten Fernsehsender!“ Sätze wie diese kommen einem nicht zwangsläufig in den Sinn, wenn man an den Alltag in einem Hospiz denkt. Dabei ist es auf den zweiten Blick augenfällig, welch enorme Errungenschaft eine persönliche, digitale Assistenz für einen sich in seiner letzten Lebensphase befindenden Menschen sein kann.

Hospiz am Blumenplatz

Hospizleiter Alexander Henes hat viel über seine wichtige Tätigkeit sowie über zahlreiche bereichernde Begegnungen mit seinen Gästen zu erzählen

Diese Erkenntnis hatte auch der Leiter des Hospizes am Blumenplatz, Ale- xander Henes, nachdem er einen Gast betreut hatte, der sich kaum noch bewegen konnte und ein großes Stück seiner Selbstständigkeit auf diese Weise beibehalten konnte. „Im Zuge des Umbaus und der Modernisierung unserer insgesamt 13 Gästezimmer wollte ich mich nicht allein auf die Renovierung beschränken. Neue Möbel, Betten und Fußböden sind notwendig gewesen, aber es gehört heute mehr dazu, einen angemessenen Lebensraum zu bieten“, erläutert er. Die Idee, die sprachgesteuerten Geräte ins Portfolio aufzunehmen, stieß auch beim Vorstand der Hospiz Stiftung Krefeld als Trägerin des Hospizes auf große Begeisterung. Auf Wunsch können Gäste diese nun nutzen und ihre letzten Tage noch mehr selbst gestalten, indem sie selbst entscheiden, statt um Hilfe fragen zu müssen. „Letztlich sind sie ein Teil eines bunten Straußes aus Angeboten, den wir bereithalten, um ein würdevolles, selbstbestimmtes Leben so lange und so gut es geht zu ermöglichen. Es gibt hier natürlich auch die qualifizierte Pflege nach den modernen Erkenntnissen der Medizin“, fügt Alexander Henes schmunzelnd hinzu. Überhaupt fällt auf, dass die Stimmung im Krefelder Hospiz sehr heiter und offen ist – ohne über die Allgegenwart von Schmerz, Leid und Abschied hinwegzutäuschen. Hier wird oft gelacht, gesungen und gefeiert: Die Kapelle ist ein Ort der Trauer, aber auch ein Ort der Zusammenkunft. Es wird geheiratet und getauft, auch Konzerte werden veranstaltet – all das kann per Kamera in die Gästezimmer übertragen werden, sodass jeder bis zuletzt am Leben teilnehmen kann. Der Blickwinkel der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter ist ausschlaggebend hierfür: Hier erhält jeder die erforderliche palliativmedizinische Versorgung für ein schmerzfreies Leben, ist aber nicht Patient. Jeder ist Gast.

Hospiz am Blumenplatz

Wer Unterstützung braucht, bekommt sie auch

„Dank der politischen Entwicklung hin zu einem besseren Verständnis für Hospizarbeit, konnten wir unsere Personaldecke in der Pflege aufstocken. Das kommt letztlich dem Gast zugute“, berichtet Hospizleiter Alexander Henes und fährt fort: „Dazu kommen Angebote, die wir über Spenden finanzieren. So haben wir eine Musiktherapeutin, die mit ihren Methoden Großartiges mit und bei unseren Gästen bewirken kann. Zweimal pro Woche kommt eine Psychologin zu uns, die auch für die Angehörigen zur Verfügung steht.“ Zum Team gehört ferner eine seelsorgerische Koordinatorin, die interreligiös sowie mit jeder Weltanschauung arbeitet und weit mehr Know-how hat als nur die Organisation von Beerdigungscafés. Eine Sozialassistentin sorgt unter anderem für das leibliche Wohl, indem sie jeden Mittwoch mit den Gästen und für sie kocht; persönliche Wünsche sind dabei gern gesehen. Auch Trauerangebote für die Angehörigen, damit diese einen Weg zurück ins Leben ohne den Verstorbenen finden können, gehören zu den über Spenden finanzierten Themen. „Ohne das Engagement der Krefelder Bürger und mein Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würde das alles gar nicht funktionieren“, betont der Hospizleiter. Derzeit engagieren sich gut 70 Freiwillige mit diversen sozialen und kulturellen Hintergründen. Insbesondere die ambulante Hospiz-Arbeit, in deren Rahmen schwerstkranke Menschen und ihre Angehörigen in ihrem heimischen Umfeld, im Krankenhaus oder im Altenheim betreut werden, fußt auf diesem Dienst am Nächsten. Alexander Henes ergänzt, dass sich diese Bereitschaft auch in lokalen Unternehmen finde, die Veranstaltungen wie den Hospizlauf im vergangenen September mit Sachspenden unterstützen.

Hospiz am Blumenplatz

Die Kapelle wird überkonfessionell genutzt, dient aber auch als Veranstatungssaal

Buntes Programm zum Welthospiztag

Doch nicht nur Sachspenden, sondern vor allem auch finanzielle Unterstüt- zung, sind notwendig, um den Aufenthalt der Hospizgäste kostenfrei zu halten. „95 Prozent der Kosten werden durch Kranken- und Pflegekassen refinanziert, die restlichen fünf Prozent müssen wir selbst erwirtschaften“, berichtet der lebensbejahende Seidenstädter. „Daher sind wir jedem Menschen, der die Hospiz-Arbeit und uns unterstützt, sehr dankbar.“ Um den gesellschaftlichen Wert der Hospize und der Tätigkeiten in ihnen weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, wird jährlich zum Welthospiztag aufgerufen, an dem sich der Deutsche Hospiz- und Palliativverband e.V. und auch das Hospiz am Blumenplatz beteiligen. Unter dem diesjährigen Motto #buntesehrenamthospiz werden interessierten Bürgerinnen und Bürgern am Samstag, 12. Oktober, zwischen 15 Uhr und 19 Uhr Einblicke in die verschiedenen Möglichkeiten der hospizlichen Betreuung gewährt. „Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das Programm mitgestaltet“, erzählt Alexander Henes. „Wir möchten zeigen, dass es bei uns mehr gibt als alle notwendigen Medikamente. Zwischen Aromatherapie und Klangschalen sind wir hier vor allem eines: mit der Trauer im Leben!“

Hospiz am Blumenplatz, Hospiz Stiftung Krefeld, Jägerstraße 84, 47798 Krefeld, Telefon: 02151-93 133 0, info@hospiz-krefeld.de, www.hospiz-krefeld.de www.facebook.de/HospizBlumenplatz