Krefelder für Krefeld. Dieses Motto, das vor allem durch die Brauerei Königshof in den vergangenen Jahren immer wieder hochgehalten wurde, ist aktuell wichtiger denn je: Dem KEV droht das DEL-Aus. Nur akute Hilfe kann den Eishockeyverein jetzt noch vor dem lizenzbedingten Zwangsabstieg bewahren – und die Zeit drängt.

„Das Problem ist, dass einer unserer Hauptgesellschafter, Herr Ponomarev, seinen Verpflichtungen nicht nachkommt und das gibt entsprechend ein finanzielles Problem für uns“, fasst Matthias Roos zusammen. „Wenn es einen Hauptinvestoren offensichtlich nicht interessiert, wie es um seine Gesellschaft steht, dann ist keine Grundlage für eine gesunde Zukunft gegeben.“ Nachdem der Club bereits im Jahre 2010 mit einer schweren
Krise konfrontiert war, die durch einen Zusammenschluss von mehreren Investoren kurz vor knapp aufgefangen werden konnte, sieht es jetzt erneut düster aus. Investor Wolfgang Schulz, der altersbedingt als Gesellschafter
bei den Pinguinen aussteigen wird, hatte auf Mikhail Ponomarev als Finanzier für die Zukunft gehofft. Vergebens. Zwar bestehen laut Roos dokumentierte Vereinbarungen zwischen Investor und Verein, die als Grundlage für ein Rechtsverfahren durchaus ausreichen würden, jedoch dauere ein juristisches Vorgehen länger, als die Krefeld Pinguine GmbH auf ihre Mittel warten könne. „Es gibt Verträge, es gibt Vereinbarungen in Form von protokollierten mündlichen Absprachen und bestätigten Mails. Aber wenn jemand nicht bezahlen möchte, möchte er nicht bezahlen. Wenn ich jetzt ein Verfahren einleite, dauert das eine ganze Weile. Und die Zeit haben
wir nicht“, erklärt er. Die Thematik lässt tiefe Sorgenfalten auf die Stirn des Managers treten, der die Geschicke des Vereins seit Frühjahr 2017 leitet. „Das ist auch für die Spieler nicht einfach, in so einer unsicheren
Situation Leistung zu bringen. Viele haben Frauen und Kinder zu Hause, die jungen Spieler stehen am Anfang ihrer Karriere. Es ist ihre Arbeit. Deswegen ist es wichtig, dass wir zusammenstehen und Krefeld sich klar zum
DEL-Standort bekennt.“

„Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen und Krefeld sich klar zum DEL-Standort bekennt.“

Krefelder für Krefelder – Gesellschafter für den KEV

Wie immer, wenn es in der Seidenstadt brennt, schaltete sich auch zugunsten der Pinguine bereits die Brauerei Königshof ein. Ein Löschzug aus Bier und Lokalpatriotismus, geführt vom nimmermüden Frank Tichelkamp, konnte bereits mehrere tausend Euro erwirtschaften. „Ich war schon KEV-Fan, da konnte ich noch nicht über den Tisch gucken“, erinnert sich Tichelkamp. „Es ist wichtig, dass solche in Krefeld einzigartigen Dinge bewahrt werden. Und dazu gehört jegliche Form von Engagement. Es gibt einen Satz, den ich absolut nicht mag, und zwar ‚Man müsste eigentlich mal…‘. Es sollte heißen: ‚Ich mache jetzt…‘ – und wenn es nicht klappt, war es ein wertvoller Versuch. Hauptsache, es wird was getan! Mit unserer FAN-Pils-Aktion konnten wir schon etwas Geld erwirtschaften, das den Pinguinen  zugutekommt. Wir wollen zu denen gehören, die Initiative ergreifen. Wenn sich dadurch jemand motiviert fühlt, selber etwas zu tun, ist das natürlich super.“ Das von Königshof selbst als „schwarz-gelbes Herzblut in Flaschen“  betitelte Pils wird weiterhin an den Spieltagen vor dem Station verkauft, aber der Bierverkauf allein kann den Verein nicht retten – dafür müssten mehr als 30.000 Kästen des Heimatbieres vertrieben werden. Aber es ist in Anfang, ein Anstoß zu etwas Größerem. Hoffentlich.

„Mitte November ist der Zeitpunkt, wo wir anfangen müssen, die neue Spielzeit zu planen. Und jede Woche, die wir da verlieren, ist eine Woche, die uns vor ein Problem für die Folgesaison stellt. Wenn es zu lange dauert, werden wir wahrscheinlich einige unserer aktuellen Spieler verlieren. In der nächsten Saison geht es um Auf- und Abstieg. Das muss entsprechend vorbereitet sein“, erklärt Matthias Roos. Bürgerliches oder unternehmerisches Engagement wie die Fan-Bier-Aktion der Brauerei Königshof seien den Pinguinen viel Wert. Dauerhaft absichern können den Verein letztlich jedoch nur neue Finanziers. „Das Engagement der Brauerei Königshof hilft uns, und es ist wichtig, solche Aktionen zu haben. Es tut gut, die Unterstützung der Fans zu spüren. Ich freue mich über jedes Engagement in diese Richtung. Aber das, was wir brauchen, um es zu schaffen, sind Gesellschafter. Das ist unabdingbar. Alles andere hilft uns für einen gewissen, kurzen Zeitraum – aber nicht langfristig. Wenn wir in den nächsten Wochen eine neue Struktur finden, haben wir eine Zukunft. Wenn nicht, ist das die letzte DEL-Saison für die Pinguine“, fasst Roos ungeschönt zusammen.

Gesellschafter werden kann grundsätzlich jeder, der über ausreichende finanzielle Mittel verfügt. Unseren Informationen zufolge fehlt dem Club für die aktuelle Saison rund eine Million Euro, was der Summe entspricht, die Mikhail Ponomarev dem KEV ursprünglich zugesagt haben soll. Wer sich in der Lage sieht, Anteile der Gesellschaft für einige Jahre zu tragen, ist gebeten, sich mit dem Vereinsmanager in Verbindung zu setzen. Nicht nur die Dankbarkeit des KEV, sondern auch die Begeisterung unzähliger bangender Krefelder wird den Rettern der Pinguine sicher sein. Denn mit dem Aus des Vereins würde Krefeld ein einzigartiges Stück Kultur verloren gehen, das die Identität der Stadt lange prägte.

 

KEV Pinguine Eishockey GmbH
Yayla Arena, Westparkstraße 111, 47803 Krefeld
Telefon: 02151 762390