Die Pressefotografie hat eine kurze Halbwertszeit. Eine News, eine Headline, Bilder. Tag für Tag. Fast immer verschwinden die Fotos anschließend im großen Archiv, wo sie meist vergeblich auf ihre Wiederverwendung warten. Unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung entstehen so überall Schätze. Chroniken der Zeitgeschichte, Zeugnisse des Wandels, Impressionen einer sich stets verändernden Gesellschaft. Nur selten werden diese Schätze gehoben und wieder in den Fokus gerückt. Doch genau das machen nun Peter Lengwenings und Armin Richly mit der Ausstellung „Krefelder. Perspektiven. Im Wandel der Zeit“, bei der sie einen Querschnitt des Lebenswerks von Lengwenings Vater, Karl Heinz, abbilden. Eine Hommage an den Urheber und Krefeld.

Krefelder Perspektiven

Armin Richly und Peter Lengwenings

Peter Lengwenings fingert eine kleine Filmdose aus seiner Hosentasche und zieht einen Streifen Negative heraus, den er sogleich in ein Gerät steckt, das die auf Zelluloid gebannte Historie der Seidenstadt ins Positive verkehrt. Etliche tausend Male hat er diesen Vorgang in den zurückliegenden Monaten bereits wiederholt, um das Erbe seines Vaters zu archivieren und zu digitalisieren. Karl Heinz Lengwenings war von 1954 bis 1970 Pres- sefotograf in Krefeld und leitete anschließend die hiesige Stadtbildstelle, aus der später das Stadtpresseamt hervorging. „Als wir das Haus meiner Eltern auflösten, suchte ich nach den Negativen meines Vaters und fand in einer Ecke des Hobbykellers zahlreiche Kisten. In Ihnen verbargen sich seine beruflichen Hinterlassenschaften“, erzählt Peter Lengwenings mit leuchtenden Augen. „Während ich das Material sichtete, wurde mir klar, welche Bedeutung die Summe seiner Fotos hat. Presse-Fotografie im Einzelnen mag flüchtig sein, aber in Gänze bildet sie eine Zeitreise. Sie sind ein unverfälschter Blick in unsere Geschichte.“

 

Lengwenings‘ Schatz umfasst rund 400.000 Negative. Echte, handgemachte Bilder, handwerkliche Meisterwerke eines wahren Virtuosen der Analogfotografie. Rund 14.000 davon konnte die einstige Speerspitze der Welle Niederrhein bereits in das digitale Zeitalter überführen. Viele, viele Stunden strichen dabei ins Land, etliche Nächte, in denen seine Frau ohne ihn einschlafen musste. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Der daraus entstandene Fundes nimmt den Betrachter gefangen, zeigt ein sich rasant veränderndes Stadtbild, wechselnde Moden, Trends, Technik und Lebensräume. Highlights wie das Portrait von Willy Brand umringt von Hunderten Menschen vor dem Kaiser Willhelm Museum leuchten wie zeitgeschichtliche Perlen an der Wand.

Krefelder Perspektiven

Willy Brand 1961 vor dem Kaiser Wilhelm Museum

Armin Richly, Entrepreneur der alten Schule, Kunstliebhaber und alter Weggefährte von Peter Lengwenings, blieb der Wert der Sammlung nicht lange verborgen: „Als ich die Bilder sah, war mir klar, dass man sie der Öffentlichkeit zugänglich machen muss. Also fragte ich Peter, ob er sie bei mir in der Großmarktgalerie ausstellen möchte und er war gleich Feuer und Flamme.“ Zusammen laden sie nun zu einer Vernissage ein, die so gar nichts mit dem blasierten Gehabe üblicher Kunstveranstaltungen zu tun haben möchte. „Wir möchten alle, die Spaß an Krefeld und Stadtgeschichte haben, zu einem Abend einladen, der von einem geselligen Miteinander geprägt sein wird“, so Lengwenings. Das bewährte Rezept des typischen Großmarkt Galerie-Cocktails.

Großmarktgalerie, Oppumer Straße 175, 47799 Krefeld, Freitag, 11.10.2019, Beginn: 19 Uhr sowie Samstag, 12.10.2019, 11 Uhr bis 18 Uhr, Eintritt frei