// KR-ONE: Würden Sie bitte zum Einstieg für alle KR-ONE-Leser das Projekt „Krefelder Perspektivwechsel“ noch einmal kurz erklären?
Ulrich Cloos: Die Idee hinter der Initiative „Krefelder Perspektivwechsel“ ist die, durch einen neuen Blick auf unsere Stadt, eine andere Haltung zu ihr zu entwickeln. Ein offener und ehrlicher Umgang mit Krefeld wird längerfristig auch zu einem besseren Image führen. Noch haben manche Krefelder, aber auch Außenstehende, kein positives Krefeld-Bild. Manfred Grünwald: Noch – aber es werden doch erkennbar weniger! Ulrich Cloos: Das ist objektiv betrachtet die Ausgangsposition. Zumindest suggerieren das die Umfragewerte. Zusätzlich neigen viele Krefelderinnen und Krefelder dazu, mit ihrer Stadt zu hadern. Vor allem diejenigen, die schon länger hier leben. Jüngere oder zugezogene Mitbürger teilen diese Auffassung oft nicht unbedingt. Sie sehen Krefeld um einiges positiver, als die Alteingesessenen. Unser heutiges Image ist das Ergebnis der letzten 20 bis 30 Jahre. Schön ist, dass sich diese Stimmung langsam ändert. Und diese positive Entwicklung möchten wir langfristig unterstützen. Unser Ziel ist es, bis 2023 messbar das Image zu verbessern und den Krefelderinnen und Krefeldern Gelegenheit zu geben, ihre Stadt lieben zu lernen.

Krefelder Perspektivwechsel - Ulrich Cloos, Leiter des Stadtmarketings Krefeld und Manfred Grünwald, ­Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine

Ulrich Cloos (links) und Manfred Grünwald

// Und wie soll das genau in die Tat umgesetzt werden?
Ulrich Cloos: Natürlich nicht, indem sich das Stadtmarketing hinstellt und sagt: Findet das mal schön hier! Sondern durch gemeinsames Engagement, Gestaltungswillen und modernes Stadtmarketing. Unsere Stadt verträgt es, dass wir ehrlich mit ihr umgehen. Wir haben auch raue Seiten. Es ist hier nicht alles gelackt. Und gerade das können wir auch als Chance und Individualität empfinden. Krefeld ist eine Bürgerstadt, alle, die hier sind, sind gut für Krefeld. Mit dieser Philosophie sind wir im Stadtmarketing schon sehr besonders. Manfred Grünwald: Das Schöne am Perspektivwechsel-Prozess, der 2015 begonnen hat, ist doch, dass die Zivilgesellschaft involviert wird. Zusehends wird die Bevölkerung von Politik und Verwaltung ernst genommen. Das funktioniert natürlich nur über Kompetenz und Engagement. Das bedeutet, dass wir viele kompetente Menschen vor Ort haben, nicht nur in Kultur und Industrie, sondern auch in hohen Ämtern, der Verwaltung und im Bildungsbereich, mit denen die Bürgervereine zusammen die Gesellschaft stärken möchte. Wenn es uns gelänge, all das Talent und das Können der klugen Krefelder Köpfe zu bündeln, wäre schon viel gewonnen für unsere Heimatstadt.

// Und der Krefelder Perspektivwechsel vereint mittels verschiedener Aktionen all diese Kompetenzen? Manfred Grünwald: Das ist ein schöner Nebeneffekt. Zusätzlich zum Spaß, den die einzelnen Projekte allen Beteiligten und nachher den Zuschauern macht. Aus meiner Arbeit für und mit unseren Bürgervereinen weiß ich, wie viel man mit vereinten Kräften für seine nächste Umgebung tun kann. Und wie positiv sich das gemeinschaftliche Engagement auf die Lebensqualität auswirkt. Soziale Netzwerke gibt es eben nicht nur online. In den Bürgervereinen gibt es das auch analog. So viele Bürgervereine wie hier in Krefeld, insgesamt 36, gibt es übrigens sonst in keiner anderen Stadt Deutschlands.
Ulrich Cloos: Das langfristige Konzept der Perspektivwechseljahre 2017, 2019 und 2021 schafft die Rahmenbedingungen, um professionell gemeinschaftliches Handeln zu fördern und Krefeld gerade auch in ungewöhnlichen Facetten für die Menschen erfahrbar zu machen. Sei es durch Ausstellungen, gemeinsame Veranstaltungen, durch Architektur oder zum Beispiel aktuell den Perspektivwechsel-Kalender 2016.

// Gibt es denn bereits Pläne für die nächsten Jahre?
Ulrich Cloos: Die Perspektivwechseljahre sind grob in drei Themenbereiche, Produktinnovation und Design, moderne Architektur und zeitgenössische Kulturarbeit, unterteilt, die besonders in den Blick genommen werden. Das sind die drei Bereiche, die als Markenkern unmittelbar aus dem Stadtslogan abzuleiten sind.  Letztendlich heißt das: Krefeld ist eine kreative Stadt, in der sich die Menschen immer schon Dinge zugetraut haben, die man sich zur gleichen Zeit woanders nicht getraut hat. Deshalb wollen wir nicht sein wie Düsseldorf, Köln oder Bonn. Wir möchten das Vorhandene in Krefeld als Chance nutzen. Krefelder sind kreativ, individuell und selbstbewusst. Wir wollen Krefeld sein – das Original und keine Kopie.

„Der Perspektivwechsel schafft die Rahmenbedingungen, um professionell gemeinschaftliches Handeln zu fördern und Krefeld gerade auch in ungewöhnlichen Facetten für die Menschen erfahrbar zu machen.“

Krefelder Perspektivwechsel - Ulrich Cloos, Leiter des Stadtmarketings Krefeld und Manfred Grünwald, ­Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine

// Und was soll nun am 14. September im Foyer der neuen Feurwache geschehen? Können Sie uns schon etwas zur geplanten Veranstaltung verraten? Manfred Grünwald: Der Abend ist gedacht als lockere Austausch- und Informationsveranstaltung, gerichtet an alle Bügerinnen und Bürger. Wir werden einen Film zeigen, mit einem Überblick über bisher erfolgreich umgesetzte Perspektivwechsel-Ideen und die Menschen dahinter. Wir werden etwas essen und trinken, in guten Gesprächen zusammenstehen und weitere Ideen finden. Zudem möchten wir allen interessierten Krefelderinnen und Krefeldern noch einmal die großartigen Möglichkeiten präsentieren, die Verwaltung, Politik und Bürgerschaft gemeinschaftlich haben könnten. Und das Angebot weiter publik machen, das der Perspektivwechsel an alle richtet, sich einzubringen. Macht alle mit! Ulrich Cloos: Der Krefelder Perspektivwechsel geht bis 2023. In diesem Jahr feiern wir das große Stadtjubiläum 650 Jahre Krefeld. Ich hoffe, dass wir uns dann alle fröhlich „in den Armen liegen“ und froh sein werden,  zu dieser Stadt gehören zu dürfen.
Manfred Grünwald: Mit ein bisschen Glück wird das bereits das zweite große Krefeld-Jubiläum, das ich in meinem Leben erleben kann. Das wäre ja eine tolle Sache!

//KR-ONE: Dann halten wir Ihnen beiden und uns allen die Daumen.
Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Rebecca Heisterhoff 

Weitere Infos unter www.krefelder-perspektivwechsel.de. Wer gerne ein eigenes Projekt, eine Idee oder Veranstaltung beisteuern möchte, wende sich an Claire Neidhardt, E-Mail: claire.neidhart@krefeld.de, Telefon 02151 861509.