Krefelder Rennclub 1997 e.V. Zwischen Adrenalin und Wonne

Petrus mag Pferde. Das könnte man zumindest vermuten, wenn man den Himmel über der Krefelder Rennbahn zum Auftakt der aktuellen Saison betrachtet. Zwischen dicken Wolken schiebt sich die Sonne hervor und tüncht das historische Areal in ein frühlingshaftes Orange. Auf dem Vorplatz tummeln sich Menschen aller Couleur, aus den Boxen schallen die Renndurchsagen im Sekundentakt. Der Duft von kulinarischen Köstlichkeiten wabert umher, hier und da wiehert ein Pferd. Ein Renntag ist gleichermaßen mondän wie bürgerlich. Die einen kommen zum Sehen und Gesehenwerden, die anderen aus purer Lust am Vollblut, und wieder andere haben nur eines im Sinn: Wetten! Es gibt wahrlich viele Gründe, dem Spektakel auf der Rennbahn einen Besuch abzustatten. Umso erstaunlicher erscheint dabei der Fakt, das lediglich 6.000 der insgesamt 60.000 Besucher der vergangenen Saison aus Krefeld selbst kamen. Das findet auch Jan Schreurs, erster Vorsitzender des Krefelder Rennclubs, der kaum einen Meter gehen kann, ohne Hände zu schütteln oder ein paar Begrüßungsworte zu wechseln.

Krefelder Rennclub 1997 e.V.

Die Rennszene trabt Ende März gemächlich aus der Winterpause. Selbst das beste Pferd muss Stück für Stück an seinen Zenit herangeführt werden. Heute finden neun Rennen verschiedener Wertungsklassen statt. Den Anfang bildet das Ponny-Championat, gefolgt vom wilden Ritt der Araber. Jan Schreurs kennt das Prozedere aus dem Effeff. Bereits im 1996 insolvent gegangen Rennclub war er Mitglied, seit vielen Jahren hält er den Vorsitz des 1997 neu gegründeten Vereins. Er ist ein Lotse im Dickicht der Regularien. „Die Basis eines jeden Renntags sind die Leistungsprüfungen der Pferde. Deutschland hat eine ausgesprochen gute Pferdezucht mit einer langen Tradition. Früher war das Pferd ein wichtiges Transportmittel. In Anknüpfung daran haben sich der Reitsport und eben auch die Renntage entwickelt“, erklärt er. Will man diesen Sport in Gänze erfassen, reicht ein einmaliger Besuch wahrlich nicht. Zu üppig ist das Regelwerk, zu viele Winkelzüge gehören dazu. Will man es auf ein laiengerechtes Niveau herunter brechen, bleibt, dass es Rennen verschiedenster Wertungsklassen über diverse Distanzen gibt. Um den Sport spannend zu halten, wurde ein Handicapsystem installiert. Siegreiche Pferde erhalten im nächsten Rennen Zusatzkilos. Je größer der Vorsprung im Durchgang davor war, desto höher wird das Gewicht angesetzt. Insbesondere für die Wetter sind das ganz wichtige Informationen. Die Championate selbst sind je nach Güte des Teilnehmerfeldes mit unterschiedlichen Preisgeldern dotiert und tragen nicht selten die Namen verschiedener Firmen. Neben den Sponsorengeldern und Wettprovisonen gehört der Verkauf der Namensrechte zu den Haupteinnahme-Quellen des Rennclubs.

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Jan A. Schreurs, Erster Vorsitzender des Krefelder Rennclubs

„Die Basis eines jeden Renntags sind die Leistungsprüf-ungen der Pferde. Deutschland hat eine ausgesprochen gute Pferdezucht mit einer langen Tradition.“

Der Rundgang mit Schreurs über das zum größten Teil 1911 erbaute und denkmalgeschützte Areal gleicht der Einführung in einen Mikrokosmos. Überall weiß der erste Vorsitzende mit interessanten Informationen zu überraschen. Am Führring, wo Trainer, Jockeys und Besitzer zusammentreffen, erklärt er: „Jockeys sind Dienstleister. Viele Pferdebesitzer entscheiden erst vor Ort, welcher Jockey ihr Pferd im Rennen führen wird. Das höchste zulässige Gewicht eines Jockey beträgt 56 Kilo inklusive Kleidung.“ Letztlich entschieden viele kleine Details über Sieg oder ­Niederlage, führt er fort, zum Beispiel sei es nachteilig, wenn ein Pferd auf seiner Heimbahn laufe, da es so den Wettkampf nicht vom Training unterscheiden könne. Auch das Wetten selbst bedarf einer gewissen Einarbeitung. Neulinge können sich bei der Wettberatung oder beim Stand der Westdeutschen Zeitung in Ruhe beraten lassen. Wir entscheiden uns nach einem kurzen Briefing mit dem sportlichen Leiter Reinhard Ording für eine kombinierte Dreierwette. Wir wetten also darauf, dass drei von uns benannte Pferde unter die ersten Drei kommen; egal in welcher ­Reihenfolge. Da sich so sechs Kombinationsmöglichkeiten ergeben, steigt auch der Einsatz um das Sechsfache. Aus einem Euro werden sechs. Die Spannung steigt. Natürlich bilden der Sport und die drumherum angelegte Wetterei die Basis eines Renntags, allerdings braucht der Besucher kein gesteigertes Interesse an Pferden mitzubringen, um sich gut unterhalten zu fühlen. „Ein Renntag ist eine Veranstaltung für die ganze Familie“, sagt Schreurs und hat recht. Gemütliches Flanieren, Plaudern und Dinieren lockt mindestens ebenso viele Menschen wie der Sport der Huftiere. Während die Kinder beschäftigt werden, können Eltern ein gepflegtes Glas Wein trinken oder es sich in den diversen Außengastronomien gemütlich machen. Ein jährliches Highlight ist der Ladies Day, bei dem ganz im Stile Ascots imposante Hüte das Bild dominieren und sogar Extra-Preise fürs beste Outfit vergeben werden. Firmen haben bei den Renntagen die Möglichkeit, entweder eine Loge auf der Haupttribüne zu mieten oder in der überdachten Tribüne zu verweilen. Wie die Besucher dabei ihren Fokus setzen, ist völlig egal, langweilig wird es gewiss nicht.

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Fest im Blick: Der Sportliche Leiter des Rennclubs, Reinhard Ording, ist absoluter Experte im Pferdesport

Dann nehmen die Pferde Aufstellung zu Rennen vier. Das Startsignal ertönt, und die Rennpferde setzen sich mit einer schier unbändigen Kraft in Bewegung. Bis zum Einlauf auf die Zielgerade lässt sich keine Prognose abgeben, dann schießen Pferd drei und fünf nach vorne. Bis kurz vor dem Zieldurchlauf sehe ich wie der sichere Sieger aus, bis – ja bis – sich Nummer sieben an Nummer vier vorbeischiebt. Egal, beim nächsten Mal ist das Glück auf meiner Seite. Und ein nächstes Mal wird es bestimmt geben, denn ein Renntag ist wie ein Überraschungsei: Voller Spaß, Spannung und Spiel!

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