An einem sonnigen Dienstagvormittag treffen wir uns im Hof des Linner Museumscafés. Zum Kaffee und nicht „auf ein Bierchen“ oder zum Frühschoppen – obwohl das wunderbar sonnige Wetter durchaus Anlass genug für ein leckeres Frischgezapftes geben würde. Bier während der Arbeitszeit ist heute nicht mehr angesagt. Das sehen auch Frank Tichelkamp von der Brauerei Königshof und die Historiker Dr. Christoph Reichmann und Dr. Christoph Dautermann so. Dass das in früheren Zeiten sehr wohl anders war, weiß Dr. Reichmann, der Leiter des Museums Burg Linn zu berichten: „Im Mittelalter war Bier ein Volksgetränk, das jeden Tag konsumiert wurde“, erklärt er. „Vor allem in den Städten war das Wasser oft nicht sauber, so dass es gefahrloser war, Bier oder Wein zu trinken. Nur war Wein am Niederrhein wesentlich teurer als Bier. Und das Bier hatte deutlich weniger Alkohol (als heute), sodass man mehr davon trinken konnte.“

Ein gutes Stück Krefelder Kultur - Krefelder Schützen Ausstellung

Anlass für unser Treffen im Museumshof ist das am 23. April bevorstehende 500-jährige Jubiläum des Reinheitsgebots und die aktuelle Ausstellung über das Krefelder Schützenwesen. Das Jubiläum und die Schützen stehen nämlich für zwei wichtige Konstanten eines vielgeliebten und doch oft unterschätzten Kulturguts. Auch Dank des deutschen Reinheitsgebots, das ursprünglich ein bayerisches war, hat das deutsche Bier im In- und Ausland seinen unverwechselbaren Ruf bekommen – frisch und rein, ein Getränk von guter, traditioneller Handwerkskunst, das weltweit nach wie vor gerne getrunken wird. Aber neben dem „Stoff“ selbst sind es auch gerade die deutschen Bierbräuche und -feste, die unserem Nationalgetränk zu weltweiter Berühmtheit verholfen haben – vom Maßkrugzechen im Hofbräuhaus bis zum Altbiergenuss in der Hausbrauerei, vom Münchener Oktoberfest bis zum rheinischen Karneval.

Karneval und Schützenfeste sind bekanntermaßen zentrale Säulen des rheinischen und damit auch des Krefelder Brauchtums. Nicht umsonst gibt es immer noch fast in jedem Dorf und Stadtteil organisierte Schützen und Karnevalisten. 34 Schützenvereine existierten im Jahr 1933 auf dem Gebiet des heutigen Krefelds von denen elf heute noch aktiv sind – in Linn und Bockum, in Inrath, Verberg und Traar und auch in den Neu-Krefelder Stadtteilen Uerdingen und Hüls. Auch wenn Schützen natürlich nicht nur trinken und feiern, sondern vielmehr eine große Bandbreite wichtiger sozialer Aufgaben übernehmen, gehört Bier zu den wichtigen Elementen der Schützenkultur. Der kühle Gerstensaft – am Niederrhein traditionell das Altbier – ist aus den Festzelten und Versammlungslokalen nicht wegzudenken. Da wundert es nicht, dass die Brauerei Königshof anlässlich von 500 Jahren Reinheitsgebot die Krefelder Schützenkönige eingeladen hat.

„Uns freut es, dass in den Schützenzelten nach wie vor auch Alt am Hahn ist“, erklärt Frank Tichelkamp. „Das niederrheinische Traditionsgetränk hat in den letzten Jahren leider ziemlich Federn lassen müssen. Wurde hier ­früher fast nur Alt getrunken, ist dessen Marktanteil inzwischen selbst in seinem Herzland auf 30 Prozent gesunken.“ Dabei hat sich Krefeld seit der Bierrenaissance auf dem ehemaligen Rhenania-Gelände zum zweitgrößten deutschen Altbier-Standort entwickelt. An der Gath werden neben den Königshofer Eigenmarken inzwischen auch Hannen und Gatz sowie die ­Krefelder Traditionsbiere Wienges und zum Teil auch Gleumes gebraut. Somit zeigt sich die Seidenstadt in den letzten Jahren zunehmend wieder als ­Altbierstadt, die sich neben der benachbarten Alt-Metropole und ­Landeshauptstadt nicht verstecken muss.

Ein gutes Stück Krefelder Kultur - Krefelder Schützen Ausstellung

Marketingleiter der Brauerei Königshof, Frank Tichelkamp, und Historiker Dr. Christoph Reichmann

„Bier gehört seit Jahrhunderten fest zur deutschen Sozialkultur“, erklärt Museumsleiter Reichmann. „Man trifft sich auf ein Bier oder geht zusammen ein Bier trinken, und wenn eine Runde gegeben wird, oder man sich zutrinkt, ist in der Regel Bier gemeint.“ „Bier ist ein gemeinschaftliches Getränk, das fest im Brauchtum verankert ist, und Altbier hat in Krefeld eine lange Geschichte“, bekräftigt Frank Tichelkamp das Gesagte. „Wir sind stolz, mit der Königshof Brauerei dazu beitragen zu können, dass die Krefelder Altbiertradition mit neuem Leben erfüllt wird. 500 Jahre Reinheitsgebot sind für uns ein schöner Anlass, dies zusammen mit dem Krefelder Stadtschützenkönig, den Schützenvereinen aber auch allen Bierliebhabern zu begehen.“

Ausstellung „Krefelder Schützen“ im Museum Burg Linn noch bis zum
22. Mai 2016. Informationen über die Brauerei Königshof unter www.brauereikoenigshof.de