Besucher müssen sich in Kunstmuseen üblicherweise auf ihre passive Rolle des Betrachters beschränken. Das ist in Krefeld seit fast sieben Jahrzehnten immer mal wieder anders. Dort wirken Besucher an Aktionen und Handlungen mit. Diese Einbindung und Teilnahme setzen die Kunstmuseen Krefeld in ihrem Jahresprogramm 2018 mit der Ausstellung „Force“ (ab 23. März) fort. Für seine erste großangelegte museale Einzelausstellung entwickelt der Däne Christian Falsnaes, Jahrgang 1980, eine Choreographie von interaktiven Räumen. Zwei neue Arbeiten konzipiert er speziell für das Haus am Joseph-Beuys-Platz. Die Besucher können einige Werke selbstständig aktivieren. Während der Ausstellung ist Falsnaes immer wieder vor Ort, um in Handlungen mit den Besuchern zu interagieren.

Die Falsnaes-Ausstellung ist eine von insgesamt sechs, die die Kunstmuseen Krefeld im kommenden Jahr zeigen. Wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten an den Bauhaus-Villen Haus Lange und Haus Esters konzentriert sich das Geschehen 2018 auf das Kaiser-Wilhelm-Museum. In einem Spannungsbogen zwischen den Wurzeln des Hauses als Kunst- und Kunstgewerbemuseum und der zeitgenössischen Kunst stehen zwei Ausstellungen: Die Ausstellung „Von der Idee zur Form“ präsentiert erstmalig die Schenkung von rund 50 Designmöbeln, die die Kunstmuseen Krefeld im vergangenen Jahr von den französischen Herstellern Domeau & Peres erhalten haben. Die neuen Objekte werden in einen Dialog mit Exponaten der Sammlung treten.

Zeitgleich widmet sich Kuratorin Dr. Magdalena Holzhey einem Sammlungsbestand von Peter Behrens anlässlich seines 150. Geburtstages. Über rund 250 Exponate verfügen die Kunstmuseen, die selten oder noch gar nicht präsentiert worden sind. Im Herbst präsentieren die Kunstmuseen die von Holzhey und lna Ewers-Schultz kuratierte Ausstellung „Auf Freiheit zugeschnitten. Das Künstlerkleid um 1900 in Mode, Kunst und Gesellschaft“ (ab 12. Oktober). Ausgehend von der ersten Künstlerkleid-Ausstellung in Deutschland, die 1900 in Krefeld stattfand, untersuchen die Kunstmuseen erstmals die Wechselbeziehungen zwischen freier Kunst, Kunsthandwerk, Mode, Fotografie, Tanz und Werbung im Kontext der Reformbewegung und stellen das Künstlerkleid als Teil der Idee des Gesamtkunstwerks vor.

Dem langjährigen Fotografen der Kunstmuseen Krefeld und Becher-Schüler, Volker Döhne, widmet das Museum ab 16. November mit „Sucher und Finder“ zum Abschluss seiner Tätigkeit am Haus eine eigene Ausstellung. Der Fotograf und Grafiker gehörte 1976 zu den ersten Studenten der berühmten Fotografieklasse von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf. Kuratorin Dr. Sylvia Martin stellt in der ersten retrospektiv angelegten Einzelausstellung das fotografische Werk von Döhne in ausgewählten Themenkreisen wie Bunt (1978/79), Rheinstraße (1990) oder Umbau (2014) vor.

Auf der zweiten Etage des Kaiser-Wilhelm-Museums werden zudem ab 13. Juli Höhepunkte aus dem Sammlungsbestand ausgestellt. Ferner wird mit den „Sammlungssatelliten“ eine neue Reihe der Kunstmuseen Krefeld begründet, die einen anderen Blick auf die Sammlung wirft. Den Auftakt (ab 16. November) macht das Duo Bik van der Pol, das in der Vergangenheit Sammlungsbestände anderer Institutionen in seine Projekte eingebunden hat. Der zweite Sammlungssatellit wird den Stadtraum bespielen und die einjährige Sanierung der Häuser Lange und Esters künstlerisch dokumentieren.

INFO: Die Stadt Krefeld bietet eine Jahreskarte für alle städtischen Museen an. Der Normalpreis beträgt 40 Euro. Schüler, Studenten und Leistungsempfänger zahlen ermäßigt 20 Euro. Die Familienkarte für zwei Erwachsene und bis vier Kinder kostet 50 Euro.