Mit einem verschmitzten Lachen im Gesicht stellt er sein Fahrrad ab. Vorne auf dem Rad ist eine große Holzkiste, Marke Eigenbau, befestigt. Das, was der Krefelder Frank Chavier macht, macht er aus voller Überzeugung. Deswegen musste auch die Holzaufbewahrungsbox für seine Lebensmittel, die er per Lastenfahrrad durch Krefeld kutschiert, so groß sein, dass möglichst viele facettenreiche Köstlichkeiten an den Mann und die Frau gebracht werden können, denn genau das ist sein Ziel: die Krefelder mit gesundem Essen glücklich zu machen.

 

Was wäre, wenn? Diese Frage kreist mit großer Sicherheit vielen Menschen öfters Mal durch den Kopf, gerade wenn es um berufliche Träume geht. Frank Chavier ist einer von diesen Menschen, nur dass er seinen Traum
mittlerweile in die Realität umgesetzt hat. Ursprünglich hat der 49-Jährige eine Bäckerlehre absolviert: „Es war auch gut, dass meine Eltern mich dazu getrieben haben“, erklärt Chavier lachend. Nach der Ausbildung hat der
Krefelder, der gebürtig aus dem Schwarzwald kommt, verschiedene Jobs gemacht. „Es waren halt zwei Kinder da, und irgendwie musste ja auch das Geld reinkommen“, so Chavier, der nachdenklich hinzufügt: „Aber irgendwie bist du da halt auch immer nur ’ne Nummer.“ Einfach eine Nummer sein, passt nicht zu dem lebensfrohen Macher. Deshalb hat er 2015 angefangen, seine Idee vom Raedle nach und nach in die Realität umzusetzen. Das richtige Fahrrad musste gefunden werden und die Holzkiste angefertigt werden.

Das Raedle

2017 ging es dann zum ersten Mal auf Krefelds Straßen. Für die Vorbereitungen nutze der gelernte Bäcker zu Beginn die Küche im Lentz: „Das erste dreiviertel Jahr wollte ich erst mal schauen, wie meine Idee, und vor allem mein Essen, angenommen werden, um zu entscheiden, ob ich davon leben kann“, so der 49-Jährige. Schnell stellte er fest, dass sein Konzept ankommt. „Ich habe wohl einen Nerv getroffen“, berichtet Chavier lachend. Nicht nur sein gesundes Essen für die Mittagspause, auch die nachhaltigen Materialien, wie zum Beispiel die Glasgefäße, die Chavier verwendet, kommen bei den Kunden des Raedle an. Schnell wurde die Küche im Lentz zu klein. Seit Februar kocht der Krefelder jetzt in der Küche des Kolpinghauses.

Der Tag beginnt früh für Frank Chavier. Um vier Uhr morgens steht er bereits in der Küche, um die Vorbereitungen für den Tag zu treffen und vorzukochen. Ab dem frühen Vormittag geht es dann los: Mit einer Fuhre kann der Erfinder des Raedle 70 Portionen ausliefern. Von Montag bis Mittwoch steht er zudem an einer anderen Stelle in der Innenstadt, um dort vor Ort seine Gerichte, die größtenteils alle mit regionalen Lebensmitteln zubereitet werden, anzubieten. Gegen Nachmittag geht es zurück zum Kolpinghaus. Sauber machen, vorbereiten für den nächsten Tag, Bestellungen entgegennehmen: „Mein Tag hat oft 14 Stunden oder mehr, aber während es früher zäh war und die Zeit nicht umging, vergeht sie jetzt wie im Fluge. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Einen positiven gesundheitlichen Aspekt hat die neue Arbeit für Chavier zudem auch, wie er lachend erklärt: „Ich brauche nicht mehr auf den Fußballplatz gehen, um meine Kondition zu verbessern“. Mit dem Raedle läuft das Sportprogramm ganz nebenbei.

 

Jede Woche gibt es zwei neue Hauptgerichte, die der Krefelder kreiert. Alles mit regionalen Produkten und Lebensmitteln „von nebenan“, wie der 49-Jährige erklärt: „Ich gehe gerne auf den Markt oder bei den Läden um die Ecke einkaufen“, so der Krefelder, der im Südbezirk lebt und dessen Idee immer mehr Fans findet. Expandieren oder sein Konzept an andere abgeben? Kommt für Chavier nicht infrage. „Meine Kunden möchten doch mein Essen haben und erwarten auch mich beim Raedle. So soll das auch bleiben“, erklärt Chavier mit Vehemenz. Abgesehen davon macht dem gebürtigen Schwarzwälder seine Arbeit mit dem Raedle dafür auch viel zu viel Spaß. Neue Ideen hat der Krefelder aber natürlich trotzdem. Demnächst möchte er so zum Beispiel die Küche im Kolpinghaus als Abholstelle anbieten: „Wer möchte, kann sich sein Essen dann auch selbst hier abholen“, erklärt Chavier seine Idee. Freilich wird dafür dann noch extra Personal eingestellt, denn der Krefelder wird währenddessen weiter auf seinem Raedle auf Krefelds Straßen unterwegs sein und den Krefeldern und allen, die dort arbeiten, den Tag mit seinen regionalen und gesunden Mittagspausengerichten versüßen.

 

Haltestellen:, Montag: 10.30 Uhr Rathaus
Dienstag: 12.30 Uhr Fabrik Heeder