Jeder Krefelder kennt den leuchtend roten Stand von Bratwurst Paule in der Innenstadt. Wer Heißhunger auf etwas Herzhaftes bekommt, findet an der Ecke vor Thalia genau das, was der Magen verlangt: knusprige Brötchen, würzige Würstchen und diesen unvergleichlich fruchtigen Ketchup, der dem ganzen Geschmackserlebnis die Krone aufsetzt. Auch der ist ein echtes Krefelder Original – und das seit über 50 Jahren. Verändert hat sich seit der Firmengründung einiges beim Traditionshersteller LUVAT aus Hüls, nur eines nicht: der gute Geschmack.

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Karsten Middeldorf (l.) und Helmut Nauen (r.) führen die Johann Nauen GmbH partnerschaftlich

Es ist ein sonniger Augustvormittag, als eine dreiköpfige KR-ONE-Delegation in den Räumlichkeiten der Johann Nauen GmbH weiße Overalls und blaue Häubchen überstreift. Die Geschäftsführer Helmut Nauen und Karsten Middeldorf geben heute eine Privatführung durch die Produktionsstätten der Soßenmanufaktur – natürlich nur in entsprechender Schutzkleidung. „Wir sind nach allen Regeln der Kunst zertifiziert und möchten unseren Kunden zeigen, dass wir wissen, was wir hier machen“, erklärt Middeldorf auf dem Weg zur Produktionshalle. Dazu gehöre auch, strenge Hygienevorschriften einzuhalten. So reihen sich die Besucher erst einmal brav am Waschbecken ein und folgen den Geschäftsführern anschließend durch einen halbdurchsichtigen Vorhang ins Herz des Unternehmens. Hier herrscht großes Getöse: Die Spülung eines 540-Kilo-Soßenbereiters ist nicht nur eine aufwendige, sondern auch eine laute Angelegenheit. In dem gigantischen Metallzuber, den sich der Laie wie einen übergroßen Thermomix vorstellen kann, entstehen dutzende verschiedene Soßen, Dips und Aufstriche.

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Die wiederbefüllbaren Soßentanks haben ein Fassungsvermögen von 1000 kg

Die Grundzutaten werden dem Gerät durch ein Rohrleitungssystem zugeführt. Gewürze und Kräuter, Salz und Zucker gibt ein Mitarbeiter händisch hinzu, der dem gesamten Ablauf beiwohnt und im Anschluss auch die Reinigung der Prozessanlage überwacht – so wie jetzt. „Wenn wir unsere gesamte Anlagenleistung summieren, also aus allen Rohren schießen, kommen wir auf neun Tonnen Produktmasse pro Stunde. Eine Produktcharge herzustellen dauert circa 20 Minuten“, ruft Middeldorf über das Rauschen des Reinigungsschlauchs hinweg. 30 Mitarbeiter sind für die reibungslosen Produktionsabläufe bei LUVAT zuständig. „Wir haben nirgendwo vollautomatische Prozesse laufen. Alle Schritte werden von unseren Mitarbeitern initiiert oder durchgeführt. Die schweren Arbeiten muss aber natürlich keiner selbst machen. Wir können ja niemandem zumuten, hunderte Liter Öl händisch in den Tank zu füllen“, lacht er.

„WIR HABEN UNS MEHRFACH VERGRÖSSERT. DIE FLÄCHE, WO WIR FRÜHER UNSEREN VERKAUF ABGEHALTEN HABEN, BRAUCHTEN WIR IRGENDWANN FÜR DIE LAGERUNG.“

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Einen Raum weiter ist es ruhiger. Und wärmer. Hier sind zwei Mitarbeiter gerade mit der Zubereitung eines Zwischenprodukts, der sogenannten „Kuli“, beschäftigt, einer eingekochten Soßengrundlage aus Wasser, nativer Maisstärke und Gewürzen. „Wir haben vom Feld an die Hand auf dem Rohstoff“, erklärt Karsten Middeldorf, „das heißt, dass wir Grundlagenprodukte selbst aus ausgewählten Zutaten herstellen.“ Neben den fertigen Produkten nehmen manche Großkunden solche Zwischenprodukte ab, um diese selbst zu Spezialsoßen weiterzuverarbeiten. Doch die Johann Nauen GmbH produziert nicht nur im XXL-Format. Auch Supermarktkunden regionaler Edeka- oder REWE-Filialen finden Mayonnaisen, Remoulade und Ketchup- Variationen des Hülser Herstellers in den Regalen. Die Produktion für den Einzelhandel liegt bei rund 10.000 Tuben am Tag. Auch die Abfüllung und Verpackung der Einzelhandelsware wird von Mitarbeitern überwacht. Bis vor wenigen Jahren gab es noch einen Fabrikverkauf direkt vor Ort. Dieser wurde jedoch aufgrund des akuten Platzmangels geschlossen. „Wir haben uns mehrfach vergrößert. Die Fläche, wo wir früher unseren Verkauf abge- halten haben, brauchten wir irgendwann für die Lagerung“, erläutert Helmut Nauen. Besonders stolz ist der Enkel des Firmengründers Johann Nauen auf den Einsatz seines Unternehmens im Bereich Nachhaltigkeit. „Wir waren immer Vorreiter in diesem Bereich“, erzählt er. „Zuerst hatten wir hier das erste Windrad am Niederrhein. Das wurde dann irgendwann durch Solarzellen auf dem Dach ersetzt, die heute einen großen Teil der Energie für unsere Produktion liefern.“ Auch im Verpackungsbereich bemüht sich das Unternehmen, möglichst wenig Müll und CO2-Ausstoß zu produzieren. Mit den Soßencontainern für Großkunden hält es sich ähnlich wie mit Pfand- flaschen. Die gigantischen Behälter werden gefüllt und vom Kunden leer wieder zurückgegeben, alle Soßentuben und Eimer stammen aus Deutschland, berichten die Geschäftsführer beim Durchschreiten des Verpackungs- lagers.

LuvatWas ihre Produkte angeht, setzen Nauen und Middeldorf auf Natürlichkeit. Nur in wenigen Produkten wurden einst sogenannte E-Stoffe verarbeitet, die die Geschäftsführer nach und nach durch natürliche Alternativen erset-zen konnten. Heute tragen alle Tuben ein „Clean Label“, das die Nichtverwendung von Zusatzstoffen bestätigt. „Die Produkte schmeckten nach der Umstellung auf komplett natürliche Zutaten sogar noch besser als vorher“, freuen sich die Geschäftsführer. Ein besonderer geschmacklicher Coup gelang dem Unternehmen mit dem Ruhrpott Curry Ketchup, den LUVAT für einen Mühlheimer Großkunden entwickelte. Bei der Konkurrenz sorgt die geheime Gewürzmischung, die der beliebten Würstchensoße ihr charakteristisches Aroma verleiht, für Kopfzerbrechen. Welche Zutaten die Mischung tatsächlich enthält, weiß nur Karsten Middeldorf. „Ihr könnt gerne raten, aber das kriegt ihr nicht raus“, scherzt der 54-Jährige.

Mit dem Betreten des Gewürzlagers hat die Besichtigungstruppe ihre letzte Station erreicht. Mittlerweile ist die frühe Mittagszeit erreicht – das sorgt für Magenknurren, der Duft der frischen Gewürze hat bereits sein Übriges getan. Als Karsten Middeldorf und Helmut Nauen zum Abschied eine Kost- probe anbieten, läuft den Besuchern vor Vorfreude das Wasser im Mund zusammen.

LUVAT Johann Nauen GmbH, Lichtenbergstraße 12, 47839 Krefeld, Telefon: 02151-731213