„Made in Krefeld“ – Zeige, was in deiner Stadt steckt!“

Eine positive Identifikation von Menschen mit ihrer Heimatstadt lässt sich nicht verordnen. Stattdessen muss der Impuls aus der Stadtgemeinschaft kommen. Erst wenn Bürger das Potenzial Krefelds erkennen und erleben, können sie die eigene Stadt schätzen lernen. Das Stadtmarketing setzt mit dem Projektaufruf „Made in Krefeld – Zeige, was in deiner Stadt steckt“ genau hier an und fordert im Rahmen eines Wettbewerbs dazu auf, den Blick auf das Besondere zu lenken. „Gesucht werden Ideen, die Produkte, Unternehmen und erfindungsreiche Menschen auf eine ungewöhnliche Art und Weise in den Blick nehmen und dadurch Anreize zur Identifikation schaffen. Willkommen sind Impulse, die ‚querdenken‘ und das Wir-Gefühl in Krefeld weiter verstärken“, heißt es dazu im Aufruf des Stadtmarketings. Was damit gemeint ist, lässt sich am besten anhand eines Beispiels illustrieren.

Eule, Kobold, Wand2015 war das Auftaktjahr des Krefelder Perspektivwechsels, der zentralen Marketing-Strategie der Stadt Krefeld. Unter dem Motto „Neue Blickwinkel auf Samt- und Seide“ galt es damals, die Stadt aus ungewohnter Perspektive zu betrachten. Ein ähnlicher Wettbewerb wie der derzeitige wurde ausgelobt, auch wenn es damals um außergewöhnliche Orte und nicht um Produkte oder Unternehmungen ging. Der Krefelder Manfred Wilms folgte dem Aufruf, reichte seine Idee ein und setzte sie gemeinsam mit der Stadt um: Die Wood Art Gallery in Krefeld-Hüls war geboren – eine Mischung aus Naturschutzgebiet, Industriekulisse und Freiluft-Galerie.

„Die Idee hatte ich schon etwas länger in der Schublade, dank der Kampagne des Stadtmarketings konnte ich sie dann auch umsetzen“, erinnert sich Wilms, während er mit seinem Hund Emil durch die Wood Art Gallery am Fuße des Hülser Bergs streift. Das unter Naturschutz stehende Gelände rund um das Krefelder Umweltzentrum mit seinen verwinkelten Pfaden beherbergte einst eine Betonfabrik und versprühte bereits vor der Kunstaktion eine einzigartige Atmosphäre. Intakte und zerbrochene Betonelemente unterschiedlicher Größe liegen wild versprengt zwischen Bäumen, Büschen und Tümpeln. Fast wirkt es, als hätte man die Überbleibsel der Fabrik aus großer Höhe in die Landschaft geworfen. Der Kontrast zwischen unberührter Natur und industriellen Artefakten fasziniert.

Manfred Wilms

Manfred Wilms, Initator der Wood Art Gallery

„Auf einem Spaziergang mit meinem Hund entdeckte ich 2014 zufällig das Gelände und verliebte mich sofort. Die Idee, die Betonelemente mit Malerei zu verzieren, formte sich dann mit der Zeit bei weiteren Spaziergängen“, erklärt der Initiator Wilms. Bei einem seiner Streifzüge, bei dem der Wind den Sand von den Pfaden blies und den Blick auf den Betonboden freigab, kam ihm dann die entscheidende Eingebung: „Ich dachte an Straßenkünstler, kannte selbst jedoch keine, und so begann ich, im Internet zu recherchieren.“ Wilms wurde fündig, vernetzte sich mit Frederike Wouters, der späteren künstlerischen Leiterin der Wood Art Gallery, die ihrerseits ein internationales Netzwerk an Straßenkünstlern aktivierte. „Zunächst fehlten jedoch Sponsoren, und etwa zur gleichen Zeit startete das Stadtmarketing mit dem Perspektivwechsel. Ich reichte mein Konzept ein, und nach einigen Verhandlungen mit verschiedenen städtischen Behörden gab es grünes Licht“, erinnert sich Wilms an den Moment, an dem er seine Idee endlich in die Realität überführen konnte.

Bär, Wasserfall

Internationale Straßenkünstler verzierten die Beton-Objekte der Freiluft-Galerie

Im August 2015 trafen dann die 20 Künstler aus neun Ländern ein und verwandelten die Umgebung des Umweltzentrums in ein großes Atelier. „Die Künstler waren begeistert, suchten sich interessante Objekte aus und bemalten sie in den vier Tagen frei nach ihren Vorstellungen“, schwärmt Wilms von dem Kunst-Festival, für das die Beteiligten auf dem Gelände in Zelten kampierten. Die Resonanz war gewaltig: Überregionale Medien berichteten über die Wood Art Gallery, und tausende Besucher strömten nach Krefeld um die einzigartige Freiluft-Galerie zu erleben – ein voller Erfolg für die Künstler, den Initiator und die Stadt. Dass die Witterung inzwischen große Teile der Malereien abgetragen hat, findet Wilms, der noch heute gerne durch das Gelände spaziert, nicht weiter schlimm: „Von Anfang an war klar, dass es ein temporäres Projekt ist. Der Zerfall ist ein Teil davon.“

Gesicht, Grün, WaldDie Geschichte der Wood Art Gallery zeigt, dass ungewöhnliche Ideen oftmals nicht am Reißbrett geplant werden können. Neben der Gunst des Zufalls zählen vor allem eine gute Portion Vorstellungskraft und Mut zu den Voraussetzungen. Wer also so wie Manfred Wilms realisierbare und unorthodoxe Ideen hat, die unternehmerisches Engagement oder Produkte aus Krefeld in den Fokus rücken, bekommt bei „Made In Krefeld“ die Möglichkeit, sich unmittelbar an der Stadtentwicklung zu beteiligen und wichtige Impulse zu geben.


Bis zum 31. März können Projektskizzen eingereicht werden, die den Aspekt „Made in Krefeld“ in besonderer Weise nachvollziehbar und erlebbar machen. Neue Produkte, Prozesse, unbekannte Produktionsstätten, neue Inszenierungen traditioneller Produktionsorte, Blicke hinter die Kulissen sind als Ideen genauso willkommen wie Initiativen zu den unterschiedlichsten Aspekten des unternehmerischen Handelns. In der Projektskizze soll dargestellt werden, dass die Aktion geeignet ist, über einen längeren Zeitraum zu wirken. Ebenfalls soll erläutert werden, wie sich das Projekt auf die Entwicklung eines positiven WIR-Gefühls auswirken kann.

Für die Umsetzung der von der Jury ausgewählten Projekte steht ein Budget von 30.000 Euro zur Verfügung. Die Mittel werden von Wirtschaft und Industrie bereitgestellt. Die Entscheidung, welche Projekte realisiert werden, treffen die Initiatoren des „Krefelder Perspektivwechsels“ im Laufe des Monats April. Die Projekte werden anschließend in den Krefelder Medien bekanntgegeben.

Die Bewerbungsfrist endet am Freitag, 31. März. Bewerbungen per E-Mail an claire.neidhardt@krefeld.de oder per Post an die Stadt Krefeld, Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung, Claire Neidhardt, Lewerentzstraße 104, 47798 Krefeld