„Gut erhalten“, „Liebhaberobjekt“ oder „gute Verkehrsanbindung“. Wenn Makler semi-optimale Immobilien schönreden möchten, kramen sie nicht selten ganz tief in der Euphemismus-Kiste. Diesen Sprachcode zu entschlüsseln, ist für Laien oftmals nicht leicht und die Enttäuschung dafür oft umso größer, wenn sie feststellen, dass „gut erhalten“ eigentlich renovierungsbedürftig meint, „Liebhaberobjekt“ eher als Bruchbude zu verstehen ist und sich hinter „gute Verkehrsanbindung“ die Lage an einer Hauptverkehrsstraße verbirgt.

Oft flüchten sich Makler in wahre Sprachblüten, um bei potentiellen Interessenten positive Assoziationen hervorzurufen. Wer in einem „charmanten Häuschen“ eine architektonische Perle wähnt, ist dabei ebenso auf dem Holzweg wie jene, die denken, dass „souterrain“ auf eine besonders französische Bauweise hindeutet. Tatsächlich ist ein „charmantes Häuschen“ nämlich ein hässlicher Klotz und „souterrain“ der wohlklingende Begriff für Keller. Das Muster dahinter ist immer gleich: Es gilt, einen Makel in eine Floskel zu kleiden, die das Negative in etwas Positives verkehrt. Manchmal werden Formulierungen aber auch bewusst unpräzise gehalten. Wer zum Beispiel „Isolierverglasung“ liest, denkt nicht selten, hierbei handele es sich um besonders moderne Fenster. Dieser Schluss ist falsch. Denn: Fenster können einfach, zwiefach oder dreifach isoliert sein und aus den Siebzigern oder aus dem Jahre 2018 stammen. All das geht aus der Formulierung nicht hervor. Wer einmal für das Maklerdeutsch sensibilisiert ist, wird es leichter haben, unliebsame Missverständnisse zu vermeiden und hinter Begriffen wie „individuelle Architektur“ und „clever, pfiffig geschnitten“ das erkennen, was es eigentlich ist: Ein Haus mit Anbau am Anbau des Anbaus und einen ungünstigen Grundriss, der kaum erlaubt, die Möbel richtig zu stellen. Seien Sie wachsam und kritisch und fragen Sie im Zweifelsfall lieber noch einmal nach, was genau gemeint ist. Ein Wörterbuch Maklerdeutsch gibt es nämlich leider noch nicht.

Bellassai & Sigmund